Landshuter Stadtmagazin
Geduld ist extrem wichtig im Karate. Denn sonst setzt man sich unnötig unter Druck. Es gibt nichts Schlimmeres als unter Druck zu lernen. Deshalb sage ich: Denken Sie nicht an die Zeit, die vor Ihnen liegt. Seien Sie im Jetzt. Denn die Zeit vergeht so oder so. Als Trainer liegt Ihr Fokus hauptsächlich auf dem Unterricht. Trainieren Sie selbst trotzdem immer noch? Aber selbstverständlich. Was die Kraftkondition angeht, können die meisten 20- bis 30-Jährigen nicht mit mir mithalten. Und auch wenn‘s ums Kämpfen geht, schone ich mich nicht. Wenn ich Karate mache, dann muss es immer ernst sein. Wie sind Sie zum Karate gekommen? Das ist ein längerer Weg. Ich bin in Polen geboren. Als Kleinkind kam ich mit meinen Eltern nach Landshut und hatte gleich mit Widerständen zu kämpfen. In der Schule war ich, was man sich heute nicht mehr vorstellen kann, oft der einzige Ausländer. Und der einzige, der nicht richtig deutsch sprechen konnte und der einzige, der keiner Religion zugehörte. Es war nicht so toll, ein Außenseiter zu sein. Als solcher musste ich oft davonlaufen. Im Landshuter Lehrlingsheim kam ich über einen Mitbewohner, der Boxer war und der mich im üblichen Kräftemessen zuerst verprügelt hatte, später allerdings ein guter Freund wurde, zum Box-Club Bavaria 20 Landshut. Das Boxen brachte mich dazu, selbstbewusster aufzutreten und nicht mehr davonzulaufen. Ab dieser Zeit sollte der Kampfsport eine zentrale Rolle in meinem Leben spielen. Und: Ich bin nie wieder davongelaufen! Hat in Ihrer Familie noch jemand Kampfsport betrieben? Mein Bruder Nikolaus hat Judo gemacht. Leider ist er als Folge eines Unfalls mit 50 Jahren gestorben. Das war vor drei Jahren, kurz vor Weihnachten. Auch meine Brüder Peter (Deutscher Meister) und Hans waren sehr erfolgreich in Karate. Und wann hatten Sie die ersten Berührungen mit Karate? Während meiner Militärdienstzeit, da war ich 20. Ich lernte das Shotokan-Karate durch zwei amerikanische Soldaten kennen und 1970 den Kyokushin-Stil in einer Karateschule in Freising. Dieser realistische Kampfstil faszinierte mich so sehr, dass ich fortan jede Fortbildungsmöglichkeit über diese Kampfsportart nutzte. Bald darauf haben Sie die Kampfkunstschule Eisheuer gegründet. Das war erst 1975. In der Herrengasse hatten wir Lagerräume angemietet und dort habe ich jeden Abend nach der Arbeit vier Stunden trainiert. Das war eine sehr anstrengende Zeit. Tagsüber stand ich nämlich als ausgebildeter Drucktechniker schon acht Stunden an der Druckmaschine. Aber die Erfolge im Karatesport – ich und meine Schüler wurden bayerische und deutsche Meister – motivierten mich zum Weitermachen. Die Kelleratmosphäre war dann irgendwann doch nicht so optimal, und so zog der Verein in die Innere Münchner Straße Der Meister zeigt dem Schüler, wie man eine der vielen Abwehr- techniken richtig einsetzt. 32 | Sport Fotos: © Christoph Reich, Adobe Stock / siam4510, Coloures-Pic
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