Landwirtschaft 4.0

3 Landwirtschaft 4.0 Offenheit für neue Wege in der Landwirtschaft Josef Groß, Schulleiter der Straubinger Landwirtschaftsschule, über Herausforderungen und Kompetenzen für junge Landwirte Klimawandel, Ressourcenknappheit, Digitalisierung und eine sich verän- dernde Gesellschaft: Landwirte müs- sen sich immer schneller auf neue Be- gebenheiten einstellen und mehr Auf- gaben übernehmen. Den Entwicklun- gen muss die Ausbildung Schritt hal- ten. Im Interview mit Josef Groß, Schulleiter der Straubinger Landwirt- schaftsschule, sprechen wir über eine zukunftsgerichtete Ausbildung. Herr Groß, Megatrends nehmen gro- ßen Einfluss auf die Gesellschaft. Welcher hat die größten Auswirkun- gen auf die Landwirtschaft und auf die Ausbildung in der Landwirtschaft? Jos e f G roß : Der Druck, dass wir die Landwirtschaft noch nachhaltiger ge- stalten. Bei allen Maßnahmen sollte man den Schutz von Boden, Wasser und Luft im Auge behalten. Diese Gedanken schlagen in den Unterricht voll durch und sind immer Thema. Die größte Rolle spielt das Thema in den produktions- technischen Fächern, gerade im land- wirtschaftlichen Pflanzenbau. In den Fächern der tierischen Erzeugung zieht sich das Thema Tierwohl durch wie ein roter Faden. Aber auch in der Betriebs- lehre und Unternehmensführung spielt Nachhaltigkeit eine Rolle. wächse, doch durch die Decke geht hier das Thema nicht. Welche Kompetenzen, die Sie jungen Landwirten vermitteln, nehmen den größten Raum ein? G roß : In der Berufsausbildung spielt die Fachkompetenz die Hauptrolle. Die angehenden Landwirte erlernen das nö- tige Handwerkszeug. Bei uns auf der Landwirtschaftsschule wird die Fach- kompetenz weiter ausgebaut. Und hier kommen andere Dinge hinzu, wie per- sönliche Kompetenz, unternehmerische Fähigkeiten oder Entscheidungskompe- tenz. Bei uns sollen die Studierenden befähigt werden, dass sie einen Betrieb leiten können. Dass sie sich zutrauen, selbst die Entscheidungen zu fällen. Welche der Kompetenzen wird in Zu- kunft die wichtigste sein? G roß : Künftige Betriebsleiter müssen die Offenheit mitbringen, sich viele Al- ternativen anzusehen. Anhand dieser Alternativen entscheide ich, was für meinen Betrieb und die Region am bes- ten passt. Diese Fähigkeit rechne ich dem unternehmerischen Denken zu. Die Offenheit für neue Wege ist das wich- tigste. Interview: Chris Sternitzke G roß : Naturschutz- und Landschafts- pflege als kleines Nebenfach gibt es schon seit 30 bis 40 Jahren. Auch gab es vor 30 Jahren schon Fachbeauftragte für Ökolandbau an den Landwirtschaftsäm- tern. Wächst der Stellenwert? G roß : Wir sehen eine dynamische Ent- wicklung, die noch nicht zu Ende ist. Die Märkte entwickeln sich noch weiter. Deswegen sehen immer mehr junge Be- triebsleiter im Ökolandbau eine realisti- sche Option. Früher waren das haupt- sächlich echte ‚Überzeugungstäter’. Heute erfolgt eine Betriebsumstellung oft aus betriebswirtschaftlichen Grün- den. Außerdem werden für konventio- nelle Betriebe die Einschränkungen im- mer größer. In Regionen, in denen Grün- landbewirtschaftung überwiegt, fällt die Umstellung leichter. Im Landkreis Strau- bing-Bogen mit seinen guten Ackerbö- den, liegt die Quote der Ökolandwirte unter dem Durchschnitt. Der Gäuboden- bauer, der Kartoffeln oder Zuckerrüben anbaut, muss sich das schon gut überle- gen. Der Umstieg ist mit einem erhebli- chen Arbeitskräfteeinsatz verbunden. Generell interessieren sich immer mehr für den Ökolandbau, es gibt leichte Zu- möglich ist und wie man einen Blog auf- ziehen kann. Wir lassen auch Kurzvideos als Form der Präsentation mit einflie- ßen. Weshalb sind diese Kompetenzen wichtig? G roß : In der Gesellschaft ist immer weniger Wissen über die Landwirtschaft da. Viele Bürger kennen einfach keinen Bauern. Der klassische Städter aus Straubing kommt auf keinen Hof, sofern er nicht zufällig eine Verbindung hat. Der Kontakt zu den Landwirten ist nicht mehr so da. Es braucht wieder mehr Wis- sen. Zum anderen müssen sich Landwir- te immer mehr in Diskussionen behaup- ten vor dem Hintergrund der zunehmen- den Kritik. Viele erwarten eine „Heile- Welt-Landwirtschaft“, dass die oft mit der Ökonomik nur schwer vereinbar ist, wird gerne übersehen. Der Slogan unse- rer Landwirtschaftsministerin ist ja „Landwirtschaft wieder in die Mitte der Gesellschaft rücken“, das ist eine wich- tige Aufgabe, die nicht jedem liegt. Naturschutz- und Ökolandbau fließen mittlerweile auch mit in die Ausbil- dung mit ein. Seit wann wird diesen Aspekten Beachtung geschenkt? Vonseiten der Politik gibt es immer wieder neue Verordnungen und Rege- lungen, die Landwirte befolgen müs- sen. Wie gewährleistet man, dass man die Schüler auf den aktuellen Stand bringt? G roß : Die Verordnungen zu besprechen, nimmt im Lehrplan einen sehr großen Raum ein. Gerade im Pflanzenbau wenden wir dafür viele Stunden auf. Früher waren die Regelungen nicht so kompliziert. In den produktionstechnischen Fächern wurde deshalb das Stundenmaß wieder angehoben, damit Kernthemen wie etwa Kartoffel- oder Rübenbau nicht zu kurz kommen. Außerhalb von Feld und Stall wird der Aufwand für Unternehmensführung und Betriebswirtschaft immer um- fangreicher. Welche neuen Anforde- rungen kommen auf die Landwirte zu? G roß : Das strategische Denken ist in diesem Bereich die große Herausforde- rung. Ein junger Betriebsleiter muss be- weglich sein, gerade im Kopf. Landwirte dürfen nicht eingefahren sein. So soll ein Landwirt mit einer herkömmlichen Schweinemast auch einmal die Stroh- schweinehaltung oder einen ganz ande- ren Betriebszweig durchkalkulieren. Das ist uns ein großes Anliegen. Landwirte müssen beweglicher im Kopf werden und Weitblick besitzen. Deswegen holen wir andere Betriebsleiter zu uns in die Schu- le, etwa CERES Award-Gewinner. Damit wollen wir zeigen, dass man weggehen kann von den ausgetretenen Pfaden. Wichtiger wird das Thema Öffentlich- keitsarbeit und Persönlichkeitsbildung. Stichwort Öffentlichkeitsarbeit: Ein sicherlich noch recht „junges“ Fach für Landwirte sind Rhetorik und Prä- sentation. Was wird hier den Schülern vermittelt? G roß : Das Fach gibt es schon länger. Früher lernten die Schüler hauptsäch- lich, Vorträge zu halten. Nun ist das Thema Social Media mit eingebunden. Hier zeigen wir den Schülern auf, was Die Landwirtschaft noch nachhaltiger zu gestalten, ist die zentrale Aufgabe für die Zukunft. Foto: ccvision Schulleiter Josef Groß Foto: Chris Sternitzke ÜBER DIE LANDWIRTSCHAFTSSCHULE Die Landwirtschaftsschule, Abtei- lung Landwirtschaft, bereitet auf die spätere Leitung von landwirt- schaftlichen Unternehmen vor. Sie baut auf dem Berufsabschluss Landwirt/Landwirtin auf und dient der fachtheoretischen Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Der nächste dreisemestrige Studiengang be- ginnt am 17. Oktober. Die Landwirt- schaftsschule Straubing hat derzeit noch einige freie Plätze zu verge- ben. Mehr unter: ☎ 09421/8006-0. Unser Schutzschirm für Ihre Landwirtschaft. Exklusiv für unsere Kunden organisieren wir mit dem neuen Servicebaustein „Neuwertgarantie-ElektroMax“ nicht nur die regelmäßig durchzuführende Prüfung der ortsfesten elektrischen Anlagen, sondern übernehmen auch die Kosten. Darüber hinaus verbesserten Entschädigungsregel nach einem Schaden. 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