espresso Magazin April 2021

KULTUR GEISTESBLITZ Die Idee für ihren Debütro- man „Thron aus Sturm und Sternen“ kamAnnie Waye in einem Traum 25 ESPRESSO: Annie, letztes Jahr hast du nach einer langen Zeit des Wartens endlich einen Verlag für dein Manuskript zu „Thron aus Sturm und Sternen“ ge- funden. Wie hast du dich gefühlt, als die Zusage hereingeflattert kam? ANNIE: Es war das schönste Gefühl über- haupt! Ich schreibe schon, seit ich ca. 12 Jahre alt bin, und es war seitdemmein Traum, endlich mein erstes Buch zu veröffentlichen. Es hat viel zu lange nicht danach ausgesehen, als würde das passieren. Vor allem für das Manuskript von „Thron aus Sturm und Sternen“ habe ich mir immer weniger Hoffnungen gemacht. Ich habe etwa zwei Jahre lang nach einem Verlag dafür gesucht. Die Zusage zu bekommen hat sich wie das Ende einer langen Reise angefühlt, bei der sich aber jeder Schritt gelohnt hat. ESPRESSO: Wie kamst du zum Schreiben? ANNIE: Schon in der Grundschule habe ich Fantasy-Wälzer wie „Eragon“ verschlungen. Ich habe sehr viel gelesen, und mit der Zeit sind auch meine Ansprüche gestiegen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass alle Fantasy-Bücher nur noch gleich klingen. „Normales Mädchen findet heraus, dass sie magische Kräfte hat, muss die Welt retten und verliebt sich in einen mysteriösen Fremden, von dem sie nicht weiß, ob sie ihm vertrauen kann“. Irgendwann sagte meine Mutter zu mir: „Wenn dir keine Bücher mehr gefallen, schreib doch selbst welche.“ Und das habe ich dann so beherzigt – und die Bücher geschrieben, die ich selbst gerne lesen wollte. ESPRESSO: Wenn man als junger Mensch von einer Karriere als Autor*in träumt, hat man bestimmte Vorstellungen im Kopf. Wie hast du dir das Autorenleben früher vor- gestellt und wie sehr unterscheidet es sich von der Wirklichkeit, die du jetzt lebst? ANNIE: Ich glaube, bei jedem künstleri- schen Beruf hat man eine eher romantisierte Vorstellung im Kopf, allen voran damit, dass ein Autor die Million auf dem Konto haben muss. Dabei trifft es das Klischee des einsamen Schreibers, der in seinem verstaubten Arbeits- zimmer sitzt und vor sich hin schreibt, schon viel besser. Aber das ist nur ein Teil des großen Ganzen. Zum Autorendasein gehört heute viel mehr – zumindest, wenn man es richtig machen will. Marketing und Netzwerken sind nur zwei Dinge, die meiner Meinung nach unentbehrlich für den Autorenberuf sind. ESPRESSO: Was ist für dich das Allerbeste am Autorinnen-Dasein? ANNIE: Das positive Feedback von anderen. Natürlich schreibt man in erster Linie Geschich- ten, die einem selbst gefallen, lebt dabei aber auch mit der Angst, dass man vielleicht der Einzige sein könnte, der sie gut findet. Aber imOptimal- fall kommen nach und nach größere Personen- kreise dazu, denen es gefällt: Zum Beispiel zuerst Familie, Freunde und Testleser, dann der Lektor eines Verlags, der einem die Zusage für das Manu- skript gibt, und schließlich begeisterte Leser, die einem z.B. auf Social Media schreiben. Für mich ist es das schönste Gefühl, zu wissen, dass ich andere, auch wildfremde Menschen, mit meinen Geschichten mitreißen und berühren kann. ESPRESSO: Was macht für dich die Faszination am Schreiben aus? ANNIE: Schreiben ist für mich wie Fernsehen für andere – nur, dass ich eben die Kontrolle über das habe, was passiert. Ich kann mich in meine eigenenWelten flüchten und mich dort austoben, wie es mir gefällt. Oder Dinge aufarbeiten, die in meinem Leben passiert sind. Ich habe alle Freiheiten und kann das in vollen Zügen ausnutzen. Das macht es zu einem wundervollen Ausgleich zu meinem Alltag. ESPRESSO: In welcher Umge- bung schreibst du am liebsten? ANNIE: Am liebsten schreibe ich in mei- nem Arbeitszimmer auf dem Sofa. Wenn ich schreibe, muss ich unbedingt Musik auf den Ohren haben. Ich habe für alle möglichen Stimmungen und Manuskripte verschiedene Playlists erstellt, die dann beim Schreiben rauf und runter laufen. Wenn dann noch eine Tasse Tee neben mir steht und das Handy weit weg ist, sind die Voraussetzungen perfekt. ESPRESSO: Wie schwer fällt es dir, aus deinen fiktiven Welten wieder in den Alltag zurückzukommen, beispielsweise nach einem langen produktiven Tag des Schreibens? ANNIE: Es ist wirklich gar nicht mal so einfach! Auch da gibt es Parallelen zum Fernsehen. @anniewaye.author @anniewaye.author L Schon in der Grundschule habe ich Fantasy-Wälzer wie Eragon verschlungen.

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