610 Jahre Kötztinger Pfingstritt

8 610 Jahre Kötztinger Pfingstritt Kötzting vor 100 Jahren Was die Menschen im Jahr 1922 in der Pfingstrittstadt beschäftigte Was bewegte die Kötztinger vor 100 Jahren? Stadtarchivar Clemens Pongratz hat dazu wieder in Archiven und vor allem im Kötztinger Anzeiger geforscht und gestöbert. Hier ist seine Zusammenfassung. Die erste Nummer des Kötztinger Anzeigers im Jahre 1922 titelt gleich ganz oben mit dem Aufruf „Waldler, wacht auf!“ Dieser Artikel – in mehreren Fortsetzungen – schüttet kübelweise Hass und Häme auf die modernen Entwicklungen in den Städten und verortet hinter all diesem Übel das dahinter stehende Weltjudentum. Der Kötztinger Anzeiger besteht in mehr als der Hälfte seines Inhalts aus von anderen Redaktionen übernommenen Artikeln und nur zu einem kleinen Teil aus lokalen Nachrichten und Anzeigenwerbung. Es ist trotzdem verwunderlich und eigentlich zum allgemeinen Erscheinungsbild des Anzeigers nicht passend, solch einen „Tendenzartikel“ zu veröffentlichen. Konservativ, kirchentreu und obrigkeitshörig waren die Artikel zumeist immer, aber diese Serie sticht doch unangenehm heraus. Dieser Hetzartikel, mit vier Fortsetzungen und nur unterschrieben mit „ein Waldler“, könnte jederzeit in Stil und Wortwahl im Stürmer, dem Kampfblatt der NSDAP, stehen und aus dieser Ecke kommt vermutlich auch der Autor. Mehrere große Veranstaltungen und Ereignisse prägen das Jahr 1922 in Kötzting. Das eine ist die anziehende, ja fast explodierende Inflation mit ihren Auswirkungen auf das tägliche Leben im Markt. Auf dem Kreuzfelsen des Kaitersberges wurde das 2. Gipfelkreuz errichtet. Der Kötztinger Kriegerverein feierte schlagenen Herr Franz Heigl ausgewählt wurde. Ich ersuche mit mir dahin wirken zu wollen, daß bei den Pfingstfeierlichkeiten die sich gebührende Ordnung eingehalten, jeder Mißstand fern gehalten und die Feierlichkeit am Dienstag nachts 12 h beendet wird.“ Kirche und Marktobrigkeit deckelten also vor allem den Spaß und die Unterhaltung der jungen Kötztinger auf der zweiten Pfingsthochzeit am Dienstagabend. Offensichtlich verlängerten die Kötztinger jungen Leute daraufhin die Pfingstfreude ins folgende Wochenende hinein. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde aber auch dieses Verbot in die Verpflichtungserklärung des Pfingstbräutigams aufgenommen. Was wiederum bedeutet, dass früher die Pfingstfreude nicht am Mittwochmorgen endete, sondern nur pausiert wurde und am drauffolgenden Wochenende beim „Grafenwiesener Kirta“ es dann munter weiterging. Allerdings war es einfach, dieses Verbot zu umgehen, indem sich die Beteiligten einzeln auf den Weg machten und sich halt „zufällig“ in Grafenwiesen trafen... Clemens Pongratz Es ist verständlich, dass die Menschen nun versuchten, sich in der waldreichen Umgebung für den nächsten Winter mit Leseholz zu versorgen. Es ist aber ebenfalls verständlich, dass die Waldbesitzer dies nicht gerne sahen, sondern sich dagegen zu wappnen versuchten. Der heutige 1. FC Kötzting, im April des Vorjahres 1921 als eine Unterabteilung des Turnvereins neu gegründet, begann im Januar mit seinen Verbandsspielen, hielt einen Maskenball, spielte Theater und wurde somit auch Teil des Kötztinger Pfingstfestes, da die Feiertage nutzte, um an den Pfingstfeiertagen Wettkämpfe auszuüben. Im Juli 1922 verkündete der Vorstand Julius Kirschner, dass es künftig nicht mehr heißen solle: „Fußballabteilung des Turnvereins Kötzting“ sondern „Fußball=Club=Kötzting FCK.“ Dabei ist es interessant, weil der Bleichanger – heute der Jahnplatz – sowohl der Fußballplatz als auch der Ort gewesen war, wo sich die vielen Reiter und die zahllosen Zuschauer am Pfingstmontagnachmittag versammelten, um die Kranzlübergabe an den Pfingstbräutigam zu sehen. Apropos Pfingsten 1922. Folgende Anordnung hat das Katholische Pfarramt unter Pfarrer Dirscherl erlassen: „Es wird hiemit mitgeteilt, daß von den zum Empfang des Pfingstkränzchens vorgesich in Kötzting ein und gründete dort seine Familie. Aber auch ein anderer Neuanfang geschah in diesem Hause noch im selben Jahr, eine private Obstverwertung. Otto Limmer kaufte Fallund Mostobst an und kelterte damit Apfelwein. Geeignete Kellerräume waren in dem Hause ja ausreichend vorhanden. Kirche und Marktobrigkeit deckelten also vor allem den Spaß und die Unterhaltung der jungen Kötztinger auf der zweiten Pfingsthochzeit am Dienstagabend. Auch wenn der Kötztinger Anzeiger des Jahres 1922 gefüllt ist mit Geschäftsanzeigen Kötztinger Firmen, mit neuen Geschäftsideen und Wiedereröffnungen, so sind dies ja nur Versuche einzelner Personen, in der Nachkriegszeit (wieder) auf die Füße zu kommen. Die große Masse der Bevölkerung hatte – beginnend in diesem Jahre – vor allem mit der galoppierenden Preisentwicklung zu tun und das begann bereits im Januar 1922. Der Lokalbahn AG blieb ebenfalls nicht anderes übrig, als im Monatsrhythmus die Frachttarife anzugleichen, bereits angekündigte Preiserhöhungen mussten vorgezogen werden. sein 50-jähriges Gründungsfest. Der im Vorjahr neu gegründete 1. FC Kötzting tritt so richtig in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Der Pfingstritt und natürlich viele Kleinigkeiten aus dem Markt und dem Umland. In Kötzting kam es 1922 zu einigen Neugründungen. Trotz der ansteigenden Inflation wagten viele Menschen einen wirtschaftlichen Neubeginn. Max Wanninger, der spätere Kripperlvater, wurde zum Auktionator. Maria Heigl und Rosa Schreiner eröffneten Hutgeschäfte. Im Oberen Markt hatte Kötzting sogar eine eigene Gärtnerei, die Familie Kasparofsky am Ende der Metzstraße. Der Saumarkt wurde wieder beworben, es kamen neue Metzger, eine erste Allianzvertretung eröffnet im Markt. Die Menschen versuchten mit allen Mitteln wieder auf die Füße zu kommen. Der Stemmerbeck, später die Dampfbäckerei Clemens Pongratz, führte in AltKötzting eine bekannte Bäckerei. Nach dem Tode des kleinen Josef Thomas im März verstarb nun auch die junge Bäckersfrau und der Bäcker und Ehemann blieb mit zwei kleinen Kindern zurück. In einem solchen Maße aus der Bahn geworfen, entschloss er sich, sein Haus mitsamt der Bäckerei zum Verkauf anzubieten. Mein Großvater, ein Bäckermeister aus Roding und zwischenzeitlicher Gastwirt in Neukirchen Balbini, ergriff die Gelegenheit beim Schopf, kaufte Der Stemmerbeck, später die Dampfbäckerei Clemens Pongratz, führte in AltKötzting eine bekannte Bäckerei. Trotz der ansteigenden Inflation wagten 1922 in Kötzting viele Bürger einen wirtschaftlichen Neubeginn. Repros: Clemens Pongratz Deggendorfer Rosswürstl aus der Pferdemetzgerei Veit, Deggendorf, beim „Kneiperl“ in Bad Kötzting Pfingstsamstag, Pfingstsonntag und Pfingstmontag sowie Samstag, 11. Juni, und Sonntag, 12. Juni, von 8.00 bis 24.00 Uhr Otto Beier Waffelfabrik GmbH Werksverkauf & Café Waffel 93468 Miltach Bahnhofstraße 20 0 99 44 / 3 41 41 18 www.waffelbahnhof.de PfingstAktionsangebote 93444 Bad Kötzting Marktstraße 10 Imbiss Geiger Bad Kötzting Bei uns gibt’s Volksfestschmankerl Wir freuen uns auf Euren Besuch! 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Juni 2022 Auflage: 69.900 Exemplare Verlagsleitung: Klaus Andreas Huber Gesamt-Anzeigenleitung: Michael Kusch Anzeigenleitung: Stefan Mühlbauer Anzeigen: Anzeigenservice Bad Kötzting Redaktion: Jürgen Hirtreiter Druck: Cl. Attenkofer’sche Buch- und Kunstdruckerei, Verlag des Straubinger Tagblatts IMPRESSUM

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