espresso - Dezember 2021

das anderen Städten fehlt. Über die Jahre, die ich in Ingolstadt verbracht habe, habe ich viele Menschen kennengelernt. Ingolstadt ist dadurch für mich eine Heimat geworden. Sie sind beruflich in der ganzen Welt unter- wegs. Gibt es eine wirkliche Heimat noch für Sie? Ich bin etwa zwei bis drei Monate im Jahr in Israel. Dort habe ich meine Familie und mei- ne Kindheitsfreunde. Dort ist meine richtige Heimat. Aber meine Basis ist gerade in Berlin und in Deutschland. Ich bin mittlerweile schon mehr als die Hälfte meines Lebens in Deutschland. Sie haben weltweit mit vielen Orchestern gearbeitet. Was macht das GKO Ihrer Mei- nung nach im Kern aus und was unterschei- det es von anderen Orchestern? Das GKO ist eine Energiebombe. Das Orchester hat eine enorme Energie, das spüre ich als Dirigent, aber auch das Publikum. Energie ist der Anfang von allem. Mit dieser Energie kann man so viele Sachen machen. Es ist pure Lebensfreude, wenn alle Probleme zur Seite gelegt werden und man probt oder Kon- zerte spielt. Dann lebt man einfach imMoment, ist nur noch für die Musik, für das Publikum, für die Komponisten und füreinander da. Welchen Weg wollen Sie nun mit dem Orchester einschlagen, und inwiefern wird er sich vomWeg Ihres Vorgängers Ruben Gazarian unterscheiden? Ich schätze Ruben sehr und ich danke ihm für die Arbeit, die er geleistet hat. Natürlich ist jeder Dirigent anders, hat andere Vorstellungen und Energien. Das ist aber auch das Schöne. Jetzt fängt einfach eine neue Epoche an. Ich habe natürlich meinen eigenen Stil. Meine Art von Solistenprogram- men wird jetzt durchgesetzt. Wir wollen viel experimentieren und neue gute Leute sowie alte Bekannte holen, die demOrchester gut getan haben und das Orchester in der Ver- gangenheit nach vorne gebracht haben. Wir werden Gäste holen, die übrigens alle sehr gerne mit demOrchester arbeiten, weil die Energie des Orchesters einfach ansteckend ist. Praxis Dr. Voit von Thun Kieferorthopädie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene Max-Joseph-Str. 7 85051 Ingolstadt Tel.: 0841-88 55 030 www.IN-Smile.de info@in-smile.de Kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür. Wir suchen eine ZFA in Voll- oder Teilzeit und eine Auszubildende/n (m/w/d) für 2022 Wir freuen uns auf Deine Bewerbung! Herr Zuckermann, wie fühlt es sich an, nach so langer Zeit nach Ingolstadt zurückzukeh- ren? Es ist schön, jetzt wieder zu denWurzeln zurückzukehren. Für mich fühlt es sich wie ein Nachhausekommen an. Ich durfte mit dem Orchester sehr schöne und erfolgreiche Jahre erleben. Ich bin mit vielen damaligenWeggefähr- ten über die Jahre in Kontakt geblieben und fühle mich immer noch sehr verbunden mit der Stadt, mit den Ingolstädtern und mit demOrchester. Wie kam es zu Ihrem erneuten Engagement beim GKO? Das kam für mich eigentlich ganz überraschend. Es war gerade der Beginn der Pandemie, als die Stadt Ingolstadt und das GKO auf mich zukamen. Am Anfang war ich mir nicht sicher, ob ich das machen sollte, da ich nicht mehr so viel Zeit habe wie noch vor 10 Jahren. Wir haben dann aber für mich und das Orches- ter eine gute Lösung gefunden. Ich werde zwar weniger machen als das letzte Mal, aber ich bin in ständigem Kontakt und helfe der neu- en Leitung so gut wie möglich. Was reizt Sie daran, diesen Job noch einmal zu übernehmen? Es ist eine spannende Aufgabe, weil gerade eine Aufbruchstimmung imOrches- ter zu spüren ist. In den letzten Jahren haben sich die Strukturen im GKO deutlich verbessert: Wir haben eine Vollzeit-Geschäftsführung, das Orchester ist als A-Orchester eingestuft worden und die finanzielle Lage und die Gehälter sind besser geworden. Wir denken aktuell darüber nach, den Namen des Orchesters zu verän- dern, um den Bezug zu Ingolstadt deutlicher zu machen und es internationaler auszurich- ten. Wir spielen auch mit demGedanken, die Besetzung zu vergrößern. Es gibt viele Dinge, die mir aktuell sehr gut gefallen. Gerade in diesen Zeiten, in denen alle Kultureinrichtun- gen etwas kürzer treten müssen, ist es schön zu sehen, dass beimGKO eine Aufbruchstimmung vorhanden ist und vieles neu gedacht wird. Was gefällt Ihnen an Ingolstadt? Ingolstadt ist eine echte Perle in Bayern. Es ist sehr gemütlich hier, die Stadt hat ein gewisses Flair, Zur Person Ariel Zuckermann wurde 1973 in Tel Aviv geboren. Als Kind begann er mit dem Klavierspielen – seine Eltern gaben ihm die Liebe zur Musikweiter. Über ein Stipendium fing er ein Flötisten-Studi- um an, in München und Stockholm ließ er sich wenige Zeit später zum Dirigen- ten ausbilden. Kurze Zeit nach seinem Abschluss bekam er die Stelle als Künst- lerischer Leiter des Georgischen Kam- merorchesters Ingolstadt. Mit seiner ex- perimentierfreudigen und humorvollen Art machte er sich schnell beliebt in der Stadt. Aus zeitlichen Gründen musste er das Engagement 2011 beenden. Er tourte durch dieWelt, arbeitete als freier Dirigent. Heute lebt er in Berlin, von wo aus er zu seinen Auftritten in der ganzen Welt aufbricht – unter anderem ist er Musikdirektor am Israel Chamber Or- chestra. Dem GKO wird er nun voraus- sichtlich zwei Jahre als Künstlerischer Leiter sowie Dirigent zur Seite stehen.

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