Landshuter Stadtmagazin
Was ist das Faszinierende am Karate? Eisheuer: Faszinierend ist für mich jede Kampf- kunst, bei der es im Konflikt um den Erhalt der eige- nen Gesundheit geht. Man muss in der Lage sein, abzuschalten. Total im Jetzt sein, fixiert sein auf das, was gerade passiert. Viele sprechen von Zen. Letzt- lich kann es niemand genau definieren. Ich bin kein Buddhist, aber ich weiß, alles muss spürbar sein. Als erfahrener Kampfkünstler spürt –„antizipiert“– man die Absichten eines möglichen Gegners. Im Karate wird aber nicht der Angriff, sondern die Selbstverteidigung trainiert. Die Sache mit der Selbstverteidigung ist zwei- schneidig. Ich habe Karate eigentlich gelernt, um mich zu verteidigen, beziehungsweise mich durchzusetzen. Aber in der Selbstverteidigung greift man immer auch ein Stück weit an. Und das ist das Gefährliche, wenn man da auf die falschen Charaktere trifft. Ich leiste mir den Luxus, manche Leute nicht zu trainieren. Alle müssen bei mir ein Probetraining mitmachen. Ich will wissen, wen ich in dieser Kampfkunst unterrichte. Es können nur unbescholtene Personen Mitglied im Verein werden. Deshalb müssen alle schriftlich bestätigen, dass sie nicht wegen Körperverletzung oder ähnlicher Delikte vorbestraft sind. Das ist mir sehr wichtig. Denn ich möchte nur den Menschen etwas vermitteln, von denen ich überzeugt bin. Meine Schüler wissen, dass ich Ahnung von der Materie habe – und sie respektieren mich. Was ist das genau, was Sie Ihren Schülern vermitteln? Kontrolle über sich selbst und damit die Situation. Also lernen die Schüler bei Ihnen auch selbstbewusster aufzutreten? Selbstbewusstsein ist das A und O zur Selbst- sicherheit. Es ist nicht mehr so schlimm wie vor 20 Jahren. Aber von zehn Mädchen treten sieben im Training immer noch mit dem Kopf nach unten hängend auf, und einer von zehn Jungs. Mit dieser Haltung kann man aber kein Selbstbewusstsein demonstrieren. Ich provoziere dann: „Auch wenn du nur ein Mädchen bist, du darfst den Kopf oben halten.“ Der Sinn dieser Provokation wird verstanden! Sie lernen, sich selbstbewusster zu geben. Ich bin jemand, ich lass mir nichts gefallen, ich gehe aufrecht, mit erhobenem Kopf, sage ich ihnen immer. Ein Gewalttäter sucht nämlich keinen gleichwertigen Kämpfer, sondern spürt, ob er ein Opfer vor sich hat. Welchen Ratschlag würden Sie Anfängern geben? Nicht fragen, wie lange es dauert, bis man ein guter Karatekämpfer wird. Das ist nämlich der größte Motivationskiller. Um alles gründlich zu lernen, braucht man viel Zeit. Ich habe sieben Jahre trainiert, bis ich die erste Farbgurtprüfung gemacht habe. Heute kann es für viele nicht schnell genug gehen. Das finde ich nicht gut. Es genügt nicht, das Werkzeug – also die Technik – zu beherrschen; was viele unterschätzen: Auch der Geist muss sich entsprechend weiterentwickeln. Die Karate-Schüler üben verschiedene Schlag-, Tritt- und Blocktechniken. Sport | 31 ›››
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