Dahoam is schee

3 Dahoam is schee Eine betörende Jahreszeit Es wird Frühling – und nicht nur die Natur erwacht jetzt aus ihrem Winterschlaf Moosburg. Weihnachten ist vor- bei, Mariä Lichtmess liegt hinter uns, der Tag ist gegenüber der Wintersonnenwende am 21. De- zember um mehr als eine Stunde länger geworden. Die Natur lechzt nach Licht und Wärme. Menschen, Tiere und Pflanzen erwarten den Frühling. Er stellt die Zeit des Aufbruchs dar, in Gedichten, in Musik und Malerei wird er herbei- gesehnt, rundum spitzen erste Blüten aus dem Boden. „Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte. Süße, wohlbekannte Düfte strei- fen ahnungsvoll das Land“, so dichtete Eduard Mörike in seinem berühmten Werk: „Er ist’s!“ Der Lyriker drückte aus, was die Medi- zin weiß: Der menschliche Körper schüttet mit zunehmender Licht- intensität vermehrt Serotonin, Östrogen und Testosteron aus. Das Allgemeinbefinden verbes- sert sich, „Frühlingsgefühle“ er- wachen, verstärkt durch luftigere Kleidung, die die Fantasie anregt – wenn man nicht gerade zu de- nen gehört, die jetzt die „Früh- jahrsmüdigkeit“ packt. Sollte das passieren, dann kann man nur mit den Comedian Har- monists trällern: „Veronika, der Lenz ist da, die Mädchen singen tralala. Die ganze Welt ist wie verhext, Veronika, der Spargel wächst! Ach du, Veronika, die Welt ist grün, drum lasst uns in die Wälder ziehn. Sogar der Groß- papa sagt zu der Großmama: Ve- ronika, der Lenz ist da.“ Das sah auch Theodor Fontane so, der Schriftsteller dichtete einst: „O schüttle ab den schweren Traum und die lange Winterruh; es wagt es der alte Apfelbaum, Herze, wag’s auch du!“ Frühlings- gefühle sind also nicht nur für das „junge Gemüse“ wichtig. „Primavera“ (Frühling), das Ge- mälde des italienischen Renais- sancemalers Sandro Botticelli, schließt sich diesem Frühlingser- wachen an. Es zählt zu den be- kanntesten Werken der abendlän- dischen Kunst. Mit Rückgriffen unter anderem auf das Werk „Fas- ti“ (römische Feiertage) des rö- mischen Dichters Ovid zeigt es ein Bild der Liebe. Erst durch das gewaltsame Ergreifen, mit dem Zephir, der Gott des Windes, die Nymphe Chloris erobert und sie schließlich zu seiner Gattin macht, zu Flora, kann die Erde verwandelt werden, kann der Frühling Einzug halten. In der Mitte des Bildes steht dabei Ve- nus, die römische Göttin der ero- tischen Liebe. Über ihr schwebt der blinde Amor, er schießt gera- de einen (Liebes-)Pfeil in Rich- tung dreier Grazien, die, leicht geschürzt, einen Reigen tanzen. Und Merkur, der Gott der Kaufleu- te, aber auch von Haus und Hof, wehrt drohendes Unheil ab. Also: Auch die römischen Götter küm- merten sich um Frühling und Lie- be – nicht nur die Comedian Har- monists. Es braucht aber weder Musik noch Malerei, will man die ersten Bo- ten des Frühlings erleben und ge- nießen. Aufmerksame Spazier- gänge durch Feld und Wald oder auch „nur“ durch den Garten zei- gen dem Frühlingssuchenden, wie es wieder aufwärts geht, wie die Natur erwacht. Schon im Februar kann man „Sonnen“ sehen – auch wenn deren großer Namensvetter am Himmel mal nicht scheint: Der Huflattich streckt seine leuch- tend gelben Blüten in die Luft, die das Grau so mancher Februar- tage aufhellen; denn bis Ende Fe- bruar ist meteorologisch noch Winter. Gut, dass der Huflattich auch gut gegen Husten wirkt und Schleim lösen kann. Von März bis Ende Mai ist dann endlich Frühling und die Natur er- blüht mit Macht: Im März lockt uns das „herzig Veilchen“ (Goe- the) mit seinem Duft und die Pracht der Schlehenblüte über- wältigt uns fast. Märzenbecher läuten uns scheinbar ins Ohr, das Buschwindröschen streckt sich dem Spaziergänger entgegen, sie konkurrieren mit den Veilchen. Und die Haselnusssträucher sind voll in ihrem Element, ihre gelben männlichen Samen-Würstl stäu- ben, was das Zeug hält. Allergiker verfluchen sie in diesen Wochen der Fortpflanzung. Der April gehört den Schlüssel- blumen, den „Himmelsschlüs- seln“, wie man sie schon seit dem 12. Jahrhundert auch nennt – wohl in Anlehnung an den Schlüssel, mit dem der heilige Pe- trus das Himmelstor aufschließt. Die Felsenbirne blüht in einer weißen Wolke, eine Frühstarterin unter den Bäumen. Sie trägt Früchte, die für Marmeladen ge- eignet sind. Unreife Beeren aber sollte man nicht verzehren – Bauchkrämpfe wären dann näm- lich die Folge. Eine bedrohte Schönheit Mancher, der den Frühling sucht, kann den Mai kaum erwarten. Der eine der linden Lüfte wegen, die die Zweisamkeit im Freien be- günstigen; mancher aber viel- leicht auch wegen der wohl prächtigsten Orchidee, die in Bayern, ja in ganz Deutschland wächst – die Rede ist vom Frau- enschuh. Er steht auf der „Roten Liste“ für bedrohte Pflanzen und ist nach der Bundesartenschutz- verordnung streng geschützt. Man sollte die wunderschönen Blüten also nur aus gebührendem Abstand betrachten und keines- falls abpflücken, ausreißen oder ausgraben. Auch Menschen, die „nur“ fotografieren wollen, schä- digen nicht selten Frauenschuh- Kolonien durch Zertreten oder Verfestigung des Bodens. Die zi- tronengelbe, pantoffelförmige Pflanze, die uns mit ihrem mehre- re Zentimeter großen auffälligen unteren Blütenblatt so erfreut, dem Namensgeber dieser Orchi- dee, toleriert dies nicht. Im Garten blühen die Apfelbäu- me, die Kastanien strecken ihre Kerzen in den Himmel. Nun war- tet alles auf den Sommer, die Zeit der Früchte, die im Herbst geern- tet werden, bevor am 1. Dezem- ber der meteorologische Winter beginnt. Aber: Bevor es so weit ist, feiert Moosburg noch sein 1250-jähriges Bestehen. lex Der Frauenschuh: Die prächtigste Orchidee, die in Deutschland hei- misch ist, blüht im Mai. Foto: Raimund Lex „Courage“ stellt Werke aus Moosburg. Ob expressionistisch mit der faszinierenden Frau in Rot oder fast brav und auf jeden Fall zart, die Ausstellung der Malgrup- pe der Caritas „Courage“ ver- spricht in jeder Hinsicht span- nende Kunstwerke und Begeg- nungen mit besonderen Men- schen. In der von der Künstlerin sowie Kunst- und Gestaltungsthe- rapeutin Sylvia Endres angeleite- ten Gruppe finden Menschen, die um psychische Gesundheit rin- gen, eine Möglichkeit, sich aus- zudrücken und zu sich zu finden. Die Ausstellung, in der Werke der Moosburger und der Freisinger Gruppe vereint sind, verbindet kleine Einblicke in empfindsame Seelen und großartige Laien- Kunst. Zu sehen ist bei freiem Eintritt eine bunte Mischung zwi- schen Realismus und Surrealis- mus, Zeichnung, Malerei und Graffiti vom 12. bis zum 26. März in der VHS Moosburg. Die Vernis- sage findet am Freitag, 11. März, um 18 Uhr statt. cf Die faszinierende Frau in Rot. Foto: Christine Fößmeier „Dahoam is schee“ Verlagsbeilage der Mediengruppe Attenkofer am 25. Februar 2022 Auflage: 4.750 Exemplare Anzeigenleitung: Margot Schmid, Thomas Gedeck Anzeigen: Anzeigenteam der Moosburger Zeitung Organisation: Moosburger Zeitung Titelbild: Tobias Grießer Redaktion: Daniel Cunz Gestaltung: Grafik Landshut Druck: Cl. Attenkofer’sche Buch- und Kunstdruckerei, Verlag des Straubinger Tagblatts IMPRESSUM

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