espresso - September 2021

57 G ARTENLIEBE plakat, das an der Wand hängt, ist man jetzt ein lebendes Wahlplakat, das auch noch spricht und Positionen vermittelt und verdeutlicht. DER STRASSENKÄMPFER Nein, Joachim Siebler ist nicht der klassische Stra- ßenkämpfer mit Stein in der Hand. Siebler kämpft nicht auf den Straßen, sondern gegen sie. So kam er damals in die Politik. In einer Bürgerinitiative stellte er sich gegen den Bau des letzten Teilstücks der Nordumgehung Gaimersheim. Und heute? Wieder Straßenkampf - oder immer noch. Dieses Mal gegen den vierspurigen Ausbau der B16. Für Siebler ein Kampf gegen Windmühlen. Doch der 51-Jährige ist hartnäckig. Das beweist auch seine berufliche Vita. Erst Hauptschule, dann Hochschu- le. Erst Stahlformenbauer, dann Studiendirektor. Abschluss 2001 an der TU München als Berufs- schullehrer, Fachrichtung Metalltechnik, Zweitfach Sozialkunde. Seit 2011 ist Joachim Siebler Lehrer an der Ingolstädter Technikerschule. Politisch ist er ebenso umtriebig. Erst 2011 wur- de er Mitglied bei den Grünen. Als BZA-Mitglied, KV-Schriftführer, KV-Sprecher, Regionalbeirat, Bezirksrat und stellvertretender Fraktionsspre- cher der grünen Bezirkstagsfraktion füllt(e) er seither unterschiedliche Positionen aus. Für den Bezirk ist er aktuell als Referent für die Nepo- muk-von-Kurz-Schule in Ingolstadt bestellt. Die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinde- rung liegt ihm besonders am Herzen. Seine größten politischen Erfolge? "Der erste Er- folg war der Einzug in den Bezirkstag, der völlig überraschend war", sagt Siebler, der durch einen besonderen Umstand auf Listenplatz 2 landete und 2013 direkt in den Bezirkstag rutschte. 3 Jah- re später wollte er dann "ein dickes Brett bohren". Der Bezirk sollte klimaneutral werden. Ergebnis: abgelehnt. 2018: neuer Bezirkstag, neue Ver- hältnisse. 18 grüne Bezirksräte statt acht. Neues Umweltbewusstsein, aber auch die Bürgerinitia- tive "Rettet die Bienen" mit einem neuen Gesetz als Folge. Darin empfiehlt das Land Bayern den Kommunen, bis 2030 klimaneutral zu sein. Neuer Versuch, neuer Antrag der grünen Fraktion im Be- zirkstag. Siebler zitiert die entsprechende Geset- zesstelle. Ergebnis: angenommen. Der Bezirk hat nun das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Für eine Verwaltungseinheit, wo kein Produktionspro- zess laufe, sei das der richtige Zeitraum, so Siebler. Das Brett war gebohrt. Joachim Siebler wohnt in Etting und ist zur Bundestagswahl 2021 Direktkandidat der Grünen für den Wahl- kreis 216 Fotos: Sebastian Birkl Beruflich und politisch sind Sie stark eingebun- den. Wie undwo finden Sie denn eigentlich Ihren Ausgleich? Kürzlich wurde ich gefragt, was denn meine Hob- bys seien, da musste ich erst überlegen (lacht). Es ist aber nicht völlig zufällig, dass wir uns hier tref- fen (auf der LGS, Anm.) : Ich gehe gern ins Grün. Ich bin sehr froh, dass ich einen ausreichend großen Garten habe, wo man sich betätigen kann. Zwar bin ich beiWeitemkein passionierter Gärtner, aber hier schaffe ich meinen Ausgleich. Ich gehe täglich meine Runden und schaue nach den Pflanzen. Bei uns wächst ziemlich viel wild, daher gibt es gibt im- mer viel zu entdecken. Es ist schon fast spürbar, wie man dabei runterkommt. Es heißt ja, wenn man in den Wald geht, sinkt der Blutdruck. Wir haben leider relativ viel Verkehr, darum ist die Ruhe, wie ich siemirwünschenwürde, nicht ganz vorhanden. Angenommen, es würde Sie doch einmal nach Berlin ziehen. Würden Sie sich in einer Groß- stadt fernab von Ihrem Garten überhaupt wohl fühlen? (lacht) Das ist eine Frage, die stellt man sich natür- lich vorher. So ein Schritt stellt das Leben auf den Kopf. Trotz allem ist man als Abgeordneter aber auch der Abgeordnete der Region. Grob gesagt: Eine Woche Sitzung, eine Woche im Wahlkreis. Man ist also nicht aus der Welt. Ich bin aber nicht darauf aus, in vier Jahren erneut Direktkandidat zu werden. Ichmöchtemich auf alle Fälle im Jahr 2023 nochmal für den Bezirkstag bewerben - und dann in einer dritten Periode mit der Erfahrung aus den ersten beiden große Schritte mit den Grünen ge- hen. Herr Siebler, vielen Dank für das Gespräch. WAHL-O-MAT | Wahlhilfe Der Wahl-O-Mat ist ein Frage-und-Ant- wort-Tool, das zeigt, welche Partei der eigenen politischen Position am nächsten steht. 38 Thesen können mit "stimme zu", "stimme nicht zu", "neutral" oder "The- se überspringen" beantwortet werden. www.wahl-o-mat.de oder per App POLITIK

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