Niederbayern TV im Juli 2022

31 30 DIE LANGE NACHT DER INDUSTRIEKULTUR AM 1. SEPTEMBER 2022 Insgesamt 21 Industrieunternehmen, Museen und Ausbildungszentren in der Region Traunsee-Almtal öffnen ihre Türen für angemeldete Besucher:innen. Interessierten Menschen wird ermöglicht, an diesem einen Tag von 16:00 – 22:00 Uhr einen sonst unmöglichen Blick hinter die Kulissen der Industrie zu werfen und diese hautnah mitzuerleben. THEMENFÜHRUNGEN Von Mai bis Anfang November finden Themenführungen zum Schwerpunkt „Industriekultur“ statt. Austragungsort dieser Führungen sind 5 Museen innerhalb der Region Traunsee-Almtal, welche ein perfekt zum Thema „Industriekultur“ abgestimmtes Programm anbieten! Weitere Infos und Anmeldung: +43 7612 74451 | info@traunsee-almtal.at www.industriekultur.at INDUSTRIEKULTUR TRAUNSEE-ALMTAL Der Industrie auf der Spur... Fiat 850 Sport ausgestiegen ist.“ Dr. Seefelder lacht herzhaft. „Ein lustiges Bild, mit seiner braunen Kapuze und dann so einem Sportwagen. Jedenfalls war da am Kofferraum ein Aufkleber mit dem Satz ‚MAI darf nicht sterben‘“. Der Lokalpatriotismus machte auch vor Geistlichen nicht Halt. An Pater Columban hat Dr. Seefelder beste Erinnerungen. „Er hat ja auch den Laienspielkreis mitgegründet. Wenn wir Religion hatten, hat er sich immer erst einmal auf die Tischkante gesetzt und mit uns gesungen“, erzählt der Bezirksheimatpfleger weiter. „Nichts Religiöses. Was zum Lachen war das immer.“ Pater Columban ist mittlerweile verstorben und in Altötting beerdigt. Dr. Maximilian Seefelder besuchte vor einigen Jahren sein Grab. Wir kehren zurück zur Gebietsreform. „Wenn man sich das heute anschaut, muss man sagen, dass für manche Bewohner des Landkreises der Weg zum Landratsamt weit ist“, so Seefelder. „Da braucht man sich an dem Tag nichts anderes mehr vornehmen, wenn man das Amt mal aufsuchen muss.“ Lange Anfahrten bei Amtsgeschäften waren für manchen Bayern eine der Folgen der Gebietsreform. Dingolfing-Landaus Altlandrat Heinrich Trapp ist ähnlicher Meinung. „Da fährst schon richtig weit zu einem Amt, wartest, bis du endlich dran bist, und dann hast vielleicht was vergessen. Dann musst durch den Landkreis zurückfahren, die Sachen holen und sitzt halt dann wieder im Wartebereich.“ Trapp macht eine Pause. „Da bist wirklich den ganzen Tag unterwegs.“ Dies sei ein Grund dafür gewesen, dass sich Trapp für eine eigene KFZ-Zulassungsstelle in Landau an der Isar einsetzte. Doch lange Wegstrecken waren nicht die einzige Veränderung. Einigung auf Wappen Bruni Mayer erinnert sich an eine ganz besondere Situation im Landkreis Rottal-Inn. Dort ging es unter anderem um das Wappen auf den neuen Schildern des Landkreises, als ihr Ehemann als Landrat eingesetzt war. „Herr Landrat, die Farben stimmen überhaupt nicht, und wir haben doch ein Rottaler Pferd. Und so, wie das Pferd gemalt ist, so schaut das nicht aus“, haben sich Einige beim Landrat beschwert. „Das brauchen Sie mir bloß sagen, wir machen das, wie Sie es wollen“, habe ihr Mann daraufhin geantwortet, wie Bruni Mayer erzählt. Dann habe er das Wappen im Kreistagssaal an der Wand gezeigt und um die konkreten Änderungswünsche gebeten.“ Sie muss lachen. „‚Nein, nein, Herr Landrat, jetzt haben Sie es ja richtig‘, haben sie dann plötzlich alle gesagt. Das war aber das gleiche Pferd wie vorher auch.“ Später wurde Bruni Mayer selbst Landrätin. Noch heute berichtet sie davon, dass gerade Eggenfelden und Pfarrkirchen nicht immer gut zusammenarbeiteten. „Man redet immer von einem Europa, das zusammenwachsen muss, damit man gemeinsam stark ist.“ So müsse auch innerhalb der neuen Landkreise gut zusammengearbeitet werden, wie sie findet. Denn in Bezug auf Rottal-Inn sie ist überzeugt: „Es ist ein schöner Landkreis.“ Die Gebietsreform von 1972 war ein einschneidendes Ereignis für Bürger und Politik. Und manches wirkt noch nach. Dass eine Verschlankung des Verwaltungsapparats sinnvoll sein kann, war damals bereits klar. Doch nach wie vor ergreifen viele Menschen die Chance, ihr Auto wieder mit Nostalgie-Kennzeichen auszustatten und so ihrem Lokalpatriotismus Ausdruck zu verleihen. Dennoch hat die Reform zu einer Struktur geführt, die unsere schöne Heimat heute prägt. Und das seit nunmehr 50 Jahren. Von Andreas Reichelt. Kann sich noch gut an die Gebietsreform erinnern: Bruni Mayer, ehemalige Landrätin des Landkreises Rottal-Inn. © Elisabeth Watzenberger

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