espresso - September 2021
F rau Rohde, herzlichen Glückwunsch zu Ih- rer neuen Position. Welche Aufgabe werden Sie als Erstes angehen? Vielen Dank für die Glückwünsche! Zuallererst ist natürlich wichtig, dass der Museumsbetrieb weiter läuft. Die Corona-Auflagen stellen uns als Team immer wieder vor neue Herausforderungen. Digital haben wir uns inzwischen breit aufgestellt, aber auch das analoge Programm soll nicht zu kurz kommen. Wir müssen uns, den Auflagen an- gepasst, an neue Formate heranwagen. Uns ist es wichtig, trotz und gerade wegen der Corona-Pan- demie, Begegnungen mit der Kunst zu ermögli- chen. Dann gehört es zu meinen Aufgaben, das zukünftigeMuseumund das nächsteMuseumsjahr im aktuellen Gebäude zu planen. Die Verzögerun- gen an der Baustelle des neuen MKKD führen dazu, dass wir so schnell nicht umziehen können. Auch 2022 möchte ich ein abwechslungsreiches Ausstellungsprogramm auf die Beine stellen. Die Ingolstädter sollen sich auf ein weiteres spannen- des Jahr mit Kunst in der Tränktorstraße freuen können. Dafür sind wir bekannt, dafür bin ich bekannt. Und wer mich noch nicht kennen sollte, demwill ich mich in nächster Zeit vorstellen. Die Eröffnung des neuen MKKD war ursprüng- lich für das kommende Jahr geplant. Welche Be- deutung hat dieses Projekt für Ingolstadt? Leider lässt sich aktuell nicht sagen, wann wir das neue Museum eröffnen können. 2022 wird es sicherlich noch nicht soweit sein. Ich hoffe persön- lich sehr, dass es bald eine Eröffnung geben wird. Mein Ziel ist es, das MKKD zu einem kulturellen Aushängeschild der Stadt werden zu lassen. Es soll in seiner Spezialisierung nationale und inter- nationale Strahlkraft bekommen. Gleichzeitig ist es mir aber wichtig, dass es nicht nur Besucherin- nen und Besucher nach Ingolstadt lockt, sondern auch aus Ingolstadt. Ichmöchte, dass sich dieMen- schen aus der Region mit demMKKD verbunden fühlen und dass man sich gerne darin aufhält - zu einer unserer Ausstellungen, unserer Programme, aber auch einfach zu einem Kaffee in besonderer Atmosphäre. Ich glaube daran, dass das MKKD das pulsierende Herz des neuen Wissenschafts-, Wirtschafts- und Kreativquartiers werden kann. Worauf freuen Sie sich dabei am meisten? Auf das Gebäude und den Raum. In einem der wenigen noch existierenden historischen Indus- triedenkmale der Stadt entsteht ein Museum für moderne Kunst. Diese Idee fasziniert mich. Die Gießerei-Halle hat eine ganz besondere Ausstrah- lung und sie gibt unserer großen Sammlung den Raum, die hohenWände und damit den Platz, den sie verdient. „Es gibt kaum eine moderne Kunstrichtung, die bis heute so viele Missverständnisse, Mythen undÄngste erzeugt“, heißt es auf derMKK-Web- seite in Bezug auf die Konkrete Kunst. Welchen Rat haben Sie für einen Museumsbesucher, um diesem den Zugang zu erleichtern? Ohne Vorbehalte und Vorurteile sich demGanzen zu öffnen. Und uns zu besuchen und an unseren Programmen teilzunehmen! Kritische Stimmen kommen meist von Menschen, die noch nicht bei uns waren und noch nie an einer unserer Führun- gen teilgenommen haben. Dazu möchte ich jeden ermutigen. Oft führen gerade unsere Programme zu erhellenden Momenten bei Kindern wie Er- wachsenen. Keine Angst, Konkrete Kunst tut nicht weh, man muss sich nur darauf einlassen. Am bes- ten mit einer kindlichen Neugier, so wie viele un- serer jungen Gäste, deren Offenheit mich immer wieder beeindruckt. Auch Erwachsene entdecken in unseren Angeboten, dass Konkrete Kunst, die sich vor allem auf Systeme, Raster und Ordnungs- gefüge stützt, ganz viel mit unserer Alltagswelt zu tun hat. Bezüge zu unserem eigenen Leben wer- den deutlich und plötzlich erscheint sie gar nicht mehr so fern, die Konkrete Kunst. Für die meisten ist Kunst etwas, dem sie sich in ihrer Freizeit widmen. Bei Ihnen ist es Be- rufsalltag. Gibt es für Sie etwas fernab der Kunst, das Sie gerne in Ihrer Freizeit machen? Ich verbringe meine Freizeit gerne mit Menschen, mit Familie, Freunden, um miteinander Zeit zu haben, mit dem Hund an der frischen Luft zu sein, Musik zu machen, zu reisen. Wichtig ist mir die Abwechslung und der Perspektivenwechsel. Natürlich gehe ich auch gerne in meiner Freizeit ins Museum. Aber mir liegt es ebenso am Herzen, möglichst vielfältige Einflüsse aufzunehmen, um zu beobachten, was die Menschen jenseits der Kunst bewegt und zusammenbringt. 5 F R A G E N A N D R . T H E R E S R O H D E DIE NEUE DIREKTORIN AM MUSEUM FÜR KONKRETE KUNST 28.8.–28.11.2021 Dieses Projekt wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds kofinanziert. Wie man aus Not eine Tugend macht
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=