Perspektiven

Karriere bei der Polizei – So geht’s Voraussetzungen, Fristen und Perspektiven Die Polizei, der Freund und Helfer. Poli- zist zu werden ist nicht nur Beruf, son- dern auch Berufung. Man muss belast- bar sein, soziale Kompetenz mitbrin- gen, aber auch die nötige körperliche Fitness. Doch was braucht es noch, um eine Ausbildung bei der Polizei machen zu können und wie sind die Rahmenbe- dingungen? Antworten darauf gibt Po- lizeihauptkommissar Markus Kern im Interview mit unserer Mediengruppe. Kern ist Sprecher der Bayerischen Be- reitschaftspolizei. Herr Kern, wie viele freie Ausbildungsstel- len gibt es derzeit bei der Polizei in Bay- ern? Markus Kern: Die Besetzung von Ausbil- dungsstellen bei der Bayerischen Polizei erfolgt zu zwei Einstellungsterminen im Jahr, nämlich jeweils zum 1. März und zum 1. September. Zum 1. März 2022 sind bis zu 743 Einstellungen und zum 1. September 2022 bis zu 825 Einstel- lungen in der 2. Qualifikationsebene be- absichtigt. Insgesamt bietet die Bayeri- sche Polizei im Jahr 2022 somit fast 1600 Ausbildungsstellen in der 2. Quali- fikationsebene und 180 in der 3. Quali- fikationsebene an. Was ist mit Qualifikationsebene gemeint? Markus Kern: Bei der 2. Qualifikations- ebene handelt es sich um den ehemali- gen mittleren Dienst, bei der 3. Qualifi- kationsebene um den ehemaligen geho- benen Dienst. Welche Fristen gilt es bei der Bewerbung zu beachten? Markus Kern: Bewerbungen müssen cir- ca ein Jahr vor dem Einstellungstermin eingehen. Aktuell sind Bewerbungen für die 2. Qualifikationsebene zum Einstel- lungstermin 1. März 2023 bis zum 30. April 2022 möglich. Auch im Jahr 2023 plant die Bayerische Polizei nach derzei- tigem Stand insgesamt etwa 1450 Neu- einstellungen in der 2. Qualifikations- ebene und 180 Stellen in der 3. Qualifi- kationsebene. Die Einstellungschancen sind damit nach wie vor sehr gut. Dennoch ist ja immer wieder davon zu le- sen, dass die Personalsituation auch bei der Bayerischen Polizei sehr angespannt ist. Wie ist es da um den Nachwuchs be- stellt? Markus Kern: Bisher konnten alle Stel- len besetzt werden. Zum 1. September 2021 erfolgten zum Beispiel 932 Ein- stellungen in der 2. Qualifikationsebe- ne, 90 Einstellungen in der 3. Qualifika- tionsebene und 15 Einstellungen in der Spitzensportförderung. Das war sogar fikationsebenen der Polizei sind durch- gängig. Mit überdurchschnittlichen Leistungen können sich die Polizeibe- amten der 2. Qualifikationsebene über ein Studium zum Aufstieg in die 3. Qua- lifikationsebene qualifizieren. Von dort kann dann über ein zweijähriges Master- studium die 4. Qualifikationsebene er- reicht werden – diese stellt die Füh- rungsspitze der Bayerischen Polizei. Matthias Jell sätze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung verstoßen. Sie dürfen keine sexuellen, diskriminierenden, ge- waltverherrlichenden oder ähnliche Mo- tive darstellen. Kommen wir zu den Perspektiven. Wie viele verschiedene Dienstgrade kann man bei der Polizei erreichen und wie lange dauert das im Idealfall? Markus Kern: Die verschiedenen Quali- Wird auf bestimmte Schulfächer besonde- rer Wert gelegt oder überwiegt die soziale Kompetenz? Markus Kern: Die Schulnoten werden in das Bewerbungsverfahren der 2. Qualifi- kationsebene nicht einbezogen, es wird ein Einstellungstest durchgeführt. Die- ser ist Grundlage, um die Bewerber im Auswahlverfahren untereinander zu ver- gleichen. Wie wichtig ist darüber hinaus körperliche Fitness? Markus Kern: Körperliche Fitness ist sehr wichtig. Der Einstellungstest bein- haltet deshalb auch eine Sportprüfung. Woraus besteht diese Sportprüfung? Markus Kern: Die Sportprüfung besteht aus vier Übungen. Beim Springen über eine Kleinbank wird die Anzahl der Sprünge bewertet, die innerhalb von 30 Sekunden geschafft werden. Die zweite Übung ist das Bankdrücken mit einer Langhantel. Das Gewicht der Hantel be- trägt 45 Prozent des Körpergewichts bei Frauen und 60 Prozent des Körperge- wichts bei Männern. Auch hier wird die Anzahl der Ausführungen bewertet. Bei der dritten Übung handelt es sich um ei- nen Pendellauf auf Zeit. Dabei müssen die Bewerber zwischen zwei Kleinbän- ken, die im Abstand von zehn Metern stehen, insgesamt viermal hin- und her- laufen. Die Bänke müssen jeweils über- sprungen werden, ein auf dem Boden liegendes Seil aufgehoben, mitgenom- men und bei der nächsten Bank wieder abgelegt werden. Als vierter und letzter Bestandteil der Sportprüfung ist ein Co- oper-Test zu absolvieren. Dabei muss man in 12 Minuten so viele 100 Meter- Streckenabschnitte wie möglich laufen. Apropos Körper: Sind Tattoos bei der Po- lizei tabu? Markus Kern: Es gibt Einschränkungen. Tattoos dürfen beim Tragen der Uniform, auch im Kurzarmhemd, nicht sichtbar sein. Sie dürfen nicht gegen die Grund- Theorie verbunden, um die Auszubilden- den optimal auf den Berufsalltag vorzu- bereiten. Inhalt der Ausbildung sind auch Berufspraktika in den Polizeiin- spektionen. Welcher Schulabschluss ist für eine Aus- bildung bei der Polizei erforderlich? Markus Kern: Für die Ausbildung in der 2. Qualifiaktionsebene ist ein qualifizie- render Abschluss der Haupt-, bezie- hungsweise Mittelschule mit abge- schlossener Berufsausbildung oder ein mittlerer oder höherwertiger Schulab- schluss erforderlich. die bislang höchste Einstellung bei der Bayerischen Polizei zu einem Einstel- lungstermin. Wie hat sich die Lage in den letzten Jah- ren, insbesondere seit der Corona-Krise, entwickelt? Markus Kern: Die Nachfrage ist durch Corona, insbesondere auch wegen des Ausfalls von Berufsinformationsmög- lichkeiten wie Ausbildungsmessen, Schülerpraktika und zudem einge- schränkten persönlichen Kontaktmög- lichkeiten der Einstellungsberatungen der Bayerischen Polizei mit potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern leicht gesunken, aber immer noch sehr hoch. Was sind die Einsatzbereiche während der Ausbildung? Markus Kern: In fünf Ausbildungsab- schnitten werden Themen aus den Be- reichen Recht, Praxis und Persönlich- keitsbildung behandelt. Es werden Echt- fälle trainiert, vom Notruf über das Ver- halten am Einsatzort bis hin zur Sachbe- arbeitung. Dabei werden Praxis und DIE AUSBILDUNG ZUM POLIZISTEN Dienstgrade: 2. Qualifikationsebene: Polizeimeisteranwärter, Polizeioberwachtmeister, Polizeimeister, Polizeiobermeister, Polizeihauptmeister, Polizeihauptmeister mit Zulage 3. Qualifikationsebene: Polizeikommissaranwärter, Polizeioberwachtmeister, Polizeikommissar, Polizeioberkommissar, Polizeihauptkommissar, Erster Polizeihauptkommissar 4. Qualifikationsebene: Polizeirat, Polizeioberrat, Polizeidirektor, Leitender Polizeidirektor, Polizeivizepräsident, Polizeipräsident Ausbildungsdauer: Die Ausbildung für die 2. Qualifikationsebene dauert zweieinhalb Jahre Ausbildungsvergütung: Polizeimeisteranwärter, Steuerklasse 1, ledig, 1. Ausbildungsjahr: circa 1240 Euro netto Polizeioberwachtmeister, Steuerklasse 1, ledig, 2. Ausbildungsjahr: circa 2050 Euro netto Allgemeine Voraussetzungen: Deutsche Staatsangehörigkeit (*), Körpergröße mindestens 165 (*) Zentime- ter, Alter zwischen 17 und 30 Jahre (*) am Einstellungstag, gesundheitliche Eignung, nicht in Konflikt mit dem Gesetz, geordnete wirtschaftliche Verhält- nisse, keine sichtbaren oder unzulässigen Tätowierungen, bisheriges Deut- sches (Jugend-) Schwimmabzeichen oder neues Deutsches Schwimmabzeichen jeweils mit mindestens Bronze, kognitive Fähigkeiten wie Verantwortungsbe- wusstsein, Teamfähigkeit, Entscheidungsfreude, physische Fitness und psy- chische Stabilität (*) Ausnahmen möglich Matthias Jell Markus Kern Um Polizist zu werden, muss man einen Einstellungstest und eine Sportprüfung bestehen. 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