espresso - November 2021
Zeit in Erinnerung? Nachdem ich 2002 aufgehört habe Konzerte oder ähnliches zu veranstalten, hat mir natürlich etwas gefehlt. In der ganzen Zeit habe ich ja hauptberuflich irgendwelche Jobs gemacht, teilweise auch um schlecht gelaufene Veranstal- tungen rezufinanzieren. Und irgendwie war da auch dieses Bauchgefühl, vielleicht ein Projekt zu machen, wovon ich leben kann. Das war dann 2003 der Fall. Wir, Boris Schmelter, Rene Arbeithuber und ich hatten die Idee, von unserer Malerei und Grafik zu leben. So haben wir beim Ingolstädter Bürgerfest 2003 einen leerstehenden Laden reno- viert und unsere erste Ausstellung gemacht. xhoch4 war geboren. Die nachfolgenden Jahre waren eine richtig gute Zeit. Was wir da alles erleben durften, sensationell. Es war auch schön mit anzusehen, wie sich die Wahrnehmung in Sachen Subkultur veränderte. Es wurden immer mehr Besucher bei den Ausstellungen, Kunden, die in unseren Grafiksachverstand vertraut haben und Kultur- projekte. Das Atelier in der Garage hat man gegen eine Industrie-Etage in der Innenstadt mit eigener Galerie getauscht. Das sagt doch eigentlich alles. 2009 hast du als Wirt das Café Tagtraum am Paradeplatz übernommen und ihm den charak- teristischen Look verliehen, für den es heute bekannt ist. Warum damals der Wechsel in die Gastronomie? 2008 sind wir mit xhoch4 auf die Idee gekommen, uns zu erweitern und unseren Hauptsitz nach München zu verlegen. Das war für L Ich wollte einen Ort schaffen, wo sich der Punk und der Ban- ker begegnen Du hast einige Zeit lang in Berlin gelebt, bist aber vor kurzem wieder nach Ingolstadt zurückge- kehrt. Was hast du in Berlin gemacht und was hat dich zurück in deine Wahlheimat gebracht? Nachdem ich beschlossen habe, mal wieder frischen Wind zu atmen und gut in Berlin angekommen bin, habe ich dort direkt wieder die richtigen Leute getroffen. Ich hab dort in einem sehr tollen Grafik- büro, das ich noch aus meiner xhoch4-Zeit kannte, angeheuert und ein paar Jahre als Projektmanager gearbeitet. Dort hatte ich die Möglichkeit, auf sehr hohem Niveau an Projekten beteiligt zu sein und viel über temporäre Architektur zu lernen. Nachdem ich aber auch hier keine Zeit und keinen Raum hatte, meiner Malerei mehr Aufmerksamkeit zu schenken, musste ich leider auch hier Lebewohl sagen. Dann kam ein Angebot zu Freunden aufs Land zu ziehen. Zurück nach Bayern. Und dort lebe ich heute, auf dem schönen Gradhof in Kösching. Wie sieht dein Alltag heute aus? Ich glaube, das Wichtigste an meinem Alltag ist früh aufzustehen und mit einer Tasse Kaffee die Morgenluft auf dem mich, nach einem Jahr Pendeln, dann irgendwie das Zeichen, wieder etwas Neues zu wagen. Für mich war absolut klar, dass ich in Ingolstadt bleiben möchte und zufällig haben Freunde von mir ihr Caféprojekt abgegeben. Das Tagtraum gab es ja schon vor mir. Nur hatte ich, durch mein kulturelles Treiben, natürlich einen anderen Fokus. Ich wollte einen Ort schaffen, wo sich der Punk – ok, sowas ist in Ingolstadt selten – und der Banker begegnen. Ein Ort, der etwas ausstrahlt und dich auf eine Reise mitnimmt. Von dem Tag an war das meine kulturelle Basis. 2012 hast du das Taktraumfestival ins Leben ge- rufen, das seitdem jedes Jahr stattfindet. Welche Rolle spielte und spielt die Musik in deinem Le- ben? Da ich auch als Dj aktiv bin, natürlich eine gro- ße. Musik ist für mich ein tägliches Kraftelixier. Bei mir läuft eigentlich ständig Musik, zwar sehr an den Ort und Stimmung angepasst, aber es läuft Musik. Musikalisch bin ich auch sehr breit aufgestellt. Jazz, Soul Hip Hop, Techno. Eigentlich unterscheide ich nur, ob es mir gefällt oder nicht. Ganz genrefrei. Hieronymusgasse 7 // 85049 Ingolstadt +49/841/3796231 // info@men-ingolstadt.de Öffnungszeiten: Mo-Fr: 10-19 Uhr // Sa: 10-17 Uhr Empfohlen von GQ seit 2000 als Top-Shopping Adresse 19 PEOPLE WEGGEFÄHRTEN Daniel Lange und Matthias Neubur- ger kennen sich schon seit vielen Jahren. Hier sind sie zusammen bei der versus-Aus- stellung in der Reithalle, ca. 2011 Fotos: Alexander Schuktuew
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