Dahoam is schee
6 Dahoam is schee 7 Dahoam is schee Kunst als Überlebensmittel Einmalige Ausstellungsreihe mit Werken aus dem Stalag und Internierungslager Moosburg Moosburg. Nicht eine, sondern vier über die kommenden Monate verteilte Ausstellungen umfasst die Reihe „Überlebenskunst. Künstler sehen das Lager“. Erst- mals werden in der VHS Moosburg alle Kunstwerke aus dem Stadtar- chiv und dem Heimatmuseum ge- zeigt, die in und um das Stalag VIIA Moosburg und das Internie- rungslager Nr. 6 entstanden sind. Deutlich über 150 Originale sind das, größtenteils der Öffentlich- keit unbekannt, die mitten hi- neinführen in das Erleben und Er- leiden der Gefangenschaft. Bio- grafien sind darin zwar Mangel- ware, dennoch sind die Menschen und ihr Empfinden ergreifend er- fasst worden durch die in Moos- burg festgehaltenen Künstler. Kunst durfte in diesen Lagern durchaus entstehen. Es war sogar erwünscht, dass sich die Men- schen mit Kunst, Kultur, Spiel und Sport beschäftigten, war das doch eine Strategie gegen den berüchtigten Lagerkoller und die gefürchtete „Stacheldrahtkrank- heit“. Insofern war das Kunst- schaffen für so manchen tatsäch- lich eine Art Überlebensmittel. Die manchmal bunten Bilder sind eben nicht unbedingt lustig, der Humor, wo er aufscheint, beißend bis zynisch. Das herauszuarbei- ten, war eine der Herausforderun- gen und Teil der Verantwortung, diese einzigartige Sammlung pu- blik zu machen. Verantwortung zu übernehmen, heißt hier: genau hinschauen und immer wieder hinterfragen. Na- türlich ist es erlaubt zu schmun- zeln oder sich aus heutiger Per- spektive zu wundern. Fast ritual- haft wirken der Transport und das Verteilen der faden Suppe, deren „Genuss“ in der Kunst fast schon die Züge eines heiligen Abend- mahls bekommt. Das Leben res- pektive Überleben hing schließ- lich von der Versorgungslage in den Lagern ab. Nicht zuletzt sind es jedoch die Porträts, die ihre ganz eigenen Geschichten erzählen. Künstler wie Antoniucci Volti, Georg Hum- mitzsch und Wladyslaw Miller ste- chen hier hervor: Der Franzose zeigt Empathie für die deutlich schlechter gestellten russischen Mitgefangenen. Der Deutsche ist fasziniert von den für ihn exo- tisch wirkenden Kolonialsoldaten – eine Neugier, die er mit franzö- sischen Künstlern teilte. Dem Po- len hingegen gelingen intensive Porträts von Deutschen. Vernissage am 1. April Die Ausstellungsreihe „Überle- benskunst“ ist ein richtiger und wichtiger Beitrag nicht nur im Veranstaltungsreigen des Jubilä- umsjahres, sondern deutlich über Moosburg hinaus für das Erschlie- ßen dieser einzigartigen und viel- schichtigen Quellen. Am Freitag, 1. April, wird die Reihe „Überle- benskunst“ um 19 Uhr mit „Hin- ter’m Stacheldraht“ und einer ers- ten Vernissage eröffnet. Ausstel- lungstermine sind dann 1. bis 10. April, 29. April bis 8. Mai mit „Traum und Trauma“ und 27. Mai bis 6. Juni mit „Die Gezeichne- ten“. Im Herbst endet die Reihe mit „Unter Verdacht“ vom 30. September bis 9. Oktober. Die Ausstellungen und Vernissagen finden in der VHS Moosburg, Stadtplatz 2, unter geltenden Co- rona-Regeln statt. Der Eintritt ist kostenlos. cf Das Bild von Jacques Bert- rand hat auf ironische Weise die Jagd nach den Läusen in der Kleidung festgehalten. Foto: Stadtarchiv Moosburg/Re- pro: Christine Fößmeier Wichtige Puzzlesteinchen zusammengetragen „Überlebenskunst. Künstler sehen das Lager“: Die Ausstellungsmacher und ihr anspruchsvolles Projekt Moosburg. „Das war wie ein Auf- schrei“, kommentiert Stadtarchi- var Wilhelm Ellböck die Wieder- entdeckung von etwa 80 im Kriegsgefangenenlager Stalag VIIA entstandenen Kunstwerken im Jahr 2015. Rasch war klar: Diese Sammlung, zu der sich rund ein Dutzend Aquarelle von Georg Hummitzsch gesellten, muss aus- gestellt werden (dazu Bericht auf der nächsten Seite). 2021 fiel der Startschuss mit einem kleinen Team um Ellböck als Initiator ei- nes anspruchsvollen Projekts mit zwischenzeitlich schon 150 Wer- ken aus dem Archiv und Heimat- museum. Allen war klar: Es muss um mehr gehen, als nur Bilder an die Wand zu hängen. Vor allem für die praktische Seite holte Ellböck den Verein Stalag Moosburg an Bord. Dieser fand im Mauerner Künstler Wolfdietrich Hoeveler einen Ideengeber für erste Ratschläge. Für den Umgang mit dem Thema Kunst und letzt- lich die Konzeption der Ausstel- lung wurde die Kunsthistorikerin Christine Fößmeier angespro- chen. Stalag-Vereinsmitglied Kurt Bauer kam hinzu, als es um die Umsetzung all dessen ging, was zunächst mal per Online-Meeting, mal bei einem tatsächlichen Tref- fen besprochen wurde. Erwarten darf der Ausstellungsbe- sucher Kunstwerke aus dem Sta- lag und Internierungslager, die vor allem eins sind: „Eindrücke, die die Künstler verarbeitet ha- ben“, so Bauer. Aber auch „eine Vielfalt an Stilarten und Aus- drucksformen“, wie Strehle er- gänzt. Der Vorsitzende des Sta- lag-Vereins ist vor allem für Lay- out und Druckvorbereitung ver- antwortlich und fungiert als Schaltstelle zwischen Konzept und fertiger Umsetzung. Begeis- tert von den Kunstwerken zeigt sich auch Projektleiter Karl Rausch, zweiter Vorsitzender des Stalag-Vereins und pensionierter Lehrer für Geschichte, Deutsch und Geografie. Ihm ist die Wir- kungsmacht der Bilder wichtig, denn diese würden oft mehr ver- mitteln können als Text. Dass Kunst emotional zu packen vermag, weiß auch Fößmeier, doch auch, dass Bilder ihre ganze Botschaft oft erst auf den zwei- ten Blick und nach viel Hinterfra- gen offenbaren. Deshalb ist die Kunsthistorikerin vom Material fasziniert: „Das sind alles Puzzle- steinchen, die das Bild vom Sta- lag und vom Internierungslager nicht nur vervollständigen, son- dern zum Teil neue Facetten hin- zufügen.“ Damit der Betrachter dies nachvollziehen kann, gibt es zu den Ausstellungen erklärende Texte, die deutlich machen, wie viel Brisanz in manch harmlos wirkendem Kunstwerk steckt. Rausch ist daher schon „wirklich gespannt auf die hochkontrover- sen Diskussionen“. red/cf Günther Strehle versucht, mit dem Team die bestmögliche Aus- stellungsgestaltung zu finden. Foto: Christine Fößmeier Alles zu Haus und Garten finden Sie in unserer großen Ausstellung. www.bauzentrum-schwarz.de 85368 MOOSBURG Degernpoint F1 Tel: +49 8761 686-0 Weitere Filialen: DINGOLFING, EDLING, MAINBURG, TRAUNSTEIN Alles rund ums Bauen. GEWÜRZE ESOTERIK GESCHENKE Weingraben 3 • Tel. 08761 / 75 4907 Dein Lebensgefühl! Und dazu der perfekte Tee aus dem Teeladen! 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