espresso Magazin April 2021

Wenn man gerade mitten in einer tollen Serie steckt, will man sie am Stück zu Ende schauen. Das habe ich auch manchmal beim Schreiben, wenn ich unbedingt noch das Kapitel beenden möchte und dafür alles andere schleifen lasse. Und in Gedanken ist ein Teil von mir eigentlich die ganze Zeit bei meinen Büchern. Ich glaube, meine Freunde und Familie haben sich inzwi- schen schon damit abgefunden, dass ich geistig immer an mehreren Orten gleichzeitig bin. ESPRESSO: Was hat dich zu der Ge- schichte deines Debütromans inspiriert? ANNIE: Ich denke, das war eine Mischung aus Traum und Recherche. Ich hatte einen span- nenden Traum, den ich sofort aufgeschrieben und aus dem ich mir ein paar Sachen herausge- pickt habe, die ich besonders interessant fand. Diese haben mich für das Setting inspiriert, das ans Osmanische Reich angelehnt ist. Allein durch meine Recherche zur Kultur und dem Alltag imOsmanischen Reich haben sich viele Ideen ergeben, was in meinem Buch noch alles passieren könnte. So haben sich mit der Zeit verschiedenste Puzzleteile zusammengefügt. ESPRESSO: Was war das Interessan- teste oder auch Überraschendste, auf das du bei deinen Recherchen zum Os- manischen Reich gestoßen bist? ANNIE: Besonders spannend war für mich die zeitliche Komponente meiner Recherche, allen voran die Frage: Welche Technologien hatten sie im frühen 19. Jahrhundert überhaupt schon? Was gab es und was noch nicht? Die Technolo- gien, mit denen wir aufwachsen, sind für uns so selbstverständlich, dass wir uns gar nicht fragen, seit wann es sie überhaupt gibt. Für mich war es interessant zu verfolgen, welche Erfindungen nach und nach dazugekommen sind – beispiels- weise, dass die Konservendose erst ein paar Jahre nach der Dampf-Lokomotive erfunden wurde. ESPRESSO: Wenn du einen Tag in der Welt von „Thron aus Sturm und Sternen“ verbrin- gen dürftest, was würdest du alles machen wollen? ANNIE: Ich würde auf jeden Fall mit der Eisenbahn einmal quer durchs Land fahren und dabei die schönsten Orte abklappern, einen Basar besuchen, in der Hauptstadt spazieren gehen … vorausgesetzt, das Reich befindet sich gerade nicht wieder mitten in einem Krieg. ESPRESSO: Was ist das Besondere an deinem Buch, das es aus der großen Masse an Fantasy-Büchern herausstechen lässt? ANNIE: Das wäre einerseits das orientalisch überarbeiten oder neuschreiben müsste, bis sie ein Verlag zu Gesicht bekommen dürfte. ESPRESSO: Die aktuelle Lage kann schon mal aufs Gemüt schlagen. Fällt dir das Schrei- ben jetzt in der Pandemie schwerer? Oder vielleicht sogar leichter, weil du jetzt noch weniger Ablenkung hast? ANNIE: Teils, teils. Einerseits habe ich deutlich mehr Zeit als vorher und auch einen größeren Willen, mir diese Zeit zu nehmen, weil es im Lockdown sowieso nicht viel gibt, was man sonst machen kann. Woran es mir aber fehlt, ist Inspira- tion. Es hilft mir ungemein, kreativ zu sein, wenn ich selbst Dinge erlebe, mich von meinem eigenen Leben inspirieren lasse. Diese Möglichkeit ist aber zum großen Teil weggefallen. Ohne die Pan- demie wäre ich letztes Jahr nicht annähernd so produktiv gewesen, aber ich hätte wirklich nichts dagegen, wenn bald wieder Normalität einkehrt. ESPRESSO: Träumst du davon, irgendwann nur noch vom Schreiben leben zu können? ANNIE: Das wäre wirklich schön. Wenn man Bücher veröffentlicht, muss man aber aufpassen, seine Ziele nicht zu hoch zu stecken. Nicht viele von uns können vom Schreiben leben, ohne zusätzlich von der Familie oder dem Partner finanziell mitge- tragen zu werden. Ich mag die Vorstellung, mit dem Schreiben genug zu verdienen, dass ich es mir leis- ten könnte, keinen zweiten Job zu haben, aber ich habe es auch nicht eilig. Gerade eben schließe ich mein Studium ab und freue mich darauf, dann auch in einem dazu passenden Beruf arbeiten zu können. angehauchte Setting – die meisten Fantasy-Bü- cher spielen entweder in unserer Welt oder in einer mittelalterlichenWelt. Hier weicht mein Buch stark von der Norm ab. Außerdem legen die meisten Fantasy-Jugendbücher einen starken Fokus auf eine Liebesgeschichte, die bei mir aber nur am Rande vorkommt. Was meine Leser aber ammeisten begeistert, sind die Seelentiere. Das sind magische Tiere, die auf ewig mit ihrem Partner verbunden sind und ihm besondere Kräfte verleihen können. Die verleihen dem Ganzen nochmal das besondere Etwas. ESPRESSO: Wie viele unveröffentlichte Manuskripte liegen noch in deiner Schublade? ANNIE: Es müssten zwischen 25 und 30 sein, wenn man alles einbezieht, was ich jemals geschrieben habe. Da sind aber locker zehn Manuskripte dabei, die aktuell nicht veröf- fentlichungsreif wären und die ich dringend 26 KULTUR A N N I E S L I E B L I N G S B Ü C H E R 1 „DIE TRIBUTE VON PANEM“ VON SUZANNE COLLINS Y 2 „CITY OF BONES“ VON CASSANDRA CLARE Y 3 „MY FIGHT / YOUR FIGHT“, DIE BIOGRAPHIE DER MMA-KÄMPFE- RIN RONDA ROUSEY L Ich glaube, meine Freunde und Familie haben sich inzwischen schon damit abgefunden, dass ich geistig immer an mehreren Orten gleichzeitig bin. FLAMMENHERZ Der zweite Teil von „Thron aus Sturm und Sternen“ erscheint am 26.03.2021 als E-Book. Teil 1 wird im Zuge dessen zwei Wochen lang vergünstigt erhältlich sein. DAS GANZE INTERVIEW GIBT'S ONLINE UNTER ESPRESSO-MAGAZIN.DE

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