Landshuter Stadtmagazin

Bayern-Landshut: Fette Beute im Bruderkrieg Klar ist aber auch, dass das großartige Fest den Anfang vom Ende der Herrlichkeit Landshuts markiert.DaswarnichtdieSchuldderNiederbayern, sondern Folge eines Männlichkeitswahns, der niemals etwas Gutes gebracht hat: Aus der Ehe von Georg und Hedwig gingen „nur“ Töchter hervor. Die Adelsfamilie der Wittelsbacher hatte aber im Jahr 1392 vertraglich festgelegt, dass die Erbfolge von Töchtern ausgeschlossen war: Starb eine Wittelsbacher-Linie ohne männlichen Thronfolger aus, fiel dessen Herrschaftsbereich an die Verwandten, die Söhne hatten. Das reiche Herzogtum Bayern-Landshut (es umfasste zwei Drittel Altbayerns und etliche Gebiete dazu) war eine fette Beute mit seinen Kornkammern auf fruchtbaren Lössböden sowie Salzbergwerken und Silberminen in den Nordalpen. Das Ergebnis ist bekannt: Die Münchner Linie der Wittelsbacher entschied den von Gräueltaten geprägten Landshuter Erbfolgekrieg (1504/05) für sich, Altbayern wurde wiedervereinigt. Die Türken hatten den Mitteleuropäern genug Zeit für solche blutigen Bruderkriege gelassen. Erst 1529 standen sie erstmals vor Wien. Ungarn war unterworfen, 160 Jahre lang wehte die grüne Fahne des Islam über Budapest. Aber ihre Bedrohung Europas hatte zu diesem Zeit- punkt schon längst welthistorische Folgen gezeitigt: Um direkt zu den Gütern und Reichtümern Indiens und Ostasiens zu gelangen – und nicht abhängig zu sein vom Goodwill des Zwischenhändlers Osmanisches Reich – hatten Spanier und Portugiesen ihre Seefahrer auf große Fahrt geschickt: Sie entdeckten nicht nur den Weg rund um Afrika nach Indien, sondern, als „Westindien“, wie Kolumbus noch glaubte, auch die Neue Welt, Amerika. Was sie und bald auch Pioniere anderer Nationen Europas nach Hause brachten von Entdeckungsfahrten, Kriegs- und Plünderungszügen, füllte daheim nicht nur die Staatskassen, sondern auch „Kunst- und Wunderkammern“ – auch jene der Wittelsbacher. Es sind Vorläufer heutiger Museen undWissenschaftsarchive. Das Renaissance-Museum auf der Trausnitz ist überreich an solchen Pretiosen aus der frühen Neuzeit. Es schließt sich der Kreis unserer Wanderung durch gut sieben Jahrhunderte Landshuter und europäischer Geschichte. Harnische, Spitzenprodukte made in Landshut, waren im 15. und 16. Jahrhundert europaweit begehrt. In der Georgskapelle: zwei adlige Damen in historischen Gewändern, wie sie im 15. Jahrhundert getragen wurden. 58 | Stadtgeschichte Fotos: © Elmar Stöttner

RkJQdWJsaXNoZXIy MTYzMjU=