espresso Magazin Februar 2021

25 PEOPLE Nadine Schubert hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dem Plastik den Gar- aus zu machen. 2013 war sie die erste deutsche Bloggerin, die sich dem Thema gewidmet hat. Bald darauf erschien ihr erstes Buch „BESSER LEBEN OHNE PLASTIK“ , das schnell zum Bestseller wurde. Heute lebt Nadine, die einige Jahre als Radiomoderatorin in Ingolsatdt gearbeitet hat, als freie Autorin. Im In- terview spricht die engagierte Plastikfrei-Expertin über ihre Zeit in Ingolstadt, ihren krassen Lebenswandel und die großen Freiheiten ihres jetzigen Lebens. ESPRESSO: Nadine, hättest du dir damals, als du noch in Ingolstadt beimRadio gearbei- tet hast, vorstellen können, dass du später mal eine gefragte Expertin für plastikfreies Leben werden könntest? NADINE: Im Leben nicht! Damals war ich 22 und weit davon entfernt. Ich wusste auch 2013 nicht, welche Ausmaße das mal annimmt. Aber daran sieht man: Das Leben ist voller Überra- schungen. ESPRESSO: Wann war der Moment, als du das erste Mal angefangen hast, dir über Plastik intensivere Gedanken zu machen? NADINE: Der Auslöser war eine Reportage im Fernsehen. Sie zeigte vermüllte Ozeane und Strände, an Plastik sterbende Tiere und, dass Plastik uns krank macht, weil es aus Verpackun- gen in den Körper wandert. Das hat mich so schockiert, dass ich sofort beschloss: Bei Familie Schubert ist ab heute Schluss mit Plastik. ESPRESSO: Welche Dinge hast du zu aller erst von der Einkaufsliste gestrichen, als du ins plastikfreie Leben gestartet bist? NADINE: Zuerst alles, was in Tetrapacks steck- te. Denn die machten den größten Teil unseres Plastikmülls aus. Milch gab´s nur noch imGlas, Saft in Pfandflaschen aus der Region. Ich bin auch gleich mit meinen Dosen zumMetzger und an die Käsetheke. Das hat sehr schnell Wirkung gezeigt, denn unser Müll wurde innerhalb kür- zester Zeit um die Hälfte reduziert. Aufwändig war es überhaupt nicht. Ich musste nur in dem Supermarkt, in dem ich sonst auch eingekauft habe, zu einem anderen Produkt greifen. ESPRESSO: Wie hat deine Familie damals reagiert, als du klargemacht hast: jetzt gibt's vieles nicht mehr? NADINE: (Lacht) Ich hab das einfach für alle mitbeschlossen - geht schneller. Nein, im Ernst, alle waren dabei. Mein Mann sagte: Bier gibt´s eh imGlas, also kein Problem. ESPRESSO: Gibt es bei euch in der Familie einen Plastik-Cheatday oder generell auch mal Ausnahmen? NADINE: Ausnahmen gibt´s im Urlaub. Wir fahren IMMER nach Italien und da ist es manch- mal schwer, bestimmte Dinge zu finden. Und deshalb dürfen die Kinder dort auch mal Chips kaufen. Daheimmach ich die selbst. Man sieht, ich bin nicht die total strenge Mama. ESPRESSO: Wenn du durch einen Super- markt gehst und siehst, wie viel Plastik die Leute gedankenlos in den Einkaufswagen wer- fen...was denkst du dir in solchen Momenten? NADINE: Ich denke mir schon oft „Mensch, was stopft ihr da in eure Kinder rein?“, aber es hilft nichts. Ich spreche niemanden an, sonst hätte ich bald überall Hausverbot. Wenn ich jemanden kenne, kann ich mir einen Kommentar aber nicht verkneifen. ESPRESSO: Warum glaubst du, dass dein erstes Buch „Besser leben ohne Plastik“ so erfolgreich wurde? NADINE: Weil´s das erste war und ich mit dem Thema schon bekannt gewesen bin. Und es liegt auch an der Sprache, den kurzen, leicht verständlichen Texten. Da kommt mir meine Radio-Vergangenheit entgegen. Da musste auch alles kurz und knapp auf den Punkt gebracht werden. Persönlich geht es mir aber auch so, dass ich keine drei Seiten lesen will, um ein Rezept umzusetzen. “ Im Urlaub dürfen die Kinder auch mal Chips kaufen. Man sieht, ich bin nicht die total strenge Mama. Des PLASTIKS ALBTRAUM schlimmster

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