Bauen und Wohnen

18 Bauen und Planen 19 Bauen und Planen Nachhaltig und gemeinsam Diese Trends werden Bauer und Modernisierer in Zukunft begleiten Der rücksichtsvolle Umgang mit natürli- chen Ressourcen und neue, intelligente Wohnmodelle werden das zukünftige Bau- en und Modernisieren prägen. Baufamilien und Wohneigentümergemeinschaften ge- hen schon heute neue Wege. Trend 1: Schneller am Ziel: Gemeinsam modernisieren Hohe Instandsetzungsrücklagen, aber kein Modernisierungsplan – in vielen Wohneigen- tümergemeinschaften herrscht Sanierungs- stau. Bislang scheiterten viele, selbst drin- gende Sanierungsvorhaben am Zusammen- spiel von untätigen Verwaltern, fehlender Expertise und sperrigen Wegen zu Mehr- heitsentscheidungen. Ein knappes Viertel der Wohnungen in Deutschland liegt in Ge- bäuden, die Wohnungseigentümergemein- schaften (WEG) gehören. 70 Prozent dieser Wohnungen sind jedoch unsaniert. Sie bie- ten damit ein stattliches Potenzial, den Ge- bäudeenergieverbrauch in Deutschland zu reduzieren. Unter den Besitzern von Eigen- tumswohnungen und baugleichen Reihen- häusern wächst daher die Erkenntnis, dass sich gemeinschaftlich betriebene Sanierun- gen auszahlen. Mit kompetenten Verwaltern an ihrer Seite können sie als Einkaufsallianzen bessere Preise aushandeln, sich die Kosten für Ar- chitekten und zertifizierte Berater teilen und staatliche Förderung erhalten. Dass die Investition lohnt, rechnet die Deutsche Energie-Agentur (dena) vor. Sie prognosti- ziert, dass eine optimal sanierte Immobilie gegenüber einer unsanierten in 20 Jahren über 100000 Euro Energiekosten einspart. Kommunen wie etwa Freiburg gehen so weit, dass sie proaktiv Hausbesitzer baugleicher Reihenhäuser ansprechen und zum gemein- samen Handeln bewegen. „Das neue Woh- nungseigentumsgesetz dürfte die Abstim- mungsverfahren erleichtern und den Weg frei machen für intelligente Sanierungsvor- haben“, sagt Jan Ebert von der BHW Bau- sparkasse. Trend 2: Ressourcen schonen – Klima schützen Wenn es beim Bauen um Klimaschutz geht, konzentriert sich die Diskussion seit Jahren auf innovative Heiztechnik, Fenstertausch und Wärmedämmung. Doch auch das Recyc- ling von Baustoffen trägt zu einer ressour- censchonenden Kreislaufwirtschaft bei. Laut einer Umfrage der BHW Bausparkasse sind viele Deutsche offen für ressourcensparen- des Bauen. 60 Prozent sprechen sich dafür aus, beim Bauen ausschließlich recycelte oder recycelbare Baustoffe zu verwenden. Noch verbraucht der Bau eines mittelgroßen Einfamilienhauses allein 200 Tonnen von der inzwischen weltweit knappen Ressource Sand. Durch konsequentes Recycling von Baustoffen und die dadurch vermiedenen Transporte könnten enorme Mengen an Treibhausgasen eingespart werden. „Die Re- cycling-Vorgaben des Gesetzgebers sind nicht ausreichend, um den Rohstoffschatz im Altbau zu heben“, ist Henning Göbel, Vorstandsvorsitzender der BHW Bausparkas- se, überzeugt. „Hier braucht es deutlich mehr Anreize.“ 56 Prozent der Deutschen würden laut der BHW Umfrage sogar Mehr- kosten für Baustoffe aus Recycling in Kauf nehmen. Statt Stein- und Glaswolle zu ver- arbeiten, greifen viele heute schon zu nach- wachsenden Werkstoffen wie Jute, Zellulose oder Holzfaser. Trend 3: Teile und wohne – Wohnen mit Kommunikationsgarantie Die Deutschen leben häufiger allein. Viele sehnen sich aber, wenn Corona erst über- standen ist, nach mehr Gemeinschaft. Des- halb könnte das „Cluster-Wohnen“ zum Trend werden – ein neues funktionales Mo- dell zum preiswerten und kreativen Wohnen. Deutschlands überteuerte Städte hatten sich schon verändert, bevor Corona kam. 55 Prozent der Berliner wohnen in Single- Haushalten, viele davon Rentner. Der klassi- sche Familienverbund in der Vier-Zimmer- Wohnung wird vielerorts zur Minderheit. Auch das Bild vom Rentnerpaar, das in der gemeinsamen Wohnung alt werden will, stimmt immer weniger. Martin Klaffke erwar- tet daher neue Modelle: „Der Community- Gedanke wird in unseren Häusern Einzug halten“, ist sich der Direktor des Hamburger Institute for Change Management sicher. Beim Cluster-Wohnen hat jeder Bewohner Rückzugsmöglichkeiten im eigenen Zimmer, inklusive Bad und Teeküche. Kommunikati- on, Kochen und Essen finden in flexibel ge- schnittenen Gemeinschaftsräumen statt. Der offene Grundriss spart in der Stadt teure Wohnfläche. „Das Modell gleicht der WG, ist aber variabler und großzügiger“, sagt Tho- mas Mau von der BHW Bausparkasse. „Der private Raum wird reduziert, dafür werden die Gemeinschaftsflächen größer angelegt.“ Moderne Bauprojekte realisieren schon heu- te solche „Shared Spaces“. Die Bewohner des Vorzeigeprojekts Spreefeld in Berlin zum Beispiel wohnen in mehreren Generationen zusammen und haben sich als Genossen- schaft organisiert. Zusammen nutzen sie eine kleine Turnhalle und eine Schreinerei. Die neue Form städtischen Wohnens könnte in Zeiten von Raummangel und steigenden Mietpreisen zunehmend Freunde finden. Die unter 40-Jährigen haben „Sharing“ längst zum Prinzip erhoben. (bhw) Neue Qualität: Gemeinsames Wohnen spart Kosten Foto: BHW Bausparkasse Stark ausbaufähig: Recycling von Baustoffen Foto: BHW Bausparkasse Jetzt ganz einfach in wenigen Minuten online herausfinden mit unserem kostenlosen Immo-Preisfinder. 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