espresso Magazin April 2021

12 PEOPLE Anzeige ich eh nur sehr selten an. Viele Brautpaare sagen auch, dass sie froh waren, dass nur die engsten Freunde mit dabei waren und sie dadurch Zeit für ihre Gäste hatten. Viele sehen es positiv, dass sie ge- sellschaftlich nicht dazu gezwungen waren, jeden einzuladen. Jeder versteht es jetzt, wenn man nur den engsten Freundes- und Verwandtenkreis ein- lädt. Dadurch wird es viel intimer. Die meisten Hochzeiten finden in den wärmeren Monaten des Jahres statt. Wie sieht deine Arbeit in den Wintermonaten aus? So stark ist das gar nicht mehr. Durch Corona ist es jetzt breiter gefächert, etwa zwischen März und November. Die letzte Hochzeit im vergangenen Jahr hatte ich z.B. am 30. Dezember. Dann kom- men natürlich noch die Weihnachtsgutscheine und Weihnachtsfotos hinzu. Ich mache auch viele kreative Sachen, zeige Brautpaaren, wasmöglich ist und führe Vorgespräche für den Sommer. Aktuell ist auch ein großer Babyboom, sodass ich gerade viele Babys und Familien fotografiere. Oft sind das auch Brautpaare der letzten Jahre. Da ist man dann gefühlt schon voll in der Familie integriert. Eine meiner Hauptbeschäftigungen in den Wintermo- naten ist außerdem die Jahresbuchhaltung (lacht). Mit welchem Gefühl gehst du in die jetzt wieder startende Hochzeitssaison? Corona lässt ja im- mer noch Vieles im Ungewissen. Ich gehe mit einem guten Gefühl rein und freue mich total. Meine Brautpaare sagen immer, ich sei der größte Optimist. Aber wenn ich auch noch den Kopf in den Sand stecke, projiziert sich das auf mei- ne Brautpaare. Letztes Jahr wurde innerhalb we- niger Wochen die erlaubte Gästezahl wieder nach oben geschraubt. Auf das hoffe ich jetzt wieder. Ich bleibe also dieOptimistin und hoffe, dass wir alle so feiern können, wie wir es geplant haben - zur Not finden wir halt einen Plan B. Ich vertraue darauf, dass sich alles zumGutenwendet und versuche das auch auzustrahlen. Welches Equipment nimmst du mit auf eine Hochzeit? Trotz meines Informatikhintergrunds bin ich gar nicht so der Technik-Mensch. Ich nehme immer zwei Kameras (Canon 7D Mark 2, Anm.) mit, eine davon als Backup, ein paar Objektive und einen Blitz. Allerdings habe ich einNotfallsäckchen dabei, mit Taschentüchern, Putzzeug, Nadel und Faden… Man erlebt ja einiges, sogar ein gerissenes Braut- kleid gab es schon. Also war dein Notfallsäckchen schon im Einsatz? Es war schon alles im Einsatz. Zum Beispiel, wenn die Braut beim Shooting in den Schlamm tritt. Mein Rucksack ist also immer voll, aber wie gesagt gar nicht so sehr mit Technik, sondern mit “Erste Hilfe”-Ausrüstung (lacht). Was gibst du deinen Hochzeitspaaren mit auf den Weg? Viele Menschen schauen zu sehr darauf, was ande- re über sie denken könnten. Das finde ich immer schade. Eine Hochzeit soll die Paare repräsentie- ren. Ich frage bei Paar-Shootings immer, ob sie eher die Händchenhalter oder die In-den-Arm-Nehmer sind beim Spazierengehen. Wenn ich Fotos mit einer Umarmung mache, das Pärchen aber lieber Händchen hält und sich hinterher denkt, “das sind wir eigentlich gar nicht”, ist das das Schlimmste, was passieren kann. So ist es auch bei der Hoch- zeit. Wenn die Leute keine Lust auf einen Gasthof haben, dann sollen sie es im Freien machen. Wenn sie kein Menü wollen und lieber Pizza bestellen, dann bestellen sie eben Pizza. Die Leute sollen am Ende die Fotos anschauen und sich denken: Geil, das war unsere Party, so wie wir sie uns vorgestellt haben. Klar inspirieren Instagram und Pinterest immer, aber wenn z.B. dieser Boho-Trend nichts für euch ist, dann macht es nicht. Es soll die Hoch- zeit der Brautpaare werden und keine für das In- stagram-Publikum. Das gebe ich immer mit und hoffe, dass die Leute sich das zu Herzen nehmen. Was fotografierst du abseits von der Hochzeits- fotografie noch gerne? Landschaften, Paare, Babys, Babybäuche, Business- bilder für Gründer… also eigentlich alles, was mit Menschen zu tun hat. Ich bin jemand, der es gerne natürlich mag. Bei mir muss das Foto in der Kame- ra schon gut aussehen, die Bildbearbeitung macht nur noch den Feinschliff. Es ist auch schön, diese Abwechslung zu haben. Bei Hochzeiten ist man die ganzen Stunden auf Zack, bei einemBaby hingegen kann man sich viel mehr Zeit lassen. Die kleinen Hände, die Haare, die Ohren… man hat einfach viel mehr Zeit sich künstlerisch zu entfalten. Ich liebe denMix aus all dem. Es wird nicht langweilig. Sarah, vielen Dank für das Gespräch. ICH BLEIBE OPTIMISTIN

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