espresso - Dezember 2021

Seine Liebe zur Fotokamera entdeckte Lanzensberger während seiner Kindheit in Ingolstadt. Bei Arnold & Richter Cine in München ließ er sich zum Kamera- mann ausbilden. In den 90er Jahren reiste er um die Welt und drehte fleißig Spielfil- me, Commercials und Do- kumentarfilme. Als Spezia- list an der Steady Cam war er zum Beispiel an Filmen wie „Der Schuh des Manitu“, „Falco“ und „Die Päpstin“ beteiligt. Nebenbei war er auch immer künstlerisch als Fotograf tätig. Heute lebt Lanzensberger in Schliersee, hat ein Fotostudio in Mün- chen und betreibt mit seiner Frau zusammen die Manu- faktur „Feinschnabel". 16 Herr Lanzensberger, das Fotografie- ren und Filmen zieht sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben. Was hat die- se Leidenschaft in Ihnen geweckt? LANZENSBERGER: Mit einem Fotoapparat Momente und Lebenssituationen festzuhalten und zu konservieren hat mich von klein auf fasziniert. Begonnen hat meine Leidenschaft mit einemGeschenk meines Großvaters, einer analogen Praktika aus der DDR, mit der ich viel experimentiert habe. Die Technik habe ich damals zwar noch nicht verstanden, aber es war für mich mit 7 Jahren ein Zauberkasten! War Ihnen damals schon bewusst, dass sie dieser Leidenschaft Ihr Leben lang nachgehen werden? LANZENSBERGER: Nein, auf keinen Fall. In den 80er Jahren machten Sie eine Ausbildung zum Kameramann, in den folgenden Jahren arbeiteten sie in nationalen und internationalen Spielfilmen, Werbefilmen & Dokumentarfilmen mit. Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung? LANZENSBERGER: Sehr spannend und aufre- PEOPLE gend, weil man sich immer von Projekt zu Projekt weiterentwickelt hat, viel gereist ist, viel gesehen und erlebt hat. Seien es die Drehorte auf allen Kontinenten oder das Arbeiten mit den Stars. Die Arbeit an welchem Film- oder Videopro- jekt hat Sie rückblickend am meisten geprägt? LANZENSBERGER: Es gibt natürlich Projekte, die ich besonders in Erinnerung habe. Drehar- beiten in Äthiopien oder Madagaskar zu „Schätze der Welt, Erbe der Menschheit“ für den SWR – alles auf 35mm Film. Oder ein Spielfilmprojekt „Tristan & Isolde“, Produktion Ridley Scott, mit Drehorten in Irland und Tschechien. Die englische Produktion „Flawless“ mit Demi Moore und Sir Michael Caine in London und Luxem- burg. Und für die Constantinfilm der Spielfilm „Die Päpstin“ mit John Goodman in Marokko und Deutschland. Und noch so viele mehr... Sie sind wirklich viel in der Welt herumgekom- men. Wo hat es Ihnen am besten gefallen? LANZENSBERGER: Der Kontinent Afrika, der hat hat mich ammeisten beeindruckt. Die Far- ben, das Licht, die Menschen. In Südafrika habe ich dann auch ein Jahr lang gelebt und gearbeitet. Waren Sie in Ihrer Zeit als Kameramann auch immer nebenbei fotografisch tätig? LANZENSBERGER: Ja, mehr oder weniger, wie es die Zeit zugelassen hat, aber nie kommer- ziell. Ich hatte auch bis heute nie ein Magazin oder einen Verlag als Background. Ich habe mich auch bewusst nicht darum bemüht. Ich wollte meine Projekte selbständig und frei gestalten, alle die ich porträtiert habe, haben das auch unentgeltlich gemacht. Wie unterscheidet sich Ihre Arbeit als Ka- meramann von Ihrer Arbeit als Fotograf? LANZENSBERGER: Der große Unterschied vom Bewegtbild zur Fotografie ist der Perso- nalaufwand. Je nach Aufwand bin ich meistens allein mit dem Protagonisten vor Ort, sei es im Studio oder on Location, maximal mit einem Assistenten. Das ist sehr angenehm und schafft Ruhe, anders als beim Film. Je nach Projekt sind da bis zu 100 Filmschaffen- Erwin Lanzensberger kommt den Promis so nahe wie nur wenige Fotografen. Im espresso-Interview spricht der gebürtige Ingolstädter über seinen Werdegang Perspektiv WECHSEL E r w i n L a n z e n s b e r g e r

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=