espresso - September 2021

Bastian, wann bist du auf vegane Ernährung um- gestiegen und welche Gründe haben bei dir den Ausschlag gegeben? Der Einfluss unserer Nahrung auf die Funktionsweisen des Körpers fasziniert mich schon so lange ich denken kann. Als Läufer und generell sehr aktiver Mensch lag mein Interesse vor allem auf der Schnittstelle von Ernährung und Fitness. Aber als Nutrition-Nerd verschlang ich eigentlich jeden Artikel, jedes Buch und jede Repor- tage, die sich imweitesten Sinne mit dem Einfluß beschäftigten, den Ernährung auf Menschen und den Planeten haben kann. So fiel mir vor vier Jahren das Buch „Peace Food“ in die Hände. Bis dahin hatte ich nie über den Zusammenhang nachgedacht, dass und wie Tiere für mein Essen sterben. Denn wie die meisten von uns mag ich Tiere und hasse Tierquäle- rei, aber wie die meisten Menschen dachte auch ich, es wäre alternativlos Tiere zu töten. Und nun war da dieses Buch, dass mir sachlich und verständlich aufzeigte, wie tierische Lebensmittel kein Monopol auf irgendeinen Nährstoff haben und es somit meine freie Entscheidung ist, dass für mein Essen, meine Körperpflege und Kleidung Tiere leiden. Wütend auf mich selbst, dass die Message nicht früher zu mir durchdringen konnte und angestachelt von meinem Gerechtigkeitsempfinden traf ich vom Fleck weg die Entscheidung, von nun an vegan zu leben. Wie haben Freund*innen und Familie damals auf die Umstellung reagiert und wie gehen sie heute damit um? Mein Riesenvorteil war es, dass meine Partnerin und ich zusammen auf eine rein pflanzli- che Ernährung umgestiegen sind. So waren zuhause keine tierische Lebensmittel im Kühlschrank und wir konnten uns gegenseitig unterstützen. Aber unsere Familien waren am Anfang schon etwas besorgt. „Kann das denn gesund sein?“ , „Was soll ich denn jetzt noch kochen, wenn ihr zu Besuch kommt?“ – solche Sätze hörten wir regelmäßig. Rosenstraße 163, 86633 Neuburg +49 8431 46900 info@kieferorthopaedie-neuburg.de www.kieferorthopaedie-neuburg.de Dr. Dr. Thomas Bayerlein & Gökcen Dikmen Am Stein 10, 85049 Ingolstadt +49 841 993327-27 info@ingolstadtkieferorthopaedie.de www.ingolstadtkieferorthopaedie.de Dr. Dr. Thomas Bayerlein & Gökcen Dikmen F A C H P R A X I S F Ü R K I E F E R O R T H O P Ä D I E Für ein schönes & gesundes Lächeln I N G O L S T A D T N E U B U R G Sie erkannten aber wie ernst uns das Thema war und wir respektierten ihre Sorge um uns. Das war eine gute Basis, um sachliche Gespräche zu führen. Spätestens mit meiner Ausbildung zum veganen Ernährungsberater waren sie dann endgültig beruhigt. Heute leben viele von ihnen ihre eigene Version einer überwiegend vollwertig pflanzlichen Ernährung. Und wenn wir zu Besuch kommen, bekochen sie uns gerne mit veganen Versionen unserer Lieblingsgerichte. Wie hast du vor deiner Ernährungsumstellung zum Thema Veganismus gestanden? Kritisch bis ablehnend. Das Klischee der „baumumarmenden“ Hippies war fest in meinem Kopf verankert. Das fehlende Wissen zu Nährstoffen und woher wir sie bekommen, lies mich Vorurteilen zu mangelernähr- ten Veganer*innen blind glauben. Und hinsichtlich Sport und Fitness war ich überzeugt, das man ohne ausreichend tierisches Protein keine Muskeln aufbauen kann. Schuld an diesem Denken war ganz klar der fehlende Kontakt zu vegan lebenden Menschen in meinem Umfeld. Deswegen ist es mir heute auch wichtig, ohne zu predigen und ohne zu verurteilen, offen zu teilen, wie ein pflanzenbetonte- rer Lebensstil aussehen kann und damit Menschen zu erreichen, die bisher kaum Berührungspunkte dazu hatten. Wie hat sich dein Leben durch die Nahrungsum- stellung verändert? Ich konnte nicht mehr einfach gedankenlos jedes Snack-Food essen, sondern war oft an einfachere Alternativen gebunden. Das war Fluch und Segen zugleich: Vor allemwas Essen in Restaurants oder Hotels angeht, musste ich nun mehr vorplanen. Und das ist natürlich nicht so entspannt wie in einer fremden Stadt einfach loszulaufen und bei Hunger zu essen, was einem über denWeg läuft. Für mich hieß das jetzt immer etwas zu essen imHandgepäck zu haben, AirBnB mit Küche statt Hotel mit Buffet und erstmal in der App „happycow“ oder auf Google Maps nach einem Coffeeshop mit veganen Optionen zu suchen. Dadurch habe ich aber auch so viele individuelle Cafés, Restaurants und die Leute, die darin arbeiten, kennen gelernt, dass es sich eigentlich um einen Vorteil handelt. Außerdem führt Planung zu einer bewussteren und gesünderen Lebensmittelauswahl. Das resultierte bei mir in besserer Haut, weniger Körperfett und einer Marathon-Bestzeit. Und mein Immunsystem… mehr als einen leichten Schnupfen hatte ich seit Jahren nicht mehr. Vermisst du etwas, seit du vegan lebst? Pickel, Sodbrennen und die Erschöpfung nach dem Essen (lacht). Nein, ich vermisse gar nichts. Erstens gibt es mittlerweile wirklich jedes erdenkliche Gericht auch in vegan. Zweitens gewöhnt sich unser Geschmackssinn innerhalb weniger Wochen an das, was wir regelmäßig essen oder eben nicht mehr essen. Drittens habe ich mich auch an den Lebens- stil schnell gewöhnt. Damit meine ich, dass es mitt- lerweile ganz normal und nicht mehr „unbequem“ ist, die Zutatenlisten von Produkten im Supermarkt nach Ei oder Milchpulver zu scannen, oder in der Pizzeria nachzufragen, ob der Teig vegan ist. Das geht Veganer*innen ganz schnell in Fleisch und Blut über – imwahrsten Sinne (lacht). Machst du auch mal Ausnahmen? Meinen Klient*innen und auch allen Leser*innen dieses Artikels lege ich ans Herz, dass jedes pflanzliche Gericht, das ein tierisches aus deinem Speiseplan verdrängt, ein Schritt in die richtige Richtung ist und Anerkennung verdient. Solange der langfristige Trend positiv ist, lässt das Spielraum für bewusste Ausnahmen. PEOPLE 15

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