Genussverstärker aus LA Lex und der letzte Anlauf Der Löwen-Kapitän beendet nach dieser Saison seine Karriere. Umso mehr arbeitet er am großen Ziel Von Matthias Eicher Quo vadis, Stefan Lex und die Löwen? Für den 32-jährigen Sechziger-Kapitän gibt es nach mehr – oder weniger – verhaltenen Worten in den Vorjahren zu Beginn der neuen Saison nur eine Antwort: „Die Vorfreude ist groß und auch der Ansporn, nachdem wir es letzte Saison ja wieder knapp verpasst haben. Es ist das klare Ziel des Vereins und auch von uns als Mannschaft, diesmal von Anfang an vorne dabei zu sein!“ Keine Last der Favoritenrolle, kein negativer Druck: Vielmehr soll die nächste, finale Möglichkeit auf den Aufstieg endlich genutzt werden. „Für viele hier ist es – letzte Chance klingt drastisch –, aber Fakt ist, wir nehmen noch mal Anlauf in der Konstellation und wenn es nicht funktioniert, werden dann sicher Veränderungen kommen.“ Veränderungen, die Trainer Michael Köllner, aber nicht zuletzt auch Lex selbst, der sein anvisiertes Karriereende nach der Spielzeit 2022/23 noch mal bestätigte, betreffen. „Ich gehe fest davon aus, dass es dabei bleibt“, sagte der Außenstürmer: „Ich hab’ gesagt: Ich will noch mal mit 1860 aufsteigen – und das können wir ja hinbekommen in der Saison.“ Dies sei für ihn kein „Hemmschuh und schon gar kein lockeres Auslaufen“ auf seiner letzten Ehrenrunde. Im Gegenteil, so Lex: „Ich kann jetzt erst recht Vollgas geben und mich durchbeißen, weil ich weiß: Es ist die letzte Sommervorbereitung. Da kann ich es genießen und sagen: ‘Das ziehst du jetzt noch einmal gescheit durch!’ Es ist ein positiver Ansporn.“ „Es mussten mehr Veränderungen her“ Im letzten Halbjahr hatte Lex die Löwen als Kapitän zu einer starken Aufholjagd geführt, den ganz großen Wurf jedoch verpasst. Kein Wunder, dass er eine neue Herangehensweise begrüßt. „Letztes Jahr war’s gut, dass nicht so viel gemacht wurde, da hatten wir einen starken Kern“, meinte Lex. Mit seiner Bilanz von sieben Toren und 17 Assists sei er zufrieden, wenngleich er manchmal wegen seiner fehlenden Kaltschnäuzigkeit haderte. Sei’s drum, nun der finale Anlauf. „Jetzt, nachdem wir zum zweiten Mal gescheitert sind, musste wahrscheinlich mehr Veränderung her. Wir haben zehn Neue, die wissen gar nicht, was letztes Jahr gelaufen ist – das ist ein ganz anderer Start.“ Kleiner Scherz am Rande: Über die Neu-Löwen wie Jesper Verlaat, Albion Vrenezi, Martin Kobylanski und Co. wollte sich Lex noch nicht äußern, doch immerhin sei der „Deppen-Check“ negativ ausgefallen. „Wir kennen uns noch nicht lange, da müsste ich lügen, wenn ich jetzt schon mehr sagen würde. Wenn ich jetzt schon gemerkt hätte, dass einer ein Depp ist, dann müsste er schon ein richtiger Depp sein“, meinte der Kapitän lachend. Lex selbst könnte die Vielzahl der Verstärkungen ebenfalls zu spüren bekommen. „Ich bin kein Feind der Rotation, wenn Alternativen da sind“, meinte Lex: „Das hätte auch letzte Saison schon nicht geschadet, wenn ich das ein oder andere Mal nach 60 Minuten hätte rausgehen können.“ Selbst an seiner Kapitänsbinde hängt der Stürmer nicht: „Es ist mir ehrlich gesagt gar nicht so wichtig.“ Eine Ehre, meinte er, sei es trotzdem. Köllner plant zwar weiter mit seinem alten wie neuen Kapitän und der Binde an seinem Arm. Doch viel wichtiger ist, dass am Saisonende der Löwe brüllt. Stefan Lex will mit dem TSV 1860 noch mal den ganz großen Erfolg schaffen: den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Doch die Uhr tickt für den Kapitän der Löwen. Fotos: GES/Augenklick Potenzielle Spielverderber Nicht nur der TSV 1860 München will unbedingt in die 2. Liga aufsteigen. Die Konkurrenz im Überblick Mit dem 1. FC Magdeburg, Eintracht Braunschweig und dem 1. FC Kaiserslautern haben in der Vorsaison drei Traditionsklubs den Sprung nach oben in die 2. Bundesliga geschafft. Die Löwen würden in dieser Saison gerne nachziehen. Doch die Konkurrenz ist nicht kleiner geworden. Wer außer den Sechzgern aufsteigen will: FC Ingolstadt 04: In der Vorsaison stiegen die Schanzer sang- und klanglos als Letzter aus der 2. Bundesliga ab. Doch weil der Abstieg recht früh feststand, hatten die Ingolstädter auch lange Zeit zu planen. Nun stehen 16 Abgängen 14 Neuzugänge gegenüber. Alte Granden wie Stefan Kutschke und Marc Stendera mussten zwar gehen, dafür kam viel neues Personal – allen voran Pascal Testroet. In den Stürmer, der vom SV Sandhausen an die Donau wechselte, setzen sie beim FCI große Hoffnungen. Er soll den Absteiger gleich wieder nach oben befördern. FC Erzgebirge Aue: Nach dem Abstieg verlor Aue feste Größen im Kader wie John-Patrick Strauß und Ben Zolinski, die beide weiter in der 2. Bundesliga spielen werden. Doch die Erzgebirgler haben sich mit einer guten Mischung aus Routine und Talent verstärkt. Mit Marco Schikora (FSV Zwickau) sowie Anthony Barylla (Abwehr) kommen Spieler nach Aue, die ganz genau wissen, wie man in der 3. Liga agieren muss. Viele Tore dürften bei dem Sturm-Trio Elias Huth, Dmitri Nazarov und Antonio Jonjic ohnehin garantiert sein. Und der neue Cheftrainer Timo Rost weiß, wie Aufstieg geht: Er führte Bayreuth in die 3. Liga. SG Dynamo Dresden: Tore waren zuletzt das große Problem bei Dynamo Dresden, das zeigte sich auch bei der bitteren Relegationspleite gegen den 1. FC Kaiserslautern. Mit den Routiniers Stefan Kutschke und Manuel Schäffler (beide 33 Jahre) will Dynamo diese Baustelle nun beheben und nach dem tragischen Abstieg schnellstmöglich in die 2. Bundesliga zurückkehren. Der Kader ist ohne Frage stark genug. Die umstrittenste Personalie sitzt aber auf der Bank: Trainer Markus Anfang. Der Ex-Coach von Werder Bremen sorgte vergangene Saison vor allem für Negativschlagzeilen. Er fälschte seinen Impfpass und wurde anschließend bis zum Saisonende gesperrt. Die Einstellung Anfangs schlug hohe Wellen und stand hart in der Kritik. Dies könnte noch zum Bumerang für den Klub werden. SV Waldhof Mannheim: Auch der letztjährige Tabellenfünfte Waldhof Mannheim macht sich Hoffnungen auf den Aufstieg und sucht mit dem neuen Trainer Christian Neidhart den Weg nach oben. Doch vielen Abgängen stehen wenig Zugänge gegenüber. Waldhof hat den kleinsten Kader in der gesamten Liga. Das könnte in der umkämpften Klasse mit vielen Spielen zum Problem werden. (joh) Umstrittener Neuzugang in Dresden: Trainer Markus Anfang. Foto: Robert Michael/dpa Auer Urgestein: Dmitri Nazarov. Foto: Heimken/dpa 3.LIGA2022/2023 32
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