50 JAHRE LANDKREIS LANDSHUT 4 Das neue Wahrzeichen In Essenbach entsteht bis Ende 2024 der Neubau des Landratsamts Landrat Peter Dreier spricht von einem „Meilenstein für den Landkreis Landshut“: In der Marktgemeinde Essenbach haben die Bauarbeiten für das neue Landratsamt begonnen. In dem mehr als 70 Millionen Euro teuren Neubau sollen sämtliche Abteilungen und Sachgebiete, die aus Platzgründen zum Teil bereits seit Jahren aus dem Ämtergebäude in Achdorf ausquartiert wurden, wieder unter einem Dach zusammengeführt werden. Mit dem Umzug des Landratsamtes aus der Stadt in den Landkreis Landshut eröffnet sich gleichzeitig die Möglichkeit, den Medizin- und Gesundheitsstandort rund um das Achdorfer Krankenhaus auszubauen. Denn für beide Einrichtungen an ein und demselben Standort wäre es über kurz oder lang zu eng geworden, zumal schon jetzt alle Entwicklungsmöglichkeiten erschöpft sind. Abgesehen davon, hat der Kreistag mit seiner im Jahr 2017 gefassten Grundsatzentscheidung zur Verlagerung des Landratsamts einen Beschluss aus der konstituierenden Kreistagssitzung vor ziemlich genau 50 Jahren erfüllt. Denn im ersten Sitzungsprotokoll vom 25. Juli 1972 heißt es: „Für den Sitz des Landratsamtes in Landshut stimmte man mit der Einschränkung, dass zu gegebener Zeit dieser in den Landkreis verlegt werden kann.“ Das neue Landratsamt entsteht am Ortsrand von Essenbach neben der kommunalen Musikschule und gegenüber der überregional bekannten Eskara-Veranstaltungshalle an der neuen Josef-Neumeier-Allee, die nach dem langjährigen Altlandrat aus der Marktgemeinde Essenbach benannt wurde, der im Sommer 2020 gestorben ist. Den international ausgelobten Architektenwettbewerb hat das Büro „dasch zürn + partner“ aus Stuttgart für sich entscheiden. Ende 2024 soll das neue Landratsamt in Betrieb gehen. Horst Müller Der Eingangsbereich des neuen Landratsamts. Foto: dasch zürn + partner/Visualisierung: Freshimages Blick ins Atrium des Neubaus. Visualisierung: dasch zürn + partner Die Region voranbringen Das Regionalmanagement vernetzt und stößt Projekte an Die Chancen und Stärken der Region weiterentwickeln sowie Schwächen abbauen: Das sind die Ziele des gemeinsamen Regionalmanagements von Landkreis und Stadt. Es wurde 2014 ins Leben gerufen, Leiter ist heute Kai Goldmann. Das Regionalmanagement soll dazu beitragen, dass Stadt und Landkreis weiter zusammenwachsen. Es ist ein Instrument der Landesentwicklung und soll die regionale Wettbewerbsfähigkeit verbessern, es stößt Projekte an und bringt dafür die Akteure vor Ort zusammen. Kai Goldmann erklärt, was in den vergangenen Jahren vor Ort konkret passiert ist. In der ersten Förderperiode (2014 bis 2018) stand der Fachkräfte- und Bildungsbereich im Fokus, sagt Kai Goldmann. Es wurden unter anderem ein Beruferadar und ein Bildungsplenum eingerichtet und das „Mint“-Programm unterstützt. Ein weiteres großes Thema waren die Herausforderungen des demografischen Wandels, es wurden etwa ein Seniorenwegweiser und eine Notfallmappe für Senioren entwickelt. „Daraus entstand schließlich eine eigene Fachstelle, der Landkreis hat mittlerweile einen Seniorenbeauftragten“, sagt Goldmann. Den dritten Schwerpunkt bildeten die Bereiche technisch-soziale Infrastruktur, Verkehr und Siedlungsentwicklung: Das Regionalmanagement erstellte beispielsweise eine Radkarte und unterstützte die Einführung des LAVV. Im letzten Handlungsfeld Energie und Klima wurde die Umweltstation initiiert und die Energiewerkstatt Schule ins Leben gerufen. Auch in diesem Bereich gab das Regionalmanagement mit den Förderprojekten den Anstoß zur Einrichtung des Klimaschutzmanagements. Mit der Förderung wolle der Freistaat Impulse setzen und Initiativen anstoßen, sagt Goldmann; es handle sich nicht um eine Dauerförderung. 2019 und 2020 war es zunächst ruhiger um das Regionalmanagement, da Kai Goldmann Interimsgeschäftsführer des LAVV war und dann mit Ausbruch der Pandemie das Gesundheitsamt und später das Impfzentrum verstärkte. Zum Ende der Förderperiode sei die Bilanz aber gut ausgefallen, sagt der Regionalmanager: Es wurde ein Konzept für die Einrichtung sogenannter Bedarfsverkehre erstellt. Zudem sei zusammen mit der Wirtschaftsförderung das Modellprojekt „Zukunftsstrategie für die Region Landshut“ angelaufen. Das Strategiepapier ist nun fertig, die vier darin festgelegten Handlungsfelder sollen auch die neue Förderphase des Regionalmanagements prägen: Im Bereich Regionalmarketing soll eine gemeinsame Marke für Stadt und Landkreis sowie ein gemeinsames Tourismuskonzept ausgelotet werden. Um das Thema Flächennutzung verstärkt anzugehen, ist eine eigene Stelle geplant: „Gerade im Bereich Innenentwicklung ist noch viel möglich“, sagt Goldmann. Weitere Kernthemen sind Mobilität sowie Energie/ Klimaschutz. Während der Projektlaufzeit wurde auch ein Regionalausschuss mit Vertretern aus Stadtrat und Kreistag eingerichtet; diese interkommunale Zusammenarbeit über den Ausschuss soll intensiviert werden. Sigrid Zeindl Kai Goldmann leitet das Regionalmanagement. Foto: Thomas Oberhofer Sehr positive Bilanz Landkreis Landshut ist „LEADER“-Region Der Landkreis ist seit acht Jahren „LEADER“-Region. Im Interview stellt LAG-Managerin Karoline Bartha vor, welche Projekte seitdem unterstützt wurden und wie die Bilanz am Ende der aktuellen Förderperiode aussieht. Was ist das „LEADER“-Förderprogramm? Karoline Bartha: „LEADER“ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Stärkung der ländlichen Räume. Dabei können die Regionen selbst entscheiden, wie sie sich entwickeln und welche Schwerpunkte sie setzen wollen. Koordiniert wird der Prozess vor Ort von Lokalen Aktionsgruppen (LAG). Im Landkreis Landshut wurde 2014 der Verein Lokale Aktionsgruppe (LAG) Landkreis Landshut gegründet. Gemeinsam mit den Bürgern wurde eine Lokale Entwicklungsstrategie erarbeitet, mit der man sich erfolgreich für die Aufnahme in das EUFörderprogramm bewarb. Mit der Anerkennung als „LEADER“-LAG wurden 1,5 Millionen Euro Fördermittel zur Verfügung gestellt. Die „LEADER“-LAG hat sich die Vernetzung aller maßgeblichen Akteure sowie die Stärkung des Wirtschafts-, Kultur- und Naturraums durch innovative und vor allem nachhaltige Projekte zum Ziel gesetzt. Wie finanziert sich dieses Programm? Gefördert werden die Projekte durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Abhängig von der Projektart liegt der Zuschuss zwischen 30 bis 70 Prozent, bei den Kleinprojekten zur Unterstützung des Bürgerengagements sogar bei bis zu 90 Prozent der zuwendungsfähigen Nettokosten. Einen Eigenanteil erbringen die Projektträger selbst. Wie viele und welche Projekte beispielsweise wurden in den vergangenen Jahren umgesetzt? In der Förderperiode 2014 bis 2022 wurden der LAG zahlreiche Projektideen vorgestellt. In die Förderung konnten bis jetzt knapp 70 Projekte aufgenommen werden. Gefördert wurden Freizeit- und Tourismusprojekte (Entwicklung der Niederbayerntour und Beschilderung der touristischen Radrouten, Bewegungsparcours), regionale Produkte (Schaubrauerei, Backwerkstatt), bewusstseinsbildende Maßnahmen (Wissenszentrum WasserWertSchätzen, Schaukräutergarten) oder auch soziale Projekte (Jugendtreff, Bikeparks, Skateplätze, Professionalisierung der Demenzarbeit, Ausbildung von Trauerbegleitern). Aufgrund der reichhaltigen Geschichte wurde der LAG-Arbeitskreis Netzwerk Archäologie gegründet und das Entwicklungskonzept „Drei Täler – 7000 Jahre“ gemeinsam mit der Kreisarchäologie und acht Museen mit archäologischer Sammlung unter externer fachlicher Begleitung verfasst. Die Idee ist, dass sich die beteiligten Museen in ihren Ausstellungen zukünftig thematischen Schwerpunkten widmen und die Geschichte des Landkreises Landshut an unterschiedlichen Orten dezentral präsentiert wird. Für die Umsetzung des Entwicklungskonzepts wurde eine „Leader“-geförderte Stelle am Landratsamt geschaffen. Die aktuelle Förderperiode neigt sich dem Ende zu. Wie fällt die Bilanz aus? Rückblickend betrachtet, fällt die Bilanz am Ende der Förderperiode sehr positiv aus. Es konnten weit mehr Projekte, als anfangs gedacht, bezuschusst werden. Somit stieg das anfängliche LAG-Budget von 1,5 auf aktuell über 2,5 Millionen Euro. Es wird vermutlich noch weiter steigen, da weitere Projekte beantragt wurden, die bis Dezember 2022 bewilligt werden können. Geht es weiter? Wie sehen die Schwerpunkte künftig aus? Aktuell bewirbt sich die LAG Landkreis Landshut für die Förderperiode 2023-2027. Dazu wurde die Lokale Entwicklungsstrategie fortgeschrieben. Die Handlungsfelder der neuen Strategie sind: Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, Ressourcenschutz und Artenvielfalt, Daseinsvorsorge, regionale Wertschöpfung und sozialer Zusammenhalt. Sollte man wieder als „LEADER“-LAG anerkannt werden, können ab 2023 wieder Projekte ausgewählt werden, die der Umsetzung der Strategie dienen. Die Fragen stellte Sigrid Zeindl. LEADER-Projektmanagerin Karoline Bartha. Foto: Thomas Oberhofer/ Landratsamt Landshut Lokal gegen den Klimawandel Landkreis rüstet sich mit Klimaschutzmanagement für die Zukunft Die Bekämpfung des Klimawandels ist eines der drängendsten Probleme dieser Zeit. Die Folgen sind auch im Landkreis Landshut zu spüren. Um sich für die Zukunft zu rüsten und einen Beitrag zum aktiven Klimaschutz zu leisten, hat der Landkreis 2021 ein Klimaschutzmanagement eingerichtet und plant, ein Klimaschutzkonzept zu erstellen. Dieses soll im Zeitraum von maximal zwei Jahren eingeführt werden. Am Anfang steht eine Bestandsanalyse, die nicht nur erfasst, wo der Landkreis aktuell beim Klimaschutz steht, welche Maßnahmen bereits realisiert wurden und welche sich noch in der Umsetzung befinden, sondern auch eine Energie- und Treibhausgas-Bilanz erstellt. Auf dieser Grundlage werden Handlungsfelder ausgearbeitet und priorisiert. Am Ende soll ein Maßnahmenplan entstehen mit konkreten Vorschlägen, der nicht nur auf den Landkreis Landshut zugeschnitten ist, sondern auch dazu betragen soll, auf lokaler Ebene in den Gemeinden nationale Klimaschutzziele zu erreichen. Federführend verantwortlich zeichnet Klimaschutzbeauftragter André von Mensenkampff, der am 1. Juli 2021 seine Arbeit am Landratsamt Landshut aufgenommen hat. Der Klimaschutzmanager engagiert sich zum einen für den Klimaschutz innerhalb der Landkreisverwaltung. Dabei initiiert er Klimaschutz-Aktionen, berät bei fachlichen Fragen und erarbeitet das integrierte Klimaschutzkonzept. Aber er steht auch den Gemeinden unterstützend zur Seite, zum Beispiel bei der Antragsstellung von Fördermitteln. „Da kommunaler Klimaschutz eine Gemeinschaftsaufgabe ist, soll der Maßnahmenkatalog auf die Bedürfnisse und auf die Akteure vor Ort, wie der Bevölkerung, der Unternehmen und der Verwaltung, abgestimmt werden“, sagt von Mensenkampff. „Die Gemeinden können durch die vorhandene Fläche ein großer Treiber für den Ausbau von erneuerbarer Energie sein.“ Im Landkreis werde die Energiewende bereits gelebt. So werde beispielsweise in den 35 Kommunen bereits das etwa 1,5-fache des gesamten Elektroenergieverbrauchs durch grünen Strom erzeugt. Das Thema Klimaschutz ist für die Region nicht neu, schon 2011 gab es eine Projektgruppe „Energie“ mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft, Verwaltung und Wirtschaft. Daraus entwickelte sich ein Energieleitbild, das 2012 vom Kreistag einstimmig beschlossen wurde. Mit dem Ergebnis, dass der Landkreis für die kommunalen Liegenschaften seit 2014 zu 100 Prozent Ökostrom bezieht. Gleichzeitig werde der Anteil der regenerativen Wärmeversorgung sukzessive erhöht; acht der 15 größten Liegenschaften des Landkreises haben bereits eine Wärmeversorgung über regenerative Energiequellen wie Hackschnitzel. Um den Klimaschutz in der Verwaltungsarbeit zu verankern, habe der Landkreis eine Klimarelevanz-Prüfung eingeführt. Damit werden Klimaauswirkungen von kommunalen Beschlüssen beurteilt. Das Klimaschutzmanagement unterstütze die Fachabteilungen bei der Beantwortung und werde die Angaben zur Klimarelevanz nach einer Erprobungsphase auswerten. Stefanie Platzek André von Mensenkampff ist Klimaschutzbeauftragter für den Landkreis. Foto: privat
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