BUNDESLIGA 2022/2023 9 Bayerische Transfer-Offensive 137,5 Millionen Euro – ohne Boni – gaben die Bayern für neue Spieler aus. Investitionen, die sich rechnen müssen Von Matthias Kerber Bei den Bayern haben sich zu dieser Saison die Lederhosen in Spendierhosen verwandelt. Der Klub, der in der vergangenen Spielzeit – der ersten der Julian-Nagelsmann-Ära – mit der singulären Meisterschaft und dem frühen Ausscheiden in Pokal und Champions League weit hinter den Erwartungen und dem eigenen Selbstverständnis zurückgeblieben ist, sah akuten Handlungsbedarf. So durfte Sportvorstand Hasan Salihamidzic, dessen bisherige Transferbilanz bestenfalls durchwachsen war, den Spendieronkel geben. Neue Spieler als Heilmittel für das Sättigungsgefühl etablierter Akteure. „Es war so gewollt und das ist wichtig: Es gibt Konkurrenzkampf“, sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn über die Transfers. Mazraoui für hinten rechts, Gravenberch für die Zukunft Der erste Neuzugang war ein Schnäppchen, die Bayern sicherten sich die Dienste von Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui, der ablösefrei von Ajax Amsterdam kam. Der 24-Jährige unterschrieb bis Ende Juni 2026. „Ich habe mich für diesen Klub entschieden, weil ich hier die größten Titel gewinnen kann“, sagte der Marokkaner, der in den Niederlanden geboren wurde. Im Juni war dann das Ajax-Double perfekt. Mittelfeldspieler Ryan Gravenberch, 20 Jahre jung und bereits niederländischer Nationalspieler, erhörte die Lockrufe der Bayern. Für Gravenberch, der einen Vertrag bis 2027 erhielt, musste der Rekordmeister 18,5 Millionen Ablöse, die sich mit Boni auf 24 Millionen erhöhen können, berappen. Zudem wird Ajax an einem möglichen späteren Transfer mit 7,5 Prozent beteiligt. Zwei sind gut, drei sind besser. Also legten die Bayern einen Königstransfer nach. Um das Problem im Angriff, das durch den Abgang von Robert Lewandowski zum FC Barcelona offenbar wurde, zu kompensieren, holte man Stürmerstar Sadio Mané (30). Der Wechsel von Mané, der kurz danach als Afrikas Fußballer des Jahres ausgezeichnet wurde, vom FC Liverpool erleichterte das Konto der Bayern um 32 Millionen, neun weitere können in Boni folgen. „Mané ist ein Weltstar, der die Strahlkraft des FC Bayern unterstreicht“, frohlockte BayernPräsident Herbert Hainer. Und der Senegalese ließ gleich im Supercup gegen Leipzig (5:3) sein erstes Pflichtspieltor für die Bayern folgen. Doch die Shopping-Tour der Bayern war damit nicht beendet. Star-Verteidiger Matthijs de Ligt von Juventus Turin kostete die Bayern 67 Millionen Euro, die sich noch auf 80 Millionen erhöhen können. Der 22-Jährige ist damit der zweitteuerste Transfer der Klubgeschichte – nach Verteidiger-Kollege Lucas Hernández. „De Ligt ist groß, zweikampfstark, kopfballstark, hat ein gutes Aufbauspiel. Er ist jemand, der gerne führt, lautstark ist“, sagte Kahn über den Neuzugang, der einen Vertrag bis 2027 erhielt, fast schwärmerisch. Mathys Tel: Ein großes, aber teures Versprechen Zuletzt wurde ein weiterer Name von der Wunschliste gestrichen. Mit dem ersten 17-jährigen Franzosen Mathys Tel (Stade Rennes) investierten die Bayern gewaltig in die Zukunft. Der Stürmer kostete den Rekordmeister stolze 20 Millionen (8,5 Millionen an Boni können folgen). Bleibt zu hoffen, dass Tel seinem Ruf als „Mini-Mbappé“ gerecht wird. Trainer Nagelsmann belastete den Youngster gleich mit einer gewaltigen Hypothek: „Er kann einer der besten Stürmer der Welt werden. Ich traue ihm eines Tages 40 Tore pro Saison zu.“ Mal sehen, ob Geld auch 40 Tore schießt. Auf jeden Fall haben die Bayern in dieser Saison satte 137,5 Millionen (170,5 mit Boni) investiert. Das muss sich rechnen – in sportlichen Erfolgen. Sportvorstand Hasan Salihamidzic (Mitte) plünderte inm Sommer die Ersparnisse der Bayern und holte unter anderem Noussair Mazraoui (l.) und Ryan Gravenberch (2.v.l./beide Ajax Amsterdam), Sadio Mané (2.v.r.) aus Liverpool und Matthijs de Ligt von Juventus Turin. Fotos: Marius Becker/dpa, Peter Byrne/dpa, firo/A’klick, imago(2)
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