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Dabei gilt für Auseinandersetzungen jeglicher Art: je intensiver, desto Gimber. Obwohl seine Art zu spielen, permanent ein Karten-Risiko in sich birgt, wolle Gimber seine Spielweise nicht ändern, wie er im Interview betont. Herr Gimber, können Sie sich vorstellen, was ich darunter verstehe, wenn ich sage „je intensiver, desto Gimber“? Benedikt Gimber : (lachend) Ich denke, ich weiß, worauf Sie anspielen. Denn es ist ja schon so, dass ich eine intensive, körperbetonte Spielweise inclusive vieler Zweikämpfe pflege und auch bevorzuge. Man hat das Gefühl, Sie laufen unter erschwerten Bedingungen erst richtig heiß. Gimber : Ja, es macht mir schon Spaß, wenn es hitzig zur Sache geht, rauf und runter. Versuch, zumindest unnötige gelbe Karten zu vermeiden Erklärt das die Foul-Statistik, die Sie in der 2. Bundesliga sowohl in der Plus- als auch in der Minuswertung an der Spitze sieht? Gimber : Das ist eben der intensiven Spielweise geschuldet. Dass ich vor diesem Hintergrund oftmals einen Tick schneller bin als der Gegner, aber auch ab und an einen Schritt zu spät komme, ist eben so. Karten sind bei dieser Spielweise wohl kaum zu vermeiden, oder? Gimber : Das stimmt, zwangsläufig. Aber ich werde deswegen meine Spielweise, die mich ja auszeichnet, nicht umstellen. Ich muss halt versuchen, unnötige gelbe Karten zu vermeiden. Sie sind jetzt, mit einem Jahr Pause, die fünfte Saison beim Jahn. 2017 kamen Sie als 20-jähriges Greenhorn und erlebten gleich eine Spielzeit mit, an deren Ende der fünfte Tabellenplatz stand. Hat Sie das geprägt? Gimber : Auf jeden Fall. Es herrschte schon damals ein ausgezeichnetes Klima, das übrigens nach wie vor besonders gut ist. Nicht nur in der Mannschaft, sondern im ganzen Verein. Das zeichnet den Jahn seit Jahren aus. Deswegen wollte ich 2019 auch wieder zurück. Nicht von ungefähr sind jetzt auch Max Thalhammer und Joshua Mees wieder bei uns. Einmal mehr wird der Jahn auch in dieser Saison als Abstiegskandidat gehandelt. Langweilt diese Dauerprognose mit der Zeit oder motiviert sie zusätzlich? Gimber : Für mich persönlich ist das eine zusätzliche Motivation. Wir haben ja in der Zwischenzeit mit dieser Dauerprognose und mit der Rolle des Underdogs umzugehen gelernt. Aber auch in dieser Saison wollen wir Experten, Kritiker und die Konkurrenz überraschen. Gibt es eine besondere Vorfreude auf bestimmte Spiele – wie eben gegen Kiel, wo Ihr bester Freund Simon Lorenz kickt? Gimber : Ich freue mich auf mehrere Spiele besonders. Das Hamburger Volksparkstadion ist natürlich jedes Jahr ein Highlight. Aber ich freue mich auch sehr darauf, mal wieder auf dem Betzenberg in Kaiserslautern zu spielen – ein echtes Kult-Stadion. Das Derby gegen Nürnberg zählt ebenfalls zu den Höhepunkten. Lauter herausragende Spiele, die nicht zuletzt auf der Tradition der Gegner beruhen. Gibt es auch Duelle gegen Teams mit Ex-Mitspielern beim Jahn, die besonders reizen? Gimber : Doch. Im Derby gegen den den 1. FC Nürnbergtreffen wir neuerdings auf Erik Wekesser. Beim FC St. Pauli kicken ja jetzt der Carlo Boukhalfa, auf den ich mich schon freue, und David Otto. Gegen Heidenheim treffen wir auf Andreas Geipl und neuerdings Jan-Niklas Beste, bei Hannover 96 ist neben Sebastian Stolze inzwischen auch Max Besuschkow am Ball. Da stehen tatsächlich einige interessante Auseinandersetzungen mit früheren Teamkollegen an. Ein kurzer Rückblick, der sein muss: Was war der ausschlaggebende Grund für den Rückrundenabsturz in der letzten Saison? Gimber : Das ist sehr schwierig zu sagen. Ich glaube, zu Beginn der Rückrunde zeigten wir noch gute Spiele, hatten aber Pech wie bei der 1:2-Niederlage auf Schalke oder beim 2:3 zu Hause gegen Kiel. Mit zunehmend fehlenden Erfolgserlebnissen waren unsere Leistungen dann auch nicht mehr so gut. Steckt das noch in den Köpfen? Gimber : Ich glaube, durch die zahlreichen Personalwechsel in der Sommerpause wird das mental zum Großteil abgestreift. Spielte es letztlich auch eine Rolle, dass der Jahn nach den ersten Misserfolgen ganze vorne nicht mehr für Furore sorgen konnte, aber auch nie in akuter Abstiegsgefahr schwebte, sich sozusagen lange im sogenannten Niemandsland der Tabelle bewegte? Gimber : Das kann schon sein, wobei es mich wirklich extrem ärgerte, eine Saison, in die man so vielversprechend gestartet war, auf Platz 15 zu beenden. Wenn ich da zurückdenke, macht es mich immer noch wütend. Ziel bleibt in dieser Saison der Ligaerhalt, oder? Gimber : Zweifellos. Wir wollen den Klassenerhalt so früh wie möglich schaffen, was uns meiner Meinung nach auch gelingen wird. Sehr gute Jungs und ein passabler rechter Fuß Warum wird der Jahn den Zweitliga-Erhalt erneut schaffen? Gimber : Unter anderem deswegen, weil wir charakterlich und sportlich sehr gute Jungs dazubekommen haben, die alle über das Potenzial verfügen, noch einen Schritt nach vorne machen zu können, und die unsere Einheit noch enger zusammenwachsen lassen, als dies ohnehin schon der Fall ist. Sie zählen die Zweikampfführung und den linken Fuß zu Ihren Stärken. Was macht der rechte Fuß? Gimber : Ich versuche in jedem Training, noch extra etwas mit dem rechten Fuß zu machen, so dass dieser mittlerweile auch ganz passabel ist (grinsend). Ich kann jetzt auch schon einen Pass spielen mit Rechts. Wie definieren Sie ihre Rolle als Kapitän? Gimber: Als Bindeglied zwischen Mannschaft und dem Trainerteam oder eben als verlängerter Arm des Trainers. Und ich muss als Kapitän auf dem Platz immer vorangehen, vor allem in Situationen, in denen es nicht so gut läuft. Interview: Peter Parzefall Intensive Auseinandersetzungen im Mittelfeld – wie hier gegen Darmstadts Frank Ronstadt (l.) – sind das tägliche Brot von Jahn-Kapitän Benedikt Gimber. Foto: Armin Weigel/dpa 2.BUNDESLIGA2022/2023 27
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