Previous Page  12 / 100 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 12 / 100 Next Page
Page Background

10

Titel

| STRAUBINGER

Jahr“, sagt Ernst Hinsken, „war immer ein Ex-

tra-Sackerl dabei“, es war wohl doch mehr aus

Versehen als aus Sparzwang. Aber in jedem

Fall ist peinlich, wenn schon am Stetthaimer

Platz die Bonbons ausgehen. Ein Straubinger

Auszug muss ja eine gewisse Grandezza aus-

strahlen; wenn aber schon am Stetthaimer

Platz die Bonbons ausgehen, strahlt gar nix

mehr, kein Kind, keine Grandezza, und dann

strahlt auch kein Politiker mehr.

Carolin Reiber artikuliert ja

auch voller Grandezza

Denn dieser Auszug ist von so hoher Bedeu-

tung, dass sogar die Carolin Reiber für den

BR einmal mitgefahren ist. Das war beinah

ganz unkompliziert, weil die Stars des BR ja

eh immer beinah unkompliziert sind. Denn es

war so: Alle sitzen schon in der Kutsche. Da

entdeckt die Carolin Reiber, dass ihr Platz nicht

optimal ist. Das artikuliert sie auch. Also alle

raus. Man steigt ein zweites Mal ein. Der Kut-

scher will los. Da entdeckt die Carolin Reiber,

dass der neue Platz auch nicht optimal ist. Das

artikuliert sie auch. Also raus, zum dritten Mal

rein, und schon hat’s gepasst. Ganz unkompli-

ziert halt, und die Carolin Reiber artikuliert ja

auch voller Grandezza, und kompliziert ist beim

BR eh nur der Beleuchter.

Der nämlich wollte zur besseren Beleuch-

tung in die Reiber-Kutsche einen Schrauben

reinschrauben, was aber den Kutscher zum

Schreien brachte. „Geh, die alte Kutsche da“,

hat da der Beleuchter gesagt; daraufhin hätte

es beinah geschnalzt und der Kutscher hätte

ihn zurück an die Isar gesprengt: „Der hätt na“,

berichtet ein Augenzeuge, „boid mit da Goaßl

weghaut.“ Aber letztlich sind alle glücklich zum

Hagen kutschiert.

Das werden auch heuer hoffentlich alle wieder.

Aber mit wie vielen Pferden? Die SAUV hat

nämlich darüber nachgedacht, ob für Politiker-

Kutschen statt bisher vier Rössern pro Kutsche

das heißt wohl, dass es auch nach damaligen

Maßstäben sehr, sehr viel Bier war, das vom

Irlbecker hergestellt worden ist. Es klingt ein

bisserl bedauernd, wie sie dann sagt: „Etz is

’s ja a Limo.“ Und dann ist der Sechserzug los.

Der Falter Baptist hat die Bremse reingetan,

damit die Rösser sich ein bisserl schinden und

von ihrer ganzen unbändigen Kraft ein bisserl

was loswerden, und dann rauf auf den Anto-

niusberg, mit Karacho, und es sind Funken ge-

flogen. So war das immer im Auszug, und so

ist es in etwa heute noch. „Pferde“, sagt des-

halb Ernst Hinsken, „sind von so einem Zug

nicht wegzudenken. Und die Leute erfreuen

sich sehr an den Pferden.“

30 Mal war unser Alt-MdB im Auszug dabei.

Politiker sind sehr wichtig für einen Auszug.

Erstens ist es sehr schön, wenn einer aus

einer Kutsche winkt und man als Zuschauer

dann „wer isn des neben dem Hinsken?“ rät-

seln kann. Und zweitens werfen die Politiker

aus den Kutschen Bonbons, und das ist ein

Highlight, vor allem für die nachwachsende

Generation. Aber einmal waren die Bonbons

schon am Stetthaimer Platz aus.

Warum, weiß man nicht. Wollte die SAUV als

Auszugveranstalter sparen? „Ab dem nächsten

30 Mal hat Ernst Hinsken während seiner poli­

tischen Karriere aus einer Kutsche gewunken.