espresso - November 2021

38 KULTUR RESTAURATORIN EIN BERUF MIT VIELEN FACETTEN ...und einem Schaschlikspieß Julia Steves ist Diplom-Restauratorin am Muse- um für Konkrete Kunst (MKK) in Ingolstadt. Sich mit einem Pinsel an alten Gemälden zu schaffen machen... ist es wirklich das, was diesen Beruf ausmacht? Julias Fachgebiet sind moderne Kunstinstallationen und moderne Werkstoffe. Wir haben uns mit ihr in einem Depot des MKK getroffen und viel Interessantes erfahren. Julia, wie ist bei dir denn der Wunsch gereift, Restauratorin werden zu wollen? Das Spannende war für mich vor allem die Verbin- dung zwischen der Naturwissenschaft und einer händischen Tätigkeit. Einerseits kann ich mich mit Chemie und Physik befassen, andererseits eben auch meine Hände einsetzen. Künstlerisch tätig wird man allerdings nicht und kreativ darf man ebenfalls nicht werden. Das ist ganz wichtig für Leute, die dieses Berufsfeld interessiert. Also ist das Studium sehr naturwissenschaftlich? Ja, ich habe an der TUMünchen studiert. Der Studiengang für Restaurierung, Konservierung und Kunsttechnologie wurde leider eingestellt. Bei der Kunsttechnologie geht es übrigens nicht um Techniken der Kunst, sondern um die Technolo- gie, mit der man Kunst untersucht – also Röntgen, Infrarot uvm. Was genau umschließt dein Arbeitsumfeld? Ich bin in Teilzeit mit 9 Stunden proWoche für das MKK als Restauratorin tätig. ImMuseum arbeite ich selten praktisch, ich würde es als Projektmanagement bezeichnen. Ich kümmere mich z.B. um die Depots, die externe Vergabe von Aufträgen und erstelle Leistungsverzeichnisse. Wir sind extrem auf freiberufliche Restauratoren angewiesen. Den anderen Teil arbeite ich selbst freiberuflich. Verzeiht deine Arbeit Fehler? (lacht) Das ist eine gute Frage. Theoretisch würde ich sagen Nein , praktisch ist es natürlich wieder was anderes. Ich denke, jeder Mensch macht Fehler. DasWichtigste dabei ist eine offene Kom- munikation. Wenn etwas schiefgeht, ist es ganz wichtig, dass es kommuniziert und dokumentiert wird, damit man die entsprechenden Schritte einleiten und die Fehler künftig vermeiden kann. Manchmal passieren Fehler auch, weil einem die nötigen Informationen fehlen. Oder wenn etwas schlecht verpackt ist und man es nicht ohne Risiko aus einer Kiste gehoben bekommt. Insofern ver- zeiht meine Arbeit Fehler, wenn man offen damit umgeht. Was nutzt du für Werkzeuge? Ich glaube, was jeder Restaurator benutzt, ist ein Wattestäbchen (lacht) . Das ist ein ganz klassisches Werkzeug, mit demman in alle Ecken kommt. Deswegen gehört ein Schaschlickspieß undWatte auf jeden Fall dazu. Hinzu kommen Lupen, Pin- zetten, Mikroskope und Feinwerkzeuge wie beim Julia Steves kommt ursprünglich aus dem Rheinland und zog 2007 für ihr Studium nach München. Seit 2019 ist sie als Restauratorin am MKK tätig. In unserer Ethik ist alles, was suggestiv ist, verboten “ Foto: Hubert Klotzeck

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