Ausbildung dahoam
3 Ausbildung dahoam Handwerk unter Strom Alfred Kuttenlochner ist als Elektrotechnik-Obermeister der Innung für die Ausbildung zuständig Von Petra Scheiblich E lektriker, Elektroniker oder gleich Elektrotechniker? So genau will man sich da nicht festlegen auf den verschiedenen Be- rufsinformationsseiten im Internet. Fest steht auf jeden Fall, dass es eine Menge Berufe gibt, die mit Strom zu tun haben und die man lernen kann – in einer dualen Ausbildung. Alfred Kuttenlochner ist Elektro- technik-Meister und bereits seit sehr langer Zeit im Geschäft. 1977 hat er den Meister gemacht und 1979 seine eigene Firma gegründet. Mittlerweile ist er seit 20 Jahren Obermeister der Innung bei der Handwerkskammer und derzeit auch Kreishandwerksmeister. Auch Prüfungsausschuss-Vorsitzender ist er schon lange und hat unzählige Lehrlinge kommen und gehen se- hen. Er selbst hat zwischen 40 und 45 Azubis in seiner Firma das Handwerk beigebracht. Auch im Moment bildet er noch aus, einen jungen Mann aus dem Iran. Fest steht für ihn: Auszubildende kann es auch in seinem Gewerbe nie genug geben. Ganz so schlimm wie in anderen Handwerksbereichen sei es zwar in der Elektronik noch nicht, er selbst habe jedes Jahr zwei bis drei Bewerber um einen Ausbil- dungsplatz. Dennoch meint er, „bräuchten wir mehr und bessere Azubis“. Denn der Bedarf ist riesig: Ener- giewende, Photovoltaik- und Solar- anlagen, Wind- kraft, und nicht zuletzt die E-Mobilität mit ihren Ladesta- tionen bringen jede Menge Ar- beit mit sich. Im Schnitt, berich- tet Kuttenloch- ner, legen jedes Jahr um die 40 Azubis die Ge- sellenprüfung ab, dieses Jahr werden es aus- nahmsweise ein- mal sogar 60 sein. Aber zu seiner Zeit in den 70er Jahren, erzählt der Obermeister, waren es noch 90 Auszubildende. Die Ausbil- dung ist un- glaublich viel- fältig, fordert den jungen Lehrlingen aber dadurch natürlich auch viel ab. „Das Anforderungs- profil ist gigantisch“, sagt Kutten- lochner. In seiner Firma kümmert man sich zum Beispiel genauso um Industrieanlagen wie um „Klein- zeug“, das in jedem Haushalt an- fällt. Er sagt den jungen Gesellen, die gerade die Prüfung abgelegt ha- ben, immer: „Ihr müsst bereit sein, ein Leben lang zu lernen“. Kein Lehrling und kein Geselle dürfe auf dem derzeitigen Stand stehenblei- ben, denn: „Wir haben hier eine brutale Schnelllebigkeit“. Konkret sollte jemand, der sich für diesen Beruf interessiert, einen qualifizierten Mittelschulabschluss mitbringen, „mindestens“. Er müs- se in Zusammenhängen und auch abstrakt denken können, „denn Strom ist etwas, was man nicht sieht, sondern nur seine Wirkung“, erklärt der Fachmann. Aber am Ende sollte man natürlich auch im- mer gerne mit den Händen arbeiten. Die Nachwuchsförderung ist für Kuttenlochner aber ganz generell ein Herzensanliegen. Bereits 1980 wurde er zum Lehrlingswart in der Innung ernannt, und seitdem küm- mert er sich um deren Belange. In den Jahren vor der Corona-Krise hat er ein ganz besonderes Projekt mit ins Leben gerufen: Die „Mint- werkstatt“ für Grundschüler der dritten und vierten Klassen, also alle Handwerksberufe rund um Ma- thematik, Informatik, Naturwissen- schaft und Technik. Dazu schaffen die verschiedenen Innungsmeister Material und Werkzeug in die Schu- len, und die Kinder dürfen dann über mehrere Stunden ein kleines Gewerk vollbringen. Im Elektro- handwerk ist das dann etwa die Aufgabe: „Wie kommt das Licht in der Küche zum Leuchten“, und die Kinder lernen dann einen entspre- chenden Schaltkreis zu bauen. „Wir machen das ganz realistisch, wie auf einer Baustelle“, erzählt Kut- tenlochner. „Das ist zwar stressig, dabei 50, 60 Kinder anzuleiten, aber auch sehr erfüllend.“ Zu kleine Lobby Wichtig seien auch die Praktika, die Schüler in den Firmen machten. Dabei könnten manche schon auf den Geschmack kommen. Insgesamt aber, klagt Kuttenlochner, habe das Handwerk im Bildungsbetrieb eine zu kleine Lobby. Er wird auf jeden Fall nicht müde, bald wieder auf Berufsmessen und in den Schulen für sein Handwerk zu werben. Und weiter Lehrlinge den Gesellenbrief zu überreichen. Herzensanliegen Nachwuchsförderung: Alfred Kuttenlochner betreut in der Innung schon seit 40 Jahren Lehrlinge. Foto: Petra Scheiblich Auf das Anschreiben kommt es an Tipps für die Bewerbung: So schafft man es ins Vorstellungsgespräch Von Petra Scheiblich D u bist auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz und hast vielleicht schon eine oder mehrere interessante Adressen von möglichen Arbeitge- bern gesammelt? Dann nichts wie los mit der Bewerbung! Aber nur keine Schnellschüsse, denn der ers- te Eindruck ist oft der wichtigste. Und den erhält dein potenzieller neuer Chef nun mal mit Blick auf dein Bewerbungsschreiben. Das sollte nicht nur vom Aufbau her gut aussehen, sondern auch fehlerfrei sein. Wenn es dann auch noch inte- ressant zu lesen ist und die wich- tigsten Informationen enthält, dann ist bereits die halbe Miete gewon- nen. Hier die wichtigsten Tipps für dein persönliches Anschreiben. Nach einem direkten Ansprechpartner fragen Ganz oben steht der Absender, darunter folgt die Adresse der Fir- ma, wenn möglich bereits mit einem konkreten Ansprechpartner. Um den zu erfahren, lohnt sich zuvor ein Anruf bei dem Betrieb, um zu erfah- ren, an wen man die Bewerbung ge- nau schicken soll. Nach dem Ort und demDatum er- folgt nach einem Absatz der Betreff. Der kann ganz allgemein gehalten sein, zum Beispiel „Bewerbung um einen Ausbildungsplatz in Ihrer Fir- ma“. Doch je konkreter, desto bes- ser, deshalb sollte man den ange- strebten Beruf gleich mit dazu schreiben, zum Beispiel „Bewer- bung um einen Ausbildungsplatz zum Einzelhandelskaufmann“ oder Ähnliches. So stellt man sicher, dass die Bewerbung an die richtige Per- son gerät. Die übliche Anrede heißt dann „Sehr geehrte Frau“ oder „Sehr ge- ehrter Herr“ plus den Namen. Nur, wenn man keinen konkreten An- sprechpartner hat, schreibt man „Sehr geehrte Damen und Herren“. Danach folgen im ersten Absatz des eigentlichen Schreibens allge- meine Angaben zur Person: Name, Alter, was man im Moment macht, also in welche Klasse man zum Bei- spiel geht, und warumman schreibt: Nämlich, weil man sich für einen bestimmten Ausbildungsplatz inte- ressiert. Sehr gut ist es auch, wenn man schreibt, warum man sich ge- rade bei dieser speziellen Firma be- wirbt, zum Beispiel, weil sie von Freunden als Arbeitgeber empfoh- len wurde. Den eigenen Werdegang schildern Dann kommt ein Absatz über den persönlichen Werdegang. Wenn man bisher nur zur Schule gegangen ist, kann man schreiben, in welchen Fä- chern man besonders gut war oder die einen besonders interessieren. Außerdem sollte man alle gemach- ten Praktika aufzählen, und was man dabei getan oder gelernt hat. Auch Ferienjobs können erwähnt werden, und selbstverständlich be- reits absolvierte Ausbildungen. Auch Softskills sind gefragt Danach sollte man noch darüber schreiben, für was man sich beson- ders interessiert, was man gut kann und in welchen Bereichen man ein- mal weiterkommen will. Dabei kann man sowohl Fähigkeiten wie gutes Malen und Zeichnen oder sportliche Aktivitäten erwähnen, als auch sogenannte „Soft Skills“, zum Beispiel Einfühlungsvermö- gen, Selbstständigkeit oder Verant- wortungsbewusstsein. Man sollte aber genauer erklären, worin sich diese positiven Eigenschaften zei- gen. Zum Schluss schreibt man, wa- rum man glaubt, dass es für beide Seiten ein Gewinn wäre, wenn man dort eine Ausbildung starten könn- te. Im letzten Satz bemerkt man noch, dass man sich über die Einla- dung zu einem Vorstellungsge- spräch sehr freuen würde. In der Schlussformel bedankt man sich für das Interesse und unterschreibt „Mit freundlichen Grüßen“ und mit seinem Namen. Ganz wichtig: Man sollte den Text immer schön in Absätze, gerne auch mit einer Zeile Abstand, un- tergliedern. Das sieht besser aus und ist viel leichter zu lesen, als wenn man einen Textblock vor sich hat. Und: Es sollten keine Recht- schreib- oder Grammatikfehler vor- kommen. Deshalb sollte man das Schreiben auf jeden Fall von jeman- dem korrigieren lassen, der sehr si- cher in der deutschen Sprache ist. Dies gilt übrigens auch für Leute, die sprachlich versiert sind, denn Flüchtigkeitsfehler macht jeder und eigene Fehler überliest man oft. Jede Sendung braucht ein Anschreiben Noch ein kleiner Tipp: Egal, ob der Arbeitgeber den Bewerber schon kennt – das Anschreiben ist immer unverzichtbar. Und wenn man später nochmals Unterlagen nachsenden muss, sollte man jedes Mal wieder ein kleines Anschreiben mit dazu senden. Selbstverständlich immer auf dem Computer und nicht von Hand verfasst. Die erste Bewerbung fällt oft schwer. Wichtig ist: Schreiben, was man gut kann! Foto: ccvision
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=