Der Club is a Depp Die Fans sehnen die Rückkehr in Liga eins herbei. Dort sorgte der 1. FC Nürnberg für ein stetes Wechselbad der Gefühle Natürlich war der 1. FC Nürnberg dabei, als am 24. August 1963 der Anpfiff für die neugegründete Fußball-Bundesliga erfolgte. Seitdem bestritt der Club 1118 Spiele im Oberhaus und kam auf 1318 Punkte, was Rang 14 in der ewigen Bundesliga-Tabelle bedeutet. Letztmals spielte der einstige deutsche Rekordmeister in der Saison 2018/19 in Liga eins. Nach dem in letzter Minute verhinderten Abstieg aus der 2. Liga hat sich der FCN wieder stabilisiert. Die Fans sehnen die Rückkehr in die Bundesliga herbei. Im Rückblick erinnern wir an die turbulente Zeit der Franken in der Eliteklasse. Unvergessen: 7:3 über die Bayern Der erste Cluberer mit einem Bundesligator war der 54er-Weltmeister Max Morlock. Der damals 38-Jährige schoss an diesem Samstagnachmittag im August 1963 beim 1:1 in Berlin vor 60.000 Zuschauern die zwischenzeitliche Führung für den 1. FCN. Nachdem sich der Club im neuen Oberhaus nach und nach etabliert hatte, gelang dem Team unter Max Merkel in der Saison 1967/68 die Sensation: Am 2. September 1967 stand als Tabellenführer in der Bundesliga der amtierende Rekordmeister erstmals ganz oben. Gegen den Tabellenzweiten FC Bayern München ging es am 2. Dezember 1967 ins Spitzenduell, als dem Club eines seiner größten Spiele in der Geschichte gelang. 7:3 fertigte der 1. FCN die Bayern ab, wobei allein fünf Tore auf das Konto von ClubLegende Franz Brungs gingen. 1968: Neunte Meisterschaft Obwohl die Jungs vom neuen Zabo einige Spiele der Rückrunde verloren, reichte es nach einem erneuten Sieg über Bayern zur Besiegelung der neunten deutschen Meisterschaft – der ersten in der Bundesliga. ...und gleich darauf der Abstieg Im einen Jahr noch Meister, fand sich der Club in der Saison 1968/69 im Abstiegskampf wieder, musste sich am Ende der Rückrunde nach sechs Jahren erstmals aus der Bundesliga verabschieden und den Gang in die Regionalliga Süd antreten. Es sollten neun Jahre Dasein in der Zweitklassigkeit folgen. Woran bis dahin auch die treuesten Fans nicht mehr zu glauben wagten, gelang in der Saison 1977/ 78 einem Nürnberger Kader, der fast ausschließlich aus A-JugendSpielern bestand: der junge Club zog wieder in die Bundesliga ein nach dem Aufstiegsspiel gegen RotWeiß Essen. Es folgte aber der sofortige Abstieg. Der Club schien zu schwach für die Bundesliga und zu stark für die zweite Liga, in der er in der darauffolgenden Saison 1979/80 die Vorrunde auf dem zweiten Platz beendete und den sofortigen Wiederaufstieg fix machte. Nun schaffte es der Club, sich von dem ständigen Liga-Wechsel zu lösen und sich bis zur Saison 1983/84 im Fußballoberhaus festzusetzen. Als Tabellenletzter stieg man ab, doch wie gewohnt folgte auf diesen Absturz – begleitet von einem Spieleraufstand imHerbst 1984 – wieder die Wende. Die Bundesliga hatte ihn 1985/86 wieder, den Club. Und er setzte zum bisher längsten Verbleib in der Bundesliga an: neun Jahre. 1988 setzten die Franken sogar noch einen drauf: Nach einer beeindruckenden Saisonleistung beendete man die Spielzeit auf dem fünften Tabellenplatz und sicherte sich so ein Ticket für den UEFAPokal. Erste Station: Rom. Hier sorgte der Club für die absolute Überraschung, als er den AS Rom mit 2:1 besiegte. Doch gerade noch auf Wolke sieben, folgte schon im Rückspiel die Ernüchterung. 3:1 fertigten die Italiener den Gastgeber ab und beendeten den Traum vom Europa-Erfolg. Den erneuten Liga-Abstieg konnte er gerade noch verhindern. 1994 war dann wieder Schluss mit der Bundesliga. Und was den Nürnbergern nach diesem Abstieg in Liga zwei dann in der Saison 1995/96 widerfuhr, schockte Verein und Fans: Nachdem sich der FC Nürnberg mit 28 Zählern – die DreiPunkte-Regel war gerade eingeführt worden – in die Winterpause verabschiedet hatte, folgte der Absturz. Der Club musste sich zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die dritte Klasse begeben. „Der Club ist ein Depp“ – Klaus Schamberger von der „Abendzeitung“ schien die richtigen Worte gefunden zu haben. Dass der Traditionsverein der dritten Klasse jedoch nicht würdig ist, war spätestens ab dem 16. Spieltag klar, denn von da an führte das Team unter Willi Entenmann bis zum Ende der Saison die Tabelle an und es ging wieder hinauf in Liga zwei. Der Durchmarsch setzte sich fort und der neue Übungsleiter Felix Magath führte das Team direkt in Liga eins. Inbegriff der Fahrstuhlmannschaft Dort angekommen, kam es ein Jahr später zum fünften und bis dahin bittersten Abstieg. Vor Anpfiff des letzten Spiels der Saison 1998/ 99 dachte niemand daran, dass man noch absteigen könnte, war der Abstand auf die Gefahrenzone doch eigentlich nur noch mathematisch relevant. Nach 90 Minuten die bittere Erkenntnis: nur ein Tor fehlte, um in der Bundesliga zu bleiben. Erst in der Kabine erfuhren die Spieler, dass Frankfurt erschreckend hoch gegen Kaiserslautern gewonnen (5:1) und somit den Club direkt in die zweite Liga befördert hatte. Das Unmögliche war eingetreten. In der folgenden Spielzeit trat Klaus Augenthaler das Amt als Trainer an, der den Club 2001 zurück in die Bundesliga führte. 2002 gelang der Klassenerhalt mit Rang 15 knapp, doch weder „Auge“ noch Nachfolger Wolfgang Wolf konnten die Misere verhindern. Nach der Saison 2002/03 trug der Club den traurigen Titel des Rekordabsteigers. Doch schon ein Jahr später war er zurück. Und die Saison 2004/ 05 war eine besondere: Marek Mintal erzielte 24 Treffer und krönte sich als erster Nürnberger zum Bundesliga-Torschützenkönig. Höhenflug bis zum Pokalsieg Nach einer von Unglück durchzogenen und verkorksten Hinrunde 2005/06 holte man einen Mann an den Valznerweiher, der die Rettung bringen sollte: Hans Meyer startete mit dem Club zu einem rasanten Höhenflug. Das Team stellte mit sieben Heimsiegen in Folge einen neuen Vereinsrekord auf. Neben einem 6. Platz am Saisonende 2007 setzten die Cluberer ein Sahnehäubchen drauf: nach 45 Jahren fand der DFB-Pokal das erste Mal wieder seine Heimat in Nürnberg. ...und gleich darauf der Abstieg Doch der amtierende Pokalsieger stieg im Mai 2008 abermals ab – nach einem 0:2 gegen den befreundeten FC Schalke 04. Über die 2009 eingeführte Relegation gelang der sofortige Wiederaufstieg. Fünf Jahre hielt sich der Club dort, ehe 2014 der Abstieg folgte. 2018 war man wieder oben, ein Jahr später machte der achte Abstieg die Nürnberger zum alleinigen Rekordhalter. Doch die Fans sind überzeugt: „Wir kommen wieder.“ (Quelle: fcn.de) Das schafft nur der Club: Auf die deutsche Meisterschaft 1968 und den DFB-Pokalsieg 2007 folgte nur ein Jahr später der Abstieg aus der Bundesliga. Fotos: Imago 2.BUNDESLIGA2022/2023 20
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