espresso - November 2021

gesehen, dass einzelne Patientinnen und Patienten sich leider viel zu spät bei Verdacht auf Herzinfarkt an ein Krankenhaus wenden. Das ist lebensgefähr- lich. Deswegen appelliere ich an alle: Wenn Sie oder Ihre Nächsten Symptome wie heftigen Druck oder brennende Schmerzen in der Brust verspüren, die länger als 15 Minuten andauern, suchen Sie ärztlichen Rat und verlieren Sie keine Zeit. Es gibt keinen Grund wegen der Pandemie hier zu zögern.“ 72 LEBEN Das Reanimationszentrum rettet jedes Jahr gut 30 Patienten das Leben. Schnelle Wiederbelebungsversuche vor Ort sind dabei der entscheidender Faktor. einem zertifizierten Cardiac Arrest Center, wie es das Klinikum Ingolstadt als eines der wenigen Großkrankenhäuser in Bayern bietet, steigen die Überlebenschancen bei einemHerzstill- stand. Bei einem Patienten und Mountainbiker, der bei einer Tour kollabiert war, konnte der Gefäßverschluss, der den Herzinfarkt ausge- löst hatte, noch rechtzeitig beseitigt werden. Der damals 57-jährige Peter Herzner hielt 2019 bei einer Mountainbike-Tour wenige Kilometer vor der Rückkehr wegen Unwohlsein an und kollabierte kurz darauf. Er hatte einen Herzstillstand bei Herz- infarkt und war damit klinisch tot. Eine anwesende Krankenschwester begann sofort, ihn vor Ort wiederzubeleben. Der Notarzt musste mehrfach einen Defibrillator einsetzen, um lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen zu beenden. Nach 50 Minuten schlug das Herz des Patienten wieder. Die Ärzte im Klinikum Ingolstadt öffneten die ver- schlossene Vorderwandarterie und versorgten den Patienten mit mehreren Stents (Stützen, um das Gefäß offen zu halten). Drei Wochen später konnte Herzner mit guter Herzfunktion und ohne neurolo- gische Auffälligkeiten seine Rehabilitation antreten. Herzkatheter-Team rund um die Uhr einsatzfähig „Zu den häufigsten Ursachen eines Herzinfarkts gehört der Verschluss eines Herzkranzgefäßes wie bei Herrn Herzner. Der Blutfluss stoppt, in der Folge wird der Herzmuskel nicht mehr versorgt und das Herzmuskelgewebe stirbt ab. Deswegen ist es so wichtig, dass die Wiederbelebung z. B. durch eine Herzdruckmassage sofort einsetzt“, erklärt Prof. Dr. Karlheinz Seidl anlässlich des Weltherztages. Am Klinikum Ingolstadt steht rund um die Uhr ein Team für die unverzügliche Herzkatheter-Untersuchung zur Behandlung des Herzinfarkts zur Verfügung, umGerinnsel zu entfernen und die Herzkranz- gefäße so früh wie möglich wieder zu eröffnen. Das Klinikumwurde 2020 als 4. Krankenhaus bayernweit zum Cardiac Arrest Center (Reani- mationszentrum) zertifiziert, die interdisziplinäre Erstversorgung bereits 2019 neu strukturiert. Kardiologen, Notfall- und Intensivmediziner, Anästhesisten sowie erfahrene Pflegekräfte arbeiten dafür im KlinikumHand in Hand, um schnell die notwendige Stabilisierung, Diagnostik und professionelle Behandlung zu sichern. „Gut 30 Patientinnen und Patienten retten wir so in unserem Zentrum jedes Jahr das Leben“, berichtet Seidl. Trotz Corona rechtzeitig ärzt- lichen Rat suchen Für erfolgreiche medizinische Hilfe ist möglichst frühzeitiges Handeln nötig. Seidl richtet deswegen einen dringenden Appell an alle: „Leider haben wir in den verschiedenen Corona-Wellen immer wieder LEBENS RETTER Mit Peter Herzner mit Dr. Peter Reil vom Cardiac Arrest Center vor dem Herzkatheter-Labor Prof. Karlheinz Seidl mit den Ärztinnen Dr. Jacqueline Gümmer und Dr. Sabrina Bayer im Herzkatheter-Labor Das KLINIKUM INGOLSTADT bietet als eines der größten kommu- nalen Krankenhäuser in Bayern die Behandlung komplexer Krankheits- bilder in Wohnortnähe. Es gehört zu den Vorreitern der Digitalisierung im Krankenhausbereich und fördert z.B. anwendungsbezogene Forschung in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen. 3.700 Mitarbeiter versorgen jährlich rund 100.000 Patienten in 21 Kliniken und Instituten. Zum Klinikum Ingolstadt gehört eines der größten deutschen Zentren für psychische Gesundheit in einem Allgemeinkrankenhaus.

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