Zuhause
zuhause.idowa.de 27 Ausgabe 1 / 2022 ZUHAUSE 26 Überraschung, ich bin schon da! Wunder Geophyten: Manche Zwiebelblüher haben Vorteile gegenüber anderen Pflanzen Nur die Harten kommen in den Garten, heißt es so schön. Die allerhärtesten Zwiebelpflanzen erblühen sogar so früh im Jahr und schlagen dem Winter ein Schnippchen, dass man an den Frühling denken mag, obwohl manchmal noch Schnee liegt. Das können sie, weil die Evoluti- on ihnen einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Pflanzen gegönnt hat. Schnee- glöckchen (Galanthus), Krokusse (Crocus) und unter anderem Win- terlinge (Eranthis) sind soge- nannte Geophyten – wortwörtlich übersetzt also Erdpflanzen. Diese Pflanzen bilden Speicherorgane mit Energiereserven unter der Erdoberfläche. Vermeidung von Stress und Konkurrenz „So können diese kleinen Pflan- zen ungünstige Zeiten überdau- ern“, erklärt Prof. Cassian Schmidt vom Staudensichtungs- garten Hermannshof in Weinheim (Baden-Württemberg). Gleichzei- tig können sie schnell ihre Blüte starten, wenn die Witterungsbe- dingungen günstig werden. Daher seien sie in der Lage, mit einem guten Vorsprung vor den anderen Pflanzen auszutreiben. Die Geophyten haben eine per- fekte Strategie zur Vermeidung von Stress und Konkurrenz, findet Gartenplanerin Anja Maubach aus Wuppertal. „In den Knollen unter der Erde wird Energie gespeichert und sobald Feuchtigkeit oder Wärme ausreichend sind, beginnt das Leben.“ Den Frühlingsgeo- phyten – also jene, die schon früh austreiben und blühen – reicht eine leichte Erwärmung des Bo- dens aus und sie beginnen zu treiben. „In der Zwiebel ist ja be- reits alles angelegt“, präzisiert Cassian Schmidt. Der Wachstums- prozess ist dann im Grunde nur noch eine Zellstreckung. Sie werden aber auch gerne als Wald- oder Gehölzgeophyten be- zeichnet, denn natürlicherweise wachsen sie an solchen Standor- ten. Die Bedingungen dort zwin- gen sie zum frühen Austrieb. Denn nach und nach bildet sich im Frühjahr das Blattwerk an den Bäumen und lässt kaum noch Licht und Feuchtigkeit in die bo- dennahen Schichten. Zu diesem Zeitpunkt sind Winterlinge, Schneeglöckchen, Märzenbecher (Leucojum) und Co. aber schon verblüht und ihr Laub wird gelb. Tulpen brauchen es im Sommer heiß Eine andere Gruppe bilden die Steppengeophyten. Ihre Zwiebeln sind der Überlebensgarant in tro- ckenen, heißen Sommermonaten. „Zu dieser Gruppe zählen Tulpen (Tulipa) und auch viele Zierlau- charten (Allium)“, sagt Schmidt. Für die Kultur ist es wichtig, dass sie im Sommer „backen“, also es richtig trocken und heiß haben. Wichtig für Hobbygärtner: „Wer im Garten eine automatische Be- wässerung installiert hat, arbei- tet gegen diese Steppenpflan- zen“, betont Anja Maubach. Denn Feuchtigkeit im Boden schadet den Zwiebeln. Die dritte Gruppe häufig im Gar- ten verwendeter Geophyten sind die Wiesengeophyten. Dazu ge- hören unter anderem Narzissen (Narcissus) und Schachbrettblu- men (Fritillaria meleagris). Sie stehen in Konkurrenz zum Gras, das in Sommermonaten hoch- wächst und sie verdrängen würde. Die Strategie aller Geopythen, Konkurrenz zu vermeiden, bedeu- bilden unter Gehölzen einen Tep- pich, der an einen handgeknüpf- ten Perserteppich erinnert“, sagt Maubach. Von Jahr zu Jahr wird der Teppich der Frühlingsblüher von selbst dichter und dichter – und sorgt so für ein erstes High- light weit vor dem eigentlichen Saisonbeginn im Garten. Von Dorothée Waechter, dpa-tmn ten Hobbygärtnern auch, mit der Pflanzung nur den Anfangsimpuls zu setzen und die Vollendung dem Zusammenspiel aus Natur und Zeit zu überlassen. Vor allem, weil die Waldgeophyten flächig verwendet auch besonders zur Geltung kommen. „Schneeglöckchen (Galanthus) und Alpenveilchen (Cyclamen) und schneiden die Blätter zu schnell ab. Maubach rät unbe- dingt davon ab, denn die Pflan- zen betreiben mit den Blättern Photosynthese und lagern diese Energie in den Zwiebeln ein – Energie, die sie für die erneute Blüte im nächsten Jahr brauchen. Insofern sind die Geophyten sehr pflegearm. Daher raten die Exper- nachlässigen. „Das Blatt ist ne- ben den Blüten ein Schmuck“, betont Anja Maubach und zählt als schöne Beispiele die Vorfrüh- lings-Alpenveilchen (Cyclamen coum), Hundszahn (Erythronium) und Waldlilien (Trillium) auf. Da sie in den Sommermonaten aber langsam verwelken, begehen viele Hobbygärtner den Fehler tet im Umkehrschluss aber auch, dass Geophyten empfindlich auf Konkurrenz reagieren, ergänzt Cassian Schmidt. Sie wollen in der Phase des Wachstums die Flä- che für sich – genauso wie Was- ser, Nährstoffe und Licht. „Storchschnäbel (Geranium) sind keine guten Partner, weil sie be- reits früh viel Laubmasse bilden“, nennt der Gartendirektor ein Ne- gativbeispiel. Frühblüher und spättreibende Stauden „Ich rate als Kombination zu den Frühlingsgeophyten in erster Li- nie zu spätaustreibenden Stau- den“, sagt Schmidt daher. Etwa nordamerikanische Präriestauden wie die Sonnenbraut (Helenium) und das Sonnenauge (Heliopsis) sowie die Rutenhirse (Panicum) lassen es im Frühjahr langsam an- gehen. „Eine ideale Kombination sind auch Taglilien (Hemerocal- lis) und Narzissen oder Märzenbe- cher und Funkien“, ergänzt Schmidt. So hat man auch zwei- mal ein farbiges Highlight auf der bepflanzten Fläche – die jeweili- ge Blüte. Man sollte aber auch die Blätter der Geopythen nicht ver- Schneeglöckchen sind oft die Ers- ten unter den Frühblühern. Die Schachbrettblume gehört zur Gruppe der Wiesengeophyten. Fotos: Andrea Warnecke/tmn Das Alpenveilchen besticht durch herrliche Farben. Tulpen sind Steppengeophyten. Ihre Zwiebeln sind der Überlebensgarant in heißen Sommermonaten. Foto: Robert Günther/dpa-tmn Besuchen Sie unser Musterhaus WWW.SYLVIA-WAGNER-GMBH.DE ZWEI STARKE PARTNER UNTER EINEM DACH
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