50 Jahre Landkreis Cham

68 50 Jahre Landkreis Cham Spannungsfeld Energieversorgung IHK-Gremien diskutierten mit Politik über Handlungsbedarf bei Energieausbau und -qualität Nicht erst seit gestern ist klar, wie wichtig die Energieversor- gungssicherheit für die Unterneh- men ist. In der politischen Ent- scheidungsfindung und im Hin- blick auf den Umbau des Energie- systems wurde das Thema oftmals nicht mit der nötigen Konsequenz verfolgt. Der Krieg in der Ukraine legt nun die Mängel in der Pla- nung und Umsetzung schonungs- los offen, waren sich die Unter- nehmer der regionalen IHK-Gre- mien Cham und Schwandorf bei ihrer gemeinsamen Frühjahrssit- zung einig. Zu Gast in der Schwarzachtalhalle in Neunburg vorm Wald, begrüß- ten die beiden Gremiumsvorsit- zenden Dr. Alois Plößl und Hubert Döpfer die Bundestagsabgeordne- ten Martina Englhardt-Kopf, Mari- anne Schieder und Tina Winklmann. Prof. Dr.-Ing. Oliver Brückl von der Fakultät für Elek- tro- und Informationstechnik der OTH Regensburg brachte seine wissenschaftliche Expertise in die Diskussion ein. „Die Lage ist akut. Der Krieg in der Ukraine und die damit dro- henden Lieferengpässe bei fossi- len Brennstoffen haben drasti- sche Folgen für die Energieversor- gungssicherheit. Vor allem die energieintensive Industrie ist auf eine stabile Energieversorgung und bezahlbare Strompreise an- gewiesen“, betonte Plößl. „Soll- ten Energieträger wie beispiels- weise Gas mit Blick auf die Sank- tionen gegen Russland rationiert werden, ist von Produktions- stopps in der Wirtschaft auszuge- hen“, gab auch Döpfer zu beden- ken. Laut Bundeswirtschaftsministeri- um kämen in Deutschland 55 Pro- zent des importierten Erdgases aus Russland, beim Öl seien es 35 und bei der Kohle 50 Prozent. Es wäre zudem mit weiteren Engpäs- sen in den Lieferketten und Wert- schöpfungsverlusten zu rechnen. Professor Brückl bestätigte, dass es in der Vergangenheit versäumt worden sei, sich hinreichend mit Sicherungsmechanismen zu be- schäftigen: „Es braucht jetzt kon- krete Konzepte für Versorgungssi- cherheit.“ Zu wenig Tempo Für die Unternehmen seien leis- tungsfähige Infrastrukturen und stabile Rahmenbedingungen es- senzielle Standortfaktoren im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit und weite- res Wachstum, so der Konsens. „Das Tempo bei der Energiewende lässt zu wünschen übrig – nicht zuletzt aufgrund langwieriger Planungs- und Genehmigungsver- fahren“, sagte Schwandorfs Gre- miumsvorsitzender Döpfer. Mit großer Sorge blicken viele Betrie- be in der Region beispielsweise auf den schleppenden Infrastruk- turausbau. Es dürfe nicht auf Kos- ten von Versorgungssicherheit und Spannungsqualität gehen, wenn zunächst Atomkraftwerke und später auch Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Die Flaschenhälse bei der drin- gend benötigten Energiewende seien schon lange bekannt – die Ergebnisse bei der Umsetzung hingegen überschaubar. „Viele Themen wurden in den letzten Jahren angestoßen, aber nicht zu Ende gebracht“, so auch der stell- vertretende Vorsitzende des Gre- miums Cham Josef Dischner, Ge- schäftsführer der Dischner Speditions- und Handelsgesell- schaft mbH. Mit Blick auf die E-Mobilität und alternative An- triebe fehle eine leistungsfähige Tank- und Ladestruktur, es gebe keine nachhaltigen Alternativen zu Atomkraft oder zum Dieselmo- tor – vor allem im Güterverkehr – und beim Thema Flüssiggas fehl- ten die passenden Terminals. Im Hinblick auf die Versorgungssi- cherheit, wettbewerbsfähige Preise und den Klimaschutz ist vor allem der Ausbau der Erneuer- baren Energien ein wichtiger Bau- stein. „Dazu bedarf es ebenso ei- nes Ausbaus der Stromnetze, denn gerade der Ausbau des Ost- bayernrings und des Südostlinks sind dahingehend für unsere Re- gion von enormer Bedeutung“, betonte Chams Gremiumsvorsit- zender Plößl. Ausbau beschleunigen Die Energie muss jedoch nicht nur zum Verbraucher gelangen, son- dern auch bezahlbar sein. Die ex- plodierenden Energie- und Roh- stoffpreise machen der Wirtschaft stark zu schaffen. Gerade Deutschland hat im weltweiten Vergleich hohe Energiekosten – eine zusätzliche Belastung und Preistreiber für die stark im inter- nationalen Wettbewerb stehen- den Unternehmen. Das bestätigte auch Gremiumsmitglied Johannes Heckmann, Vorstandsvorsitzen- der der Nabaltec AG in Schwan- dorf: „Wir investieren seit langem in Energieeffizienz und haben in hohem Maß Einsparpotenziale realisiert. Dennoch bereiten uns die stark gestiegenen Energie- preise Probleme.“ Sein Unternehmen ist weltweit tätiger Anbieter für Füllstoffe und Spezialoxide. Die hohen Abgaben und Steuern auf Energie hierzulande seien am internationalen Markt ein deutli- cher Nachteil, da Kostensteige- rungen nicht beliebig an Kunden weitergegeben werden könnten. Der Wegfall der EEG-Umlage sei dabei ein Anfang, jedoch müss- ten weitere Entlastungen folgen, wie zum Beispiel die Stromsteuer weiter zu reduzieren. Die Botschaft an die Politik war eindeutig: Oberstes Ziel für die Regierung muss nun sein, die Energieversorgung dauerhaft si- cherzustellen, den Ausbau Erneu- erbarer Energien enorm zu be- schleunigen, neue Quellen für Gaslieferungen zu finden, Ener- gieeinsparpotenziale zu vermit- teln und die erforderliche Infra- struktur auszubauen, um künftig unabhängiger zu sein. Es brauche jetzt Führungsstärke und eine of- fene Kommunikation aller Maß- nahmen, um glaubwürdig zu blei- ben und die Herausforderungen der Stunde zu meistern, fassten die Gremiumsvorsitzenden zu- sammen. Dabei dürfe es keine Denkverbote geben. - red - Seit 1922 sind wir Ihr Ansprechpartner, wenn es um Ihre Gesundheit geht. Wir schaffen Lebensqualität über 20x in Bayern www.zimmermann-vital.de 93413 Cham | Janahof 2 | Tel. 09971 996 470 cham@zimmermann-vital.de | Onlineshop: www.samedo.de

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