Espresso Juni 2021

46 VINTAGE baby! K Ü C H E N B U F F E T Darf's noch ein Gläschen sein? In Wien lebt das ehemalige Küchenbuffet als Bar wieder auf "Wir haben uns für gebrauch- te Möbel entschieden, weil jedes Stück seine eigene Geschichte erzählt", sagt Michael. Wichtig war ihnen nur, dass die Gegenstände miteinander harmonieren und sich ergänzen. "Die Epochen, Stile, etc. haben wir völlig außer Acht gelassen, da wir uns damit eh nicht auskennen und ich finde, dass sich das Ergebnis sehen lassen kann." Ein Möbelstück, das eine solche Geschichte erzählt, ist das Küchenbuffet von Michaels Oma. "Sie hat es sich zu ihrer Hochzeit gekauft. Ein wirklich schönes Stück, das leider etwas in die Jahre gekommen war. Eine zerbrochene Glas- front, Kratzer, Flecken, Schrammen… Nachdem ich von Restauration nicht wirklich viel Ahnung hatte, habe ich mir ein paar hilfreiche Tutorials angesehen und einfach losgelegt. Das Wichtigste ist, keine Angst zu haben, etwas falsch zu machen. Ich habe mich entschieden, aus dem guten Stück eine Bar zu bauen." Also hat Michael das Küchen- buffet erstmal in seine Einzelteile zerlegt, alles ab- geschliffen, mit Sanding-Sealer bearbeitet, wieder geschliffen und ein paar Schichten Schellack auf- getragen. Danach wieder alles zusammengesetzt, neue Beschläge montiert sowie Beleuchtung und Gläserhalter verbaut. Aufwendig? Aber sicher doch. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. "Man kann die Spuren der Zeit immer noch se- hen und vor allem fühlen", sagt Michael. "Die po- sitiven Eigenschaften wurden durch das Lifting hervorgehoben. Jedes dieser gebrauchten Teile gibt dem Raum seinen ganz eigenen Charme. Um diesen besonderen Stücken noch mehr Wärme zu verleihen und sie noch mehr in den Vorder- grund zu rücken, ist es wichtig, neue Möbelstücke dazu zu kombinieren. Scheinbar edle Materialien, Samt, Vergoldetes, etc. geben ihnen den nötigen Kontrast, um zu glänzen und runden das Erschei- nungsbild ab." Abgesehen davon spielt natürlich für Michael und Stefan der Aspekt der Nachhal- tigkeit eine Rolle. "Viele Haushalte - auch wir - haben wahrscheinlich ein, zwei günstige Stücke von einer schwedischen Möbelhauskette, die aber längst nicht so langlebig sind und vor allem eine triste Geschichte erzählen." D ie Bilder- rahmen sind mit K u n s t d r u c k e n , Postern und selbst- gemalten Bildern von Stefan befüllt. Themen: Alles, was sie mit ihrem Leben verbinden. Von Tie- ren/Pflanzen/Na- tur, über Jazz-Sän- ger*innen bis hin zu Mode-Ikonen. LEBEN SCHELLACK- PLATTENSPIELER VOM FLOHMARKT

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