espresso Magazin April 2021

ESPRESSO: Wie hat sich die Pan- demie auf deinen Job ausgewirkt? JACKIE: Corona hat sich insofern bei mir bemerkbar gemacht, dass meine Ausbildung zwischendurch pausiert wurde, sich somit weit nach hinten gezogen hat und es derzeit äußerst schwierig ist, überhaupt an irgendwelche Jobs in der Luftfahrtbranche zu kommen. Seit kurzem habe ich einen Teilzeitjob bei der DFS Aviation Services in Langen als Simulationspilotin für die Ausbildung und das Training der Fluglotsen, außerdemwerde ich bald als Fluglehrerin bei der Flight Academy Speyer arbeiten und dort auch Aufgaben in der Administration überneh- men und beimOrganisationsteammitwirken. Vielleicht werde ich auch ab und zu meiner früheren Tätigkeit als Flugleiterin inWorms nachgehen. Zurzeit gibt es schon Möglichkei- ten, man darf eben nicht wählerisch sein. Aber das bin ich auch nicht, solange es etwas mit Fliegen zu tun hat, habe ich immer Spaß dabei! ESPRESSO: Wie sehen deine berufli- chen Pläne für die fernere Zukunft aus? JACKIE: Irgendwann würde ich schon gerne in einem größeren Cockpit sit- zen und mehr von der Welt sehen. Am liebsten würde ich im Bereich Business Aviation fliegen. ESPRESSO: Welchen Rat hast du für zukünftige Pilot*innen? JACKIE: Wenn ihr einen Traum habt, kämpft dafür. Es wird immer einenWeg geben, auch wenn es nicht der leichteste ist. Das Wich- tigste daran ist, dass ihr an euch glaubt – ganz egal, was andere sagen. Seid dankbar für jeden Moment in eurem Leben, für jede Sache und für jeden wichtigen Menschen. Für alles, was so selbstverständlich erscheint, dass man fast vergessen hat, all dem Beachtung zu schenken. Nehmt nicht nur, sondern gebt genauso etwas zurück. Der Rest ergibt sich dann von selbst! en oder vielleicht auch in den Norden, nach Norwegen und Schweden. Für dieses Jahr planen meine Fliegerkameraden mehrere Trips nach Frankreich, wo sie schon öfter waren, unter anderem an den Ärmelkanal. Das würde ich super gerne miterleben! Auch war es schon immer ein Traum von mir, von der Ostküste der USA an die Westküste zu fliegen. ESPRESSO: Wird das Gefühl, durch die Luft zu fliegen, irgendwann zur Ge- wohnheit oder ist es jedes Mal aufs Neue aufregend und überwältigend? JACKIE: Wenn man wirklich für die Fliegerei brennt, wird es nie langweilig. Natürlich gewöhnt man sich bis zu einem gewissen Grad daran, besonders wenn man beispielsweise immer wieder die gleichen Strecken fliegt. Trotz allem ist kein Flug wie der andere, jedes Mal erlebt man etwas Neues und eigentlich ist es wie eine Sucht: Je öfter man fliegt, desto mehr will man auch fliegen. Kein Scherz, ich bekomme schlechte Laune, wenn ich zu lange am Boden bin! ESPRESSO: Gab es auch mal gefährli- che Situationen während eines Fluges? JACKIE: Bislang habe ich nur leicht kriti- sche Situationen erlebt, wie zum Beispiel eine Vergaservereisung oder einen Leistungsabfall durch verrußte Zündkerzen. Man bereitet sich ja auf jeden Flug entsprechend vor, ist trainiert und auch die Flugzeuge werden mindestens einmal im Jahr technisch geprüft. Gefährliche Situationen treten dann eher in Flugplatznähe auf, wo sich der Flugverkehr ballt – wenn viel los ist und ein anderer Pilot keine genauen Positi- onsmeldungen angibt oder rücksichtslos in die Platzrunde einfliegt, kann man sich gegenseitig schon mal zu nahe kommen. Dies kann man unter Umständen selbst gar nicht beeinflussen, deswegen habe ich davor den größten Respekt. ESPRESSO: Die Steuerung von Flugzeugen ist noch weitgehend eine Männerdomäne. Nur 5% der Pilot*innen weltweit sind weib- lich. Woran liegt das deiner Meinung nach? JACKIE: Das wüsste ich auch gerne! Ich vermute, dass viele Mädchen oder Frauen von der Technik abgeschreckt sind oder denken, dass das Fliegen etwas Unerreichbares ist und sie hierfür nicht geeignet sind. Was nicht stimmt, denn das hängt nicht vomGeschlecht ab. Frauen und Männer ergänzen sich sogar sehr gut im Cockpit, da Männer eher rational und faktenorientiert denken und sich ihre Aufmerk- samkeit auf eine einzige Sache konzentriert, während Frauen das Gesamtbild betrachten und eher nach Gefühl fliegen bzw. handeln. 18 PEOPLE DAS GANZE INTERVIEW GIBT'S ONLINE UNTER ESPRESSO-MAGAZIN.DE L Ich bekomme schlechte Laune, wenn ich zu lange am Boden bin!

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