Espresso Juni 2021
leider nie selber kennengelernt, weil er früh gestorben ist, aber er hatte einMusikzimmer in seinemHaus, das meine Tante nach seinem Tod unberührt ließ. Dort stand auch ein Klavier. Immer, wenn ich als Kind an demZimmer vorbei gegangen bin, habe ich durch den Türschlitz gespäht und war ganz fasziniert von diesemKlavier. Und dann haben Sie Ihre Eltern über- redet, auch ein Klavier zu kaufen? Meine Eltern haben ein Klavier angeschafft, als sie merkten, dass das mein größterWunsch war. Am Anfang haben sie sich noch über mich gewundert, weil ich mein Hobby mit solch einer Intensität betrieben habe. Ich habe damals oft acht, neun Stun- den amTag geübt, um die Nervosität zu mindern, die ich vor Auftritten hatte. Meine Eltern haben sich Sorgen gemacht, ob das denn gesund sei, wenn ich mich diesem ständigen Druck aussetze. Und natür- lich gab es auch die Sorge, ob ich denn später einmal damit mein Leben finanzieren könnte. Wir haben ganz offen darüber gesprochen, sie haben diese Fra- gen gestellt und es dann auch akzeptiert, dass ich das machen möchte. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar, es war genau richtig so. Bei meinen Schülern, die ich als Dozent begleite, erlebe ich leider viel zu häufig Eltern, die ihre Kinder zu sehr beeinflussen wollen und ihnen keine Freiheiten geben. Machen Sie sich diesen Druck, von dem Sie sprechen, auch heute noch? Mein Leben ist sehr stark auf meine Arbeit als Pianist ausgerichtet. Ich habe – in Zeiten ohne Corona – 40 bis 50 Auftritte im Jahr. Ähnlich wie bei einemLeistungssportler, der sich gezielt auf einen wichtigenWettkampf vorbereitet, gehört dazu ein verhältnismäßig gigantischer Berg an Vorbereitung, die ich für jedes Konzert investieren muss. Wie ein Sportler stoße ich immer wieder an meine Grenzen, Besuchen Sie unsere neue Homepage unter www.fliesen-koeber.de Kachelofenwärme macht süchtig, zu Nebenwirkungen fragen Sie unseren Ofenbauer Wintershof bei Eichstätt Hohes Kreuz • Tel. 08421/9 79 80 Ingolstadt (im Hause Börner + Co.) Messerschmittstr. 5 • Tel. 0841 /6 18 86 chstätt und Ingolstadt in Ei habe Momente, in denen ich nicht weiterkomme. Da geht man oft durch emotionale Täler. Manchmal vor wichtigen Auftritten wünsche ich mir auch, beruf- lich etwas zu machen, was ich besser kontrollieren kann. Wo ich nicht so im freien Fall bin. Aber dieses Aufregende ist einfach auch toll. Das ist es, was dieser Beruf mit sich bringt und ich liebe es sehr. Wie fühlen Sie sich nach einemAuf- tritt, wenn die ganze Last abfällt? Wenn der Adrenalinspiegel sinkt, habe ich meistens so zwei Tage nach demKonzert ein kurzes Down, eine kleine Krise. Damit weiß ich aber mittlerweile umzugehen. Ich weiß, dass ich mich dann ganz viel bewegen muss. Ich mache viel Sport oder gehe eine extra große Runde mit meinen zwei Hunden, ein- fach, damit ich wieder in den Alltags-Flow komme, der natürlich stark abweicht von demHochgefühl, das man während eines Auftritts verspürt. Ich versuche etwas zu machen, was mich körperlich fordert. Damit ich auch die anderen tollen Seiten des Lebens bewusst wahrnehme. Ich finde es immer eine Gefahr bei einemBeruf wie meinem, bei dem man sich von Höhepunkt zu Höhepunkt hangelt, dass man nur noch glücklich ist, wenn man auf der Bühne steht und ein Publikum vor sich hat. Lassen Sie uns zu Ihrem Podcast zurückkommen. Was möchten Sie mit dem Podcast erreichen? Ich möchte mit meinemPodcast und dem Programm das Publikum direkt ansprechen. Diese Form der Interaktion vermisse ich in der LEISTUNGSDRUCK Schon als Kind hat Markus Kreul stundenlang am Tag Klavier geübt – völ- lig ohne Druck der Eltern, den machte er sich ganz alleine. Seine Arbeit vergleicht er gerne mit der eines Leis- tungssportlers, der sich regelmäßig zu Höchstleistungen antreiben muss. KULTUR 23 L E B E N S L I N I E N Geboren und aufgewachsen in Buschhoven in der Nähe von Bonn Y Klavierstudium in Köln und München Y Nach dem Studium Kon- zerte als Solist, Kammer- musiker und Liedbegleiter in Europa, den USA und Kanada Y Seit 2015 Dozent für Liedbegleitung am Leo- pold-Mozart-Zentrum der Uni Augsburg Foto: Konstantin Volkmar
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