Espresso Magazin - August 2022

10 espresso InMarrakesch ging es dann hinein in die Souks, eine Art „Downtown“. Ein „enges und dunkles Labyrinth“, wie Gery es beschreibt. Dort befand sich sein Hostel. Mit Google Maps kommt man hier nicht weit. Stattdessen muss man auf „Locals“, also Ortsansässige vertrauen, die einen in dieses dunkle Labyrinth führen. Das Hostel selbst: wunderschön. „Ein umgebauter alter Palast mit Pool. Von der Dachterrasse aus konnte man amHorizont das schneebedeckte Atlasgebirge sehen.“ Nach und nach stießen jetzt die anderen Gruppenmitglieder der Sahara-Tour dazu. Denn alleine ging Gery nicht durch dieWüste. Zwölf weitere Mitstreiter hatte er. Dazu drei Local Guides und zehn Dromedare. Eine geführte Abenteuertour des Anbieters „Wandermut“. Bald darauf ging es für die Gruppe mit einem kleinen Touribus sieben Stunden lang durch das Atlasgebirge und schließlich an den Rand der Sahara. Serpentinen und Schlaglöcher inklusive. Erste Station: M’hamid, eine kleine Oasenstadt. Dort wurde sich erst einmal vom örtlichen Tuchhändler ein Chech gekauft, also eine Art Kopfbedeckung. „Sehr wichtig in derWüste als Sonnenschutz“, sagt Gery. „Und er schützt Augen, Nase, Mund vor Sand. Wenn man ihn nass macht, kühlt er sehr gut und funktioniert als Klimaanlage.“ InM’hamid wurde die Gruppe herzlich von Kindern empfangen, die auf ihren kaputten Fahrrädern stolz ihre Tricks vorführten. VonM’hamid aus ging es dann nochmal eine Stunde hinein in dieWüste. Das erste Lager wurde aufgeschlagen. Das Lager: ein großer Teppich. „Je nachdem, wie die Locals die Wüste bzgl. Schlangen und Skorpionen einschätzten, durften wir mit unseren Schlafsäcken auch auf demTeppich untermWüstensternenhimmel schlafen.“ Eine Erfahrung, die der 28-Jährige nicht mehr vergessen wird. Kein Vergleich mit dem lichtverschmutzten Himmel über Europa. „Eigentlich sieht man alle paar Sekunden eine Sternschnuppe – und so viel mehr Sterne“, schwärmt er. 12 Tage dauerte die Tour durch dieWüste. Insgesamt wanderte die Gruppe knapp 200 Kilometer, sowohl in der Steinwüste als auch in der Sandwüste. 40 Grad bei Tag, in der Nacht auch mal nur 3 Grad. So kalt wird es in der Sahara aber nur in der Sandwüste. In der Steinwüste ist es bei Temperaturen von 15-20 Grad nachts angenehmer. Apropos Steine: für Gery die größte Schwierigkeit derWüstentour. „Du machst 12 Tage keinen Schritt auf ebenemBoden, das beansprucht Knie und Sprunggelenke massiv.“ Die Steine: groß wie Tennisbälle. In der Sandwüste hingegen eine andere Herausforderung: eine Düne drei Meter hinauf, und drei Meter wieder hinab. Und wieder hinauf, und wieder hinab. Ein bisschen wie Sisyphus. Ganz zu schweigen davon, dass man im Sand natürlich immer wieder einsinkt und jeder Schritt damit anstrengender wird. BLÜHENDES LEBEN IN DER OASE oben: Dornschwanzagame links: mit diesem gelben Gefährt, Marke Eigenbau, war ein Rentnerehepaar aus Frankreich in der Wüste unterwegs Sand- & Steinwüste halten jeweils andere Herausforderungen parat Fotos: privat

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