50 Jahre Landkreis Cham

52 50 Jahre Landkreis Cham Den Klimawandel aufhalten Wie Firmen im Landkreis Cham versuchen, den CO 2 -Ausstoß zu reduzieren Wir leben in einer Gesellschaft, in der vieles als selbstverständlich angenommen wird. Mehr als ge- nügend anzuziehen, fließendes Wasser, ein Überangebot an Nah- rungsmitteln, Strom aus der Steckdose, warme Heizkörper. Schluss ist damit nicht, aber spä- testens seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine und den zum Teil daraus resultierend ge- stiegenen Energiepreisen, dürfte bei vielen ein Umdenken bezüg- lich der Energiegewinnung ange- kommen sein. Auf vielen Dächern sieht man schon seit ein paar Jahren Photovoltaikanlagen, Neubauten werden oft mit Wär- mepumpen ausgestattet und die meisten Stromanbieter bieten „grünen“ Strom an. Aber ist das wirklich genug? Die größten Energieverbraucher sind und bleiben die Firmen und Fabriken. Computer und Maschi- nen laufen teilweise 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Manche Firmen benötigen zusätz- lich Kühlsysteme. Viele im Land- kreis Cham angesiedelten Unter- nehmen haben schon länger rea- giert. Klimaneutrales Material Die Firma CD-Lux in Wilting bei- spielsweise gibt selbst an, seit dem Jahr 2018 zu 100 Prozent klimaneutral zu arbeiten. „Wirt- schaftliche Tätigkeit erzeugt zwangsläufig Emissionen. Wir können aber viel tun, um diese zu reduzieren“, sagt Alexander Dir- scherl, Geschäftsführer des Ad- ventskalender-Herstellers in Wil- ting. „Unser CO 2 -Fußabdruck wird jedes Jahr ermittelt und über ein Kli- maschutzprojekt – in unserem Fall einem Waldschutzprogramm ausgeglichen.“ Weiter führt er aus: „Umweltfreundliche Materia- lien und Abläufe erzeugen einen deutlich geringeren CO 2 Fußab- druck. Wir versuchen, auch mit unseren Lieferantenpartnern Lö- sungen zu finden. Zum einen über nachhaltigere Materialien, zum anderen über Lieferantenproduk- te, die bereits klimaneutral pro- duziert sind.“ Die eigene Photovoltaik-Anlage kann rund 55 Haushalte mit Strom versorgen. Derzeit wird der überwiegende Teil der gewonne- nen Energie eingespeist. „Hier muss man sehen, was die Zukunft bringt“, so Dirscherl. „Mit ent- sprechenden Speichermöglichkei- ten könnte man in naher Zukunft weitgehend autark arbeiten.“ Energie aus Biogas Die Brauerei Rhanerbräu GmbH & Co.KG in Rhan arbeitet schon seit 2009 an einer Verbesserung. Kaum zu übersehen ist hier das Rhaner Bierkistl, welches nach ei- genen Angaben das größte Bier- kistl der Welt ist. Unter diesem Baukörper versteckt sich eine Biogasanlage, betrieben mit Holz-Hackschnitzel. Die damit er- zeugte Wärme wird als Hoch- druck-Dampf sämtlichen Energie- Abnehmern in der Brauerei zuge- leitet. So werden monatlich eini- ge zehntausend Liter Heizöl ein- gespart. Das verwendete Holz stammt von Holzverarbeitern aus der Region. Somit muss kein Baum extra gefällt werden und die Transporte für den Brennstoff sind kurz. „Auf fast allen Dächern der Brauerei sind zudem PV-Anlagen installiert. Diese speisen unsere Produktion. Wenn der selbster- zeugte Strom nicht reicht, wird TÜV-SÜD-zertifizierter Öko-Strom aus nordeuropäischer Wasserkraft verwendet. Hier sind die Auflagen strenger, als bei südeuropäischen Wasserkraftanlagen“, sagt Dr. Alois Plößl, Chef der Traditions- Brauerei. Seit 2009 wurden die CO 2 -Emissionen um zwei Drittel kontinuierlich gesenkt und die Bemühungen gehen weiter. In den vergangenen zwei Jahren wurde eine weitere Reduktion durch innovative Isolierung von Dampfleitungen erreicht. Ausstattung wird grüner Ähnlich ist es bei der Sparkasse im Landkreis Cham. Seit 2018 wird hier kontinuierlich der Co 2 Fußabdruck ermittelt und mit dementsprechenden Maßnahmen reagiert. „Ein erster Schritt war es, komplett auf Bio-Strom umzu- stellen. Der wird von den lokalen Stadtwerken bezogen. Die Haupt- geschäftsstelle in der Further Straße wird zum Großteil mit der auf dem Dach installierten Photo- voltaik-Anlage versorgt,“ sagt Franz Wittmann, Vorstandsvorsit- zender der Sparkasse im Land- kreis Cham. „Die Technik ist jetzt so weit, dass wir auch die Ost- Dachflächen mit PV-Anlagen be- stücken lassen. Die Pandemie hat uns außerdem gelehrt, dass wir bei Besprechungen nicht immer vor Ort sein müssen und auch Vi- deokonferenzen abhalten kön- nen.“ Weitere Schritte sind der Umstieg auf Elektro-Autos, Umrüstung der Lampen auf LED und eine Wärme- dämmung für das Hauptgebäude. „Und ja, auch die Schließung mancher Filialen haben den CO 2 -Ausstoss reduziert“, gibt Wittmann zu. Um noch einen Teil auszugleichen, werden drei Pro- jekte unterstützt, für welche die Mitarbeiter abgestimmt haben – Biogasanlagen, die nepalesischen Familien zugutekommen, ein Waldschutzprojekt in Madre de Dios, Peru, sowie eine Kombinati- on aus Klima- und Waldschutz in Madre de Dios und dem Bergwald- projekt e.V. in Deutschland. Allein diese drei Beispiele zeigen, dass die Firmen im Landkreis Cham alles versuchen, um unsere lebens- und liebenswerte Natur und Umwelt ein Stückchen saube- rer zu machen. - anr - Respektvoller Umgang mit der Natur sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Foto: Andrea Reimer

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