espresso - Januar 2022

34 KULTUR Pat, wie haben deine Eltern damals reagiert, als sie erfahren haben, dass du den Beruf des Schau- spielers anstrebst? Die Situation war wahrschein- lich zuerst nicht sehr angenehm, aber nicht wegen der Schauspielerei, sondern weil ich nach Hause kam und meinen Eltern verkündete, in Kürze von der Schule zu fliegen. Ich sollte mein Abitur machen und dann studieren, das war die Abmachung und dann komme ich daher und sage: „Mama, Papa, ich fliege nächsteWoche von der Schule, aber macht euch keine Sorgen, ich werde Schauspieler. Das kann man auch ohne Abi studieren.“ Das war eigentlich ein Bluff. Wirklich sicher war ich mir nicht über das, was ich da sagte. Meine Mutter schwieg und mein Vater ging in sein Büro imKeller. Ich hatte mit allen mög- lichen Reaktionen gerechnet, aber nicht damit, dass er zurückkommt und mir das Bewerbungsformular für eine Schauspielschule in die Hand drückt. „Aber dann mach’s auch.“ Ich war total platt und richtig glücklich. Sie haben mich unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar, denn erst auf der Schauspielschule fand ich heraus, dass die meisten anderen Eltern diesenWunsch missbilligen und sogar untergraben. Wie hast du es trotz fehlendem Schulabschluss geschafft, diesen schwierigen Weg zu meistern? Es gibt tatsächlich ein paar staatliche Schauspiel- schulen, für die ein Abitur nicht zwingend nötig ist. Unter der Voraussetzung der besonderen künstlerischen Eignung kann man in Ausnahme- fällen trotzdem aufgenommen werden. Darin sah ich meine Chance. Ich bereitete mich auf die Vorsprechen vor, lernte Monologe und wurde sehr schnell aufgenommen. Es gab für mich nur diese eine Option. Als mein Ziel klar war, lag mein Fokus sehr stark darauf, ich ließ mich nicht davon abbringen, deswegen hat es geklappt. Welche Menschen haben auf deinemWeg eine besonders wichtige Rolle gespielt? Wenn ich diese besonderenMenschen hier namentlich aufzähle, sprengt das den Rahmen. In verschie- denen Lebenslagen waren das verschiedene sehr wichtige Leute. Meine Schwester, meine Eltern, meine Partnerin, Freunde, Familie, Mentor*innen, meine Kolleg*innen. An meinemWeg sind viele Menschen beteiligt, ohne die es nicht gegangen wäre. Ich habe ihnen einiges zu verdanken. Das ist bis heute so, gehen muss ich diesenWeg allerdings selbst. Das macht sonst niemand für mich. Warumwar es dir wichtig, nach deinem Schau- spiel-Studium in Graz wieder nach Ingolstadt zurückzukehren? Da führten ein paar äußere Umstände dazu und ich griffmir diese Möglichkei- ten. Es war mir nämlich überhaupt nicht wichtig, nach Ingolstadt zurückzukehren. Mein Plan war ein anderer, ich wollte nach Berlin und mich dort in Richtung Film und Synchron weiterbilden. Donald Berkenhoff engagierte mich dann zuerst für „Der Fall der Götter“. Ich dachte: „Ist doch cool. Skurril, ausgerechnet in Ingolstadt, aber hey! Heimspiel machen, hier erstmal Gast sein und dann weiter nach Berlin.“ Doch schnell kamen noch andere Stücke am Stadttheater dazu, neue Entwicklungen imPrivaten und so hatte Ingolstadt mich wieder. Was zeichnet die Arbeit am Ingolstädter Stadttheater für dich aus? Das Feierabendbier an der Pforte. Nach den Proben kommt man am Schau spieler Pat Schlegel im Interview Patrick Schlegel hat schon als Kind das Theater-Fieber gepackt. Heute spielt der 30-Jährige in seiner Heimatstadt Ingolstadt am Stadttheater. Im Interview spricht er über seine große Leidenschaft. ES GAB FÜRMICH NUR DIESE EINE OPTION Fotos: Lena Jankowsky “

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