Landshuter Stadtmagazin
Tag null Etwas aufgeregt bin ich schon wegen morgen. Der erste Tag ohne Kaffee. Ich spüre jetzt schon die Kopfschmerzen, die mich spätestens mittags beschleichen werden, bis sie mit ganzer Kraft den Hirnraum ausgefüllt haben. Das wird auch sicher übermorgen noch so sein. Ich weiß es. Denn es ist nicht das erste Mal, dass ich basenfaste. Beim ersten Mal hat mich der Kaffeeentzug wie ein Schlag getroffen. Ich will lieber an all das Positive denken, was mir das Fasten bringen wird: Ein Ge- fühl von Frische, Energie und Leichtigkeit – spätes- tens ab Tag vier. Hoffe ich jedenfalls. Tag eins Es ist nicht so schlimm, am Morgen die Kaffeema- schine nicht zu bedienen. Aber schon ab 12 Uhr muss ich mich zusammenreißen. Es ist heftiger als erwartet. Alles beginnt sich in meinem Kopf zu ver- dichten. Wie gut, dass es Samstag ist! Und den- noch frage ich mich, wie kann das nur so schnell gehen, dass der Körper auf Entzug geht. Oder ist es noch etwas anderes? Kurz denke ich daran, ob es vielleicht Corona sein könnte…. Aber nein, der schmerzende Schädel ist doch typisch für die ersten Tage beim Basenfasten. Morgens schuf ich mir ein üppiges Mahl aus Bratkartoffeln mit Fenchel und dazu Blattspinat mit frischen Champignons. Eigent- lich wollte ich ja noch einen ausgedehnten Spazier- gang machen, aber ich falle nur noch erschöpft ins Bett und ziehe mir eine Serie rein. Tag zwei Ich fühle noch so etwas wie ein Nach- wehenmeines gestrigenKopfschmerzes. Zum Frühstück gibt es ein Samenmüsli – Haferflocken oder anderes Getreide sind ja tabu. Dazu mische ich Banane und gerade aufgetaute Himbeeren. Das schmeckt wenigstens ganz gut. Ab Mittag geht es wieder langsam bergab. Hab gerade noch ein großes Blech Gemüse in den Ofen geschoben und ein Kartoffel-Lauch-Süppchen gekocht. Und schon muss ich mich wieder flach- legen. Der Kopf wird einfach zu schwer. Tag drei Montag. Härtetest. Nach meinem Müsli gehe ich auf etwas wackligen Beinen zur Arbeit. Dort klage ich erstmal meinem Chef, welchen Zumutungen ich ausgesetzt bin. Sein Mitleid hält sich in Grenzen: Schließlich hätte ich mir das Thema doch selbst ausgesucht. Nach gut zwei Stunden Arbeit gebe ich klein bei, denn langsam hält der Schmerz, drückend und heiß, wieder in meinem Kopf Einzug. Kann ich nachmittags ins Homeoffice, frage ich meinen Chef. Er stimmt zu und meint gleich, das solle ich auch morgenmachen. Aber nein, entgegne ich, wenn das morgen auch noch so schlimm ist, breche ich ab. Tag vier Mit Kopfschmerzen aufgewacht, draußen ist es grau und es regnet. Also doch: Homeoffice. Aber nein, abbrechen geht gar nicht. Mein Ehrgeiz ist geweckt. Man kann das nämlich auch mal von einer anderen Seite sehen: Anscheinend hat mein Körper tatsächlich eine anständige Entgiftung nötig. Und diese „Entgiftungserscheinungen“ zeigen ja wohl, dass er entgiftet wird, oder? Also, ich halte ganz sicher durch, bis es mir wirklich gut geht. Heute gibt es Salzkartoffeln mit Broccoli und Guacamole und dazu Feldsalat. Vorher habe ich wegen Hunger ein paar Datteln gegessen. Die Ar- beit geht etwas schleppend voran. Aber es geht! Tag fünf Der erste Tag, an dem ich mich total ausgeschlafen fühle. In meinem Kopf herrscht noch die Erinnerung an den Schmerz. Aber eigentlich ist er weg. Heute lege ich auch wieder ohne Müdigkeitserscheinun- gen mein tägliches 10.000-Schritte-Pensum zurück. Aber den großen Energieschub spüre ich noch nicht. Basen-Tagebuch von Petra Scheiblich Fotos: © Petra Scheiblich, Adobe Stock / daboost, Viktor
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=