espresso Mai 2022_F39.pdf

Gewohnheiten ab. Wo liegen die Hürden deiner Meinung nach, dass wir nicht öfter ausbrechen? Mike: Ausreden. „Berechtigte und unberechtigte“, wie Alastair Humphreys so schön sagt. Und unsere Gewohnheiten sind halt immer mehr an Conve- nience-Güter und die digitaleWelt gekoppelt, wir versinken in einer Konsumer-Mentalität, anstatt selbst proaktiv und konstruktiv zu werden, etwas aufzuopfern, uns zu befreien von Dingen, die wir gar nicht brauchen. Ihr habt die Hallertau vermutlich wie kaum jemand vor euch in ihrer Ganzheit erlebt. Wie hat sich dein Blick auf die Hallertau dabei verändert? Mike: Das war auch recht bald unser Ziel in der Konzeptionsphase. Unser Blick hat sich vielleicht gar nicht so geändert, sondern eher verstärkt. Und unsere Vision von einemNaturerlebnisgut in der Hallertau (siehe Gut Herbigshagen der Heinz-Siel- mann-Stiftung) weiter gefestigt. Es würde sich geographisch, ökologisch, biologisch und päda- gogisch absolut lohnen, so etwas hier aufzubauen und einen Pflock gegen den Flächenfraß und das Artensterben einzuschlagen. Wenn nichts passiert, werden uns die umliegendenMetropolregionen in den nächsten Jahrzehnten schlucken. Falls du also jemand kennst, der dieselbe Vision und ca. 100 Hektar Land dafür hat, lass es uns wissen. Euer Buch ist auch eine Art Liebeserklärung an eure Heimat. Gab es auch weniger schöne Erlebnisse während eurer Abenteuer? Mike: Du meinst denMoment, wenn du völlig entkräftet und verzweifelt auf die Uhr schaust, feststellst, dass du mit demRad 30min für nur zwei Kilometer gebraucht hast, du den Sonnen- untergang amZielort nie mehr erleben wirst und ein paar Minuten später fluchend und wie ein ma- nischer Teufel lachend gegen den nächsten Hügel anradelst? Oder wenn das Trinken ausgeht, aber noch vier bis fünf Stunden Tour vor dir liegen? DerWeg imWald einfach aufhört, obwohl laut Karte einer da sein sollte? Das kochendeWasser vomKocher fällt, es nur zwei Grad hat und wir nur noch eine RationWasser haben? Oder ich mir beimKlimmzug in fünf Meter Höhe dermaßen einenMuskel zerre, dass ich fünf Wochen ausfalle? Oder kurz vor demErreichen unseres Ziels der Akku der Kamera verreckt? Oder wir feststellen, dass es zehnMeter vomZeltplatz dermaßen nach Aas stinkt, dass alles aus ist? Ich denke, man kann die Frage mit einem „ja“ beantworten. (grinst) Tobi: Wobei einem immer sehr bewusst war, dass man imNachgang darüber lachen wird. Nie zum Lachen waren für michMomente, wo ich spürte, dass die Hallertau durch Verbauung ihren Charak- ter zunehmend verliert. Auch wenn ihr viel in der Natur unterwegs wart, habt ihr euch dabei nicht wie die sprichwörtli- che Axt imWalde verhalten. Worauf sollte man bei Micro Abenteuern achten? Mike: Das steht ziemlich ausführlich in unserem Guide. ImGrunde ist es aber einfach: Man stelle sich einfach mal vor, man selbst und alle anderen Menschen wären Teil der Natur und verhielten sich auch entsprechend. Eigentlich gar nicht schwierig, oder? Oder? Ärgerlich, wie begriffsstut- zig, arrogant und fahrlässig der Homo Sapiens oft ist. Und doch so vielversprechend. Bitte vervollständige den Satz: „Für das perfekte Micro Abenteuer brauche ich… Tobi: ...nur einen ruhigenMoment, um Inspiration und den Schneid zu finden, etwas zu probieren, das eine gewisse Ungewissheit und Herausforde- rung mit sich bringt." Der Rest kommt von alleine, zumBeispiel Gleichgesinnte, mit denen man dann einzigartige Erlebnisse teilen kann. Letzter Gedanke für unsere Leser*innen? Mike: You ready? Mike, Tobi, vielen Dank für das Interview. Hubensteinerstr. 4 · 85283 Wolnzach Tel. 08442 9682-19 ·  /hopfenschmuck.de Neue KollektioN Brauchtum · bier · bayern www.hopfenschmuck.de  a Hopfenschmuckdesigner mit ♥ und Leidenschaft. Waldbaden ist gut für Körper & Geist, mehr dazu unter: netzwerk-waldbaden.com

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