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Titel
| STRAUBINGER
Jahr“, sagt Ernst Hinsken, „war immer ein Ex-
tra-Sackerl dabei“, es war wohl doch mehr aus
Versehen als aus Sparzwang. Aber in jedem
Fall ist peinlich, wenn schon am Stetthaimer
Platz die Bonbons ausgehen. Ein Straubinger
Auszug muss ja eine gewisse Grandezza aus-
strahlen; wenn aber schon am Stetthaimer
Platz die Bonbons ausgehen, strahlt gar nix
mehr, kein Kind, keine Grandezza, und dann
strahlt auch kein Politiker mehr.
Carolin Reiber artikuliert ja
auch voller Grandezza
Denn dieser Auszug ist von so hoher Bedeu-
tung, dass sogar die Carolin Reiber für den
BR einmal mitgefahren ist. Das war beinah
ganz unkompliziert, weil die Stars des BR ja
eh immer beinah unkompliziert sind. Denn es
war so: Alle sitzen schon in der Kutsche. Da
entdeckt die Carolin Reiber, dass ihr Platz nicht
optimal ist. Das artikuliert sie auch. Also alle
raus. Man steigt ein zweites Mal ein. Der Kut-
scher will los. Da entdeckt die Carolin Reiber,
dass der neue Platz auch nicht optimal ist. Das
artikuliert sie auch. Also raus, zum dritten Mal
rein, und schon hat’s gepasst. Ganz unkompli-
ziert halt, und die Carolin Reiber artikuliert ja
auch voller Grandezza, und kompliziert ist beim
BR eh nur der Beleuchter.
Der nämlich wollte zur besseren Beleuch-
tung in die Reiber-Kutsche einen Schrauben
reinschrauben, was aber den Kutscher zum
Schreien brachte. „Geh, die alte Kutsche da“,
hat da der Beleuchter gesagt; daraufhin hätte
es beinah geschnalzt und der Kutscher hätte
ihn zurück an die Isar gesprengt: „Der hätt na“,
berichtet ein Augenzeuge, „boid mit da Goaßl
weghaut.“ Aber letztlich sind alle glücklich zum
Hagen kutschiert.
Das werden auch heuer hoffentlich alle wieder.
Aber mit wie vielen Pferden? Die SAUV hat
nämlich darüber nachgedacht, ob für Politiker-
Kutschen statt bisher vier Rössern pro Kutsche
das heißt wohl, dass es auch nach damaligen
Maßstäben sehr, sehr viel Bier war, das vom
Irlbecker hergestellt worden ist. Es klingt ein
bisserl bedauernd, wie sie dann sagt: „Etz is
’s ja a Limo.“ Und dann ist der Sechserzug los.
Der Falter Baptist hat die Bremse reingetan,
damit die Rösser sich ein bisserl schinden und
von ihrer ganzen unbändigen Kraft ein bisserl
was loswerden, und dann rauf auf den Anto-
niusberg, mit Karacho, und es sind Funken ge-
flogen. So war das immer im Auszug, und so
ist es in etwa heute noch. „Pferde“, sagt des-
halb Ernst Hinsken, „sind von so einem Zug
nicht wegzudenken. Und die Leute erfreuen
sich sehr an den Pferden.“
30 Mal war unser Alt-MdB im Auszug dabei.
Politiker sind sehr wichtig für einen Auszug.
Erstens ist es sehr schön, wenn einer aus
einer Kutsche winkt und man als Zuschauer
dann „wer isn des neben dem Hinsken?“ rät-
seln kann. Und zweitens werfen die Politiker
aus den Kutschen Bonbons, und das ist ein
Highlight, vor allem für die nachwachsende
Generation. Aber einmal waren die Bonbons
schon am Stetthaimer Platz aus.
Warum, weiß man nicht. Wollte die SAUV als
Auszugveranstalter sparen? „Ab dem nächsten
30 Mal hat Ernst Hinsken während seiner poli
tischen Karriere aus einer Kutsche gewunken.