espresso - August 2021
9 PEOPLE Bauzentrum Mayer | Siemensstraße 1 | 85055 Ingolstadt | Fliesen-Bodenbeläge | www.bauzentrum-mayer.de Montag bis Freitag 9 - 18 Uhr | Samstag 9 - 13 Uhr | Jeden Sonntag SchauSonntag von 13 - 17 Uhr (außer an Feiertagen), keine Beratung, kein Verkauf PARKETT UND VINYL SEHEN. FÜHLEN. ERLEBEN. enn man mit Christian Lösel durch die Straßen Ingolstadts spaziert, kann man sich sicher sein, dass man von Blicken verfolgt wird. Der Ex-OB ist immer noch bekannt wie ein bunter Hund, er wird freundlich gegrüßt, Menschen tuscheln hinter sei- nem Rücken und drehen sich überrascht um, wenn sie ihn sehen. Lösel lässt sich davon nicht beirren, er wirkt gelöster und entspannter als noch zu Bür- germeister-Zeiten. Er scheint es sogar zu genießen. Stolz erzählt er von den Errungenschaften, die er für Ingolstadt erreicht hat, von den Projekten, die er angestoßen hat und die bald Früchte tragen wer- den. Ganz in alter OB-Manier. Bei einem Rundgang über den Campus seines neuen Arbeitgebers, der Technischen Hochschule Ingolstadt, klärt er uns mit seinem detailverliebten Fachwissen über die Fenstermaße des zukünftigen Kongresshotels auf, das nächstes Jahr vollendet wird. Er schwärmt von dem geplanten Digitalbau, in dem in wenigen Jahren dutzende Professoren an Zukunftsthemen forschen werden. Und er erfreut sich an dem Anblick der Baustelle am Kavalier Dal- wigk, in den noch in diesem Jahr das neue Digitale Gründerzentrum samt Makerspace einziehen soll. Wenn man ihn so erlebt, könnte man meinen, die Wahlniederlage im letzten Jahr hätte ihm nichts ausgemacht. Am 29. März 2020 hat sich Christi- an Lösels Leben mit einem Schlag auf den Kopf gestellt. Einst noch der mächtigste Mann der Stadt, war er im nächsten Moment arbeitslos. Wie ist er damit umgegangen und wie geht es jetzt für ihn weiter? Lange Zeit wollte der Ex-OB keine Inter- views geben, sich aus der Öffentlichkeit erst einmal zurückziehen, um dann mit neuem Tatendrang wieder anzupacken. Jetzt erklärte er sich zum Interview bereit und spricht erstmals darüber, wie er mit der Wahlniederlage umgegangen ist, wie sich sein Leben dadurch verändert hat und wie er sich seine Zukunft vorstellt. ESPRESSO: Herr Lösel, es ist nun fast eineinhalb Jahre her, dass sich ihr Leben mit einem Schlag auf den Kopf gestellt hat. Genießen Sie die neugewonnene Freiheit? LÖSEL: Es ist heute schon anders als noch vor eineinhalb Jahren. Insbesondere die Wochenenden sind privaterer Natur. Das liegt aber natürlich auch daran, dass mit Corona alle öffentlichen Veran- staltungen entfallen sind. Viele Bürgermeister und Stadträte haben ja kaum noch öffentliche Termine. ESPRESSO: Wie haben Sie den 29. März 2020, den Tag der Stichwahl, in Erinnerung? LÖSEL: Eigentlich erinnere ich mich nur an den großen Medienrummel. Und den beginnenden Lockdown. Ich habe ja vor der Wahl und nach der Wahl die Corona-Katastrophenschutz-Sitzungen trotz Wahlkampfs täglich persönlich geleitet. ESPRESSO: Was glauben Sie, warum die Ingolstädter Wähler*innen Ihnen nicht mehr Ihr Vertrauen ausgesprochen haben? LÖSEL: Diese Frage können nur die Wählerinnen undWähler beantworten. ESPRESSO: Was hat Ihnen dabei geholfen, diese überraschende Wahlniederlage in den Tagen, Wochen und Monaten danach zu verarbeiten und wie haben Sie es geschafft, mit dem Thema abzuschließen? LÖSEL: Ich habe die gewonnene Zeit mit meinen Kindern und meiner Familie verbringen können. Außerdem habe ich mich recht bald auf meine neuen Aufgaben an der THI konzentriert. ESPRESSO: Wofür konnten Sie sich endlich die Zeit nehmen, die Sie jahrelang nicht hatten? LÖSEL: Ich habe Freunde besucht, die ich jahrelang nicht mehr treffen konnte. Auch Unternehmungen oder Zelten mit den Kindern waren – nach dem Lockdown – mal wieder möglich. Und ich habe – mit Kollegen – eines meiner Steuer-Lehrbücher für die akademische Ausbildung in neuer Auflage veröffentlicht. ESPRESSO: Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie an Ihre Zeit als OB zurückdenken? LÖSEL: Es gibt sehr viele schöne Erinnerungen, sie alle aufzuzählen wäre an dieser Stelle nicht möglich. ESPRESSO: Wie beurteilen Sie die Arbeit Ihres Nachfolgers Christian Scharpf, insbesondere sein Krisenmanagement in der Corona-Pande- mie? LÖSEL: Hierzu werden sich die Ingolstädter nach und nach selbst ein Bildmachen. Ich freue mich aber, dass alle vonmir begonnenenMaßnahmen weiter umgesetzt werden: das Sonderbaupro- gramm fürWohnungen, das Schulbau- und -sanierungsprogramm, die Sanierungen des Georgianums, des Kavalier Dalwigks oder der Fuß- gängerzone und die Aufwertung der Innenstadt, das 100-Türme-Programm, die Entwicklung des IN-Campus und des Rieter-Geländes. Die Landes- gartenschau wurde ja nun endlich eröffnet und der Max-Emanuel-Park bei Etting wird auchweiter umgesetzt. All das sind Initiativen, bei denen ich mich freue, dass sie weitergeführt werden. W
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