Espresso Juni 2021
SPORT 6 2 Zuschauen schmerzt schon. Wie weit bist du denn mit der Reha und wann wärst du denn wieder einsatzfähig? Vom Arzt wurde die Empfehlung ausgegeben, rund drei Monate zu warten, bis ich wieder Kör- perkontakt an der Schulter habe. Die wären gera- de beim Vorbereitungsstart auf die neue Saison um. Wenn nichts Gravierendes passiert, könnte ich dann also wieder voll einsteigen. Momentan arbeite ich täglich mit unserem Fitnesstrainer Jörg Mikoleit im Kraftraum, auch ein Laufpro- gramm – teilweise sogar mit Ball – absolviere ich inzwischen. Erkläre unseren Lesern nochmal, welche Verletzung du genau erlitten hast und wie der Prozess zurück auf den Platz aussieht. Es war ein Schlüsselbeinbruch an genau der gleichen Stelle wie im vergangenen November. Ich musste beide Male operiert werden, dann wird die Schulter zwei bis drei Wochen ruhigge- stellt. Anschließend steht Fahrradfahren ohne Beanspruchung der Schulter auf dem Programm. Erst nach sechs Wochen durfte ich den Arm über 90 Grad heben und danach die Belastung langsam steigern. Nachdem die Verletzung zum zweiten Mal passiert ist, sind wir noch etwas vorsichtiger und geben dem Knochen genug Zeit zum Zusammenwachsen. Daher nehmen wir die Sommerpause noch mit, bevor ich wieder ins Mannschaftstraining einsteige. Hast du bei der zweiten Verletzung direkt gewusst, dass es wieder ein Bruch ist? Ich habe zumindest gemerkt, dass etwas nicht stimmt, konnte aber den Arm besser bewegen als beim ersten Mal. Das lag aber daran, dass der Draht aus der ersten OP den Knochen noch zusammengehalten hat. Diesmal wurde eine Platte eingesetzt, um für noch mehr Stabilität zu sorgen. Hast du auf die zweite Diagnose anders Rico mit seiner Freundin Maren reagiert und wie geht man mit der psychischen Belastung um? Ich war tatsächlich geschockter, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Die Aussicht auf eine erneute Operation, das wahrscheinliche Sai- son-Aus und das Ganze nochmal durchmachen zu müssen, war psychisch schon schwieriger zu verkraften als bei der ersten Verletzung. Aber ich habe dann schnell nach vorn geschaut, denn ich kann es nicht ändern und muss das Beste draus machen. Ich bin mental so stark, dass ich das abhaken kann. Wer hat dich während der langen Zwangspause am meisten unterstützt? Meine Freundin hat die ganze Verletzungsge- schichte zweimal mit mir durchgestanden und meine Laune ertragen müssen, wenn mich alles genervt hat (lacht). Auch meine Eltern und mein Bruder haben mir viel geholfen. Das sind die Rückzugsorte, wo ich Kraft tanke. Glaubst du, dass du nach deiner vollständigen Genesung wieder komplett unbefangen auf dem Platz stehen kannst? Ich denke schon, das war auch beim ersten Mal so. In der erstenWoche, in der ich damals wieder voll mit der Mannschaft trainiert habe, gab es zwar einige Momente, in denen man noch an die Verletzung dachte und vorsichtiger agiert hat, aber das hat sich schnell verloren und ich habe mir keine Gedanken mehr darüber gemacht. Ich bin guter Dinge, dass es diesmal auch so sein wird. Als Neuzugang bei den Schanzern hast du auf- grund der beiden Verletzungen nur 13 Spiele absolvieren können – kannst du aus der Saison dennoch etwas mitnehmen? Ich habe zu schätzen gelernt und mir ist bewusst geworden, wie schön es ist, gesund zu sein. Das merkt man erst, wenn man nicht mit der Mann- schaft auf den Platz gehen kann, sondern allein in den Kraftraummuss. Dein Vertrag läuft Ende Juni aus – gab es schon Gespräche, wie es für dich weitergeht? Nach der erneuten Verletzung haben wir uns zusammengesetzt und wurden uns sehr schnell einig. Ich war sehr froh, dass der Verein noch WIR GEBENDEM KNOCHENGENUG ZEIT Lust auf mich hat, denn ich fühle mich hier sehr wohl - ich bleibe den Schanzern also erhalten. Hat dich diese Entscheidung zusätzlich moti- viert? Definitiv! Diese Sicherheit hat mir sehr gut getan und mich bestätigt, nochmal Vollgas zu geben und alles zu tun, umwieder bei hundert Prozent zu sein. Was sind deine Wünsche und Ziele für die kommende Saison mit den Schanzern – und welche Pläne hast du für die Sommerpause? Zunächst ist ein bisschen Familytime mit Besuchen bei den Eltern und Schwiegereltern angesagt. Wenn es möglich ist, fahren wir danach eventuell an den Gardasee. Mit dem Team ist mein größter Wunsch - der Aufstieg in die 2. Liga - gerade in Erfüllung gegangen. Persönlich wünsche ich mir vor allemGesundheit und so viel wie möglich auf dem Platz zu stehen. Vielen Dank für das Gespräch, Rico! ICH BLEIBE DEN SCHANZERN ERHAL ENT ICH BINMENTAL SO STARK, DASS ICHDAS ABHAKENKANN MEINGRÖSSTER WUNSCH IST IN ERFÜLLUNG GEGANGEN
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