Gesundheitsführer Region Landshut

3 gesund 2022 Fit sein für die Zeit danach Trend Preha first: Schon vor dem Operationstermin zur Physiotherapie Reha nach einer OP kennt jeder. Aber Preha? Noch nie gehört? Das ist im Prinzip nichts anderes – nur eben vor einer Operation. Experten sagen, welche Effekte das bringt und was dabei zu be- achten ist. Wenn der Orthopäde Roel van der Most für einen Patienten „Preha- bilitation“ auf ein Rezept schreibt, erntet er immer wieder erstaunte Nachfragen von Physio- therapeutinnen und Physiothera- peuten, was er sich darunter denn vorstelle. Dabei ist es eigentlich ganz ein- fach: So wie bei der Rehabilitati- on nach einer Operation geht es bei der Prehabilitation darum, mithilfe spezieller Trainingspro- gramme für Muskulatur und Kreis- lauf bei den Patienten Kraft, Be- weglichkeit und Ausdauer aufzu- bauen. Die Preha soll also schon vor dem Eingriff fit für die Zeit danach machen. Van der Most, der bereits 2016 erste Studien dazu durchführte, vergleicht die- sen Ansatz gerne mit einem Mara- thon: „Den absolviert man ja auch nicht unvorbereitet, son- dern trainiert gezielt dafür.“ Einen Kaltstart vermeiden Es gehe darum, dass man in eine OP nicht kalt starte, sondern ge- steigert hineingehe, erläutert der Experte. So bekommt der Körper einen Vorsprung – nicht nur für den Eingriff selbst, sondern auch, um sich anschließend schneller wieder zu erholen. In Studien an der Klinik, in der er in Hamburg gearbeitet hat, hat der Orthopäde die positive Wir- kung von Preha-Maßnahmen beim Einsatz von Hüft- und Knie- prothesen beobachtet. Doch die Einsatzmöglichkeiten gehen weit darüber hinaus, sagt Professor Wilhelm Bloch vom In- stitut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln. „Unter Umständen können hier sogar noch größere Effekte erzielt wer- den“, sagt er. Die Bandbreite rei- che von herzchirurgischen Opera- tionen über große Bauch- und Lungenoperationen bis zu Tumor- eingriffen. „Wir wissen, dass die Patienten, die fit sind, eher über- leben als die, die nicht fit sind“, sagt Bloch. Grundsätzlich geht es bei der Pre- ha darum, die körperliche Leis- tungsfähigkeit so weit wie mög- lich zu optimieren. Das Ziel ist, dass Patientinnen und Patienten belastbarer und stressresistenter sind – bei der OP und während der Genesungszeit danach. Wichtig sei es, sie schon vor der anstehenden Operation in Bewe- gungsmuster einzuführen, die Kraft und Koordination fördern, sagt Christopher Büttner vom Deutschen Verband für Physio- therapie. Sport- oder Bewegungstherapie können helfen, durch dosierte Reize Muskulatur und Herzkreis- laufsystem zu aktivieren, wie Sportmediziner Bloch sagt. Zu- dem bereiten sie den Bewegungs- apparat und das Immunsystem auf die Operationsbelastung vor. Und davon profitieren nicht nur die Patienten, sondern ebenso die operierenden Ärztinnen und Ärzte und oft auch die Anästhe- sie. „Alle haben einen extrem ho- hen Benefit, weil die Wahrschein- lichkeit, dass das OP-Ergebnis gut wird, einfach höher ist“, sagt Bloch. Natürlich hilft es, wenn man sich langfristig mit Sport und Bewe- gung so fit wie möglich hält. „Bei der Preha geht es jedoch darum, in zwei bis vier Wochen das Maxi- mum herauszuholen“, sagt Bloch. Entsprechend sind die Anforde- rungen: Preha funktioniere nur mit personalisiertem Training, das speziell auf den Patienten, den Eingriff und die Behandlung zugeschnitten sei. Nachfragen Physiotherapeut Büttner rät Be- troffenen: Sie sollten den behan- delnden Arzt oder die Ärztin ge- zielt auf mögliche physiothera- peutische Behandlungen vor der Operation ansprechen. Auch Sportmediziner Wilhelm Bloch empfiehlt, direkt nachzu- fragen, wie man sich am besten vorbereiten könne. Um möglichst fit in die OP zu gehen. Das lohne sich auf jeden Fall. Alternativ rät Bloch dazu, eine sportmedizini- sche Praxis aufzusuchen. Einen sportmedizinischen Check zahl- ten die meisten Krankenkassen, so der Experte. Daraus ließe sich ein individuelles Bewegungspro- gramm ableiten. Bloch: „Wenn Defizite festge- stellt werden, werden ambulante Reha-Maßnahmen verschrieben, die als Preha genutzt werden kön- nen.“ Katja Sponholz, dpa Bei der Preha geht es darum, die körperliche Leistungsfähig- keit zu optimieren. Fotos: Christin Klose/dpa-tmn Dem Körper einen Vorsprung geben für die OP-Belastung und die Genesung: Darum geht es bei der Preha.

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