espresso Magazin April 2021
SPORT 66 geerbt? Bislang waren wir nur dreimal beim Eislaufen. Die ersten beiden Male fand er es cool, bis er hin- gefallen ist und nass war. Beim dritten Mal hatte er eine Ausrüstung an und fand es super. Dann kam Corona und es war nicht mehr möglich, zum Schlittschuhlaufen zu gehen. Deshalb habe ich ihm jetzt Inliner gekauft – innerhalb von drei Tagen konnte er darauf stehen und laufen. Aber er spielt auch genauso gerne Fußball und mir ist es egal, welchen Sport er treibt, solange er dabei glücklich ist, sich bewegt und nicht nur vor dem Fernseher sitzt. Welchen Beruf hättest du ergriffen, wenn du kein Hockeyspieler geworden wärst? Zum Ende meiner Schulzeit hatte ich vor, eine Ausbildung zum Bankkaufmann zu machen, auch Polizist wäre eventuell eine Option gewesen. Doch dann kam relativ schnell die Leihe zu den Füchsen Duisburg in die 2. Liga, wo die Bedingungen schon recht profimäßig waren, so dass keine Zeit für eine Ausbildung blieb. Auf Instagram hast du deine selbst entworfene Hockey Streetwear Collection und dein eigenes Logo bei scallywag vorgestellt – wie kam es dazu und macht dir Mode Spaß? Ich hatte Kontakt zu den Leuten von scallywag, deren Ideen sich sehr cool angehört haben. Für mich war es eine schöne Nebenbeschäftigung, das Ganze mitzuentwickeln. Ich glaube, dass die Klamotten auch für die Fans eine gute Möglich- keit sind, sich mit einem Spieler zu identifizieren. Fashiontechnisch laufe ich aber nicht jedem Trend hinterher, sondern bin diesbezüglich eher einfach gestrickt und fühle mich auch in Jogginghosen wohl. Ich bin sicher kein Modezar (lacht). Womit verbringst du deine Zeit, wenn du nicht auf dem Eis stehst? In erster Linie verbringe ich meine Freizeit mit meinem Sohn und meiner Familie. Ansonsten bin ich sehr sportaffin und schaue mir alles im Fernsehen an, egal ob Formel 1, Tennis, Biathlon oder sonstigenWintersport – gerade jetzt, wo man oft zuhause ist. Ich bin großer Borussia Dortmund-Fan und verfolge daher auch die Bundesliga. Vor Corona hatte ich eine Dauerkar- te und war so oft wie möglich live im Stadion. Im Sommer treffe ich mich häufig mit ein paar Jungs zum Fußball, Tennis oder Rennradfahren, das mache ich sehr gerne. Kommen wir zu einem ernsteren Thema: Seit einem Jahr hat Corona die ganze Welt im Griff, im Eishockey sind Geisterspiele bis zum Saisonende wohl sicher: Wie sehr brauchst und vermisst du persönlich die Fans? Ich finde es sehr traurig, dass keine Fans da sind. Wenn du ein Tor schießt, freust du dich – aber die Halle ist leer und keiner jubelt dir zu. Mir fehlen die Reaktionen der Fans, ob du nun eine gute Aktion abgeliefert oder einen Schuss ge- blockt oder aber einen Fehler gemacht hast. Ich bin ein Typ, bei dem noch ein paar Extraprozent rausgekitzelt werden, wenn man mich anfeuert und glaube, dass ich vor Zuschauern noch einen Tick besser spielen kann als ohne. Die DEL war vor dem Saisonstart monatelang unterbrochen - wie hast du die Eishockey-freie Corona-Zeit, speziell auch die beiden Lock- downs verbracht? Ich habe nach sehr langer Zeit mein Rennrad wieder flottgemacht und bin tatsächlich sehr viel gefahren. Wegen Corona waren die Straßen ziemlich leer, das hat richtig Spaß gemacht. Speziell im ersten Lockdown habe ich die meiste Zeit mir der Familie in unseremGarten verbracht – zumGlück war das Wetter super. Ich habe versucht, den Rasen auf Fußball-Niveau zu bringen. Das hat aber nur zwei Wochen geklappt, inzwischen ist da wieder nur Moos (lacht). An- sonsten habe ich mich beim Training von Monat zu Monat gehangelt, weil man kein fixes Datum für die Vorbereitung hatte. Erst wurde die WM abgesagt, dann der Saisonstart verschoben, das hat die Sache nicht einfacher gemacht. Was vermisst du in Bezug auf die Corona-Be- schränkungen am meisten? Einfach mal wieder ganz entspannt mit der Familie oder mit Freunden zum Essen zu gehen, dazu ein Bierchen zu trinken und gemütlich zusammenzusitzen. Beispielsweise hatten wir im Sommer einen wöchentlichen Stammtisch mit einigen Hockeyspielern, aber nach dem zweiten Lockdown war dann wieder Schluss – das letzte Treffen ist inzwischen rund fünf, sechs Monate her. Das sind Dinge, die vorher selbstverständlich waren und bei denen man jetzt erst merkt, wie wichtig sie einem sind. Was hat die Pandemie mit dir persönlich angestellt? Man bekommt schon eine andere Sichtweise. Man konnte vorher tun, was man wollte, jetzt ist man in verschiedenen Bereichen doch einge- schränkt und lernt die Dinge anders zu schätzen. Letzte Frage: Was sind deine Ziele für die lau- fende Saison - sowohl mit dem Team als auch persönlich? Ich will einfach meinen Teil dazu beitragen, dass wir so erfolgreich wie möglich abschneiden. Das wünsche ich mir auch für die Mannschaft. Der Modus in den Playoffs birgt heuer zwar die Gefahr, dass man bei einem schlechten Tag schon ausgeschieden sein kann, aber wenn wir alle auf den Punkt Top-Leistung abrufen, brauchen wir uns vor keinem verstecken und können sehr weit kommen. Vielen Dank für das Gespräch, Daniel! ICH LAUFE NICHT JEDEM TRENDHIN- TERHER ICH BIN GROSSER DORTMUND- FAN Family time mit Söhnchen Henri und Frau Carina
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