Wandern 09.09.2022

58 Wander-Special Wandern und Naturschutz Wenn der digitale Ranger einschreitet Blindes Vertrauen in InstagramPosts und Apps sorgt in den Bergen immer wieder für Probleme – Wanderer geraten in Gefahr und die Natur leidet. Ranger sind deshalb auch im Netz gefragt. Drohnenflüge und Lagerfeuer. Badende in geschützten Gewässern. Wanderer und Radler, die auf einen GPS-Track gestoßen sind, der sie abseits markierter Wege führt. Michael Waldhauser kennt viele Verstöße, die die Tier- und Pflanzenwelt gefährden. Waldhauser ist Digitalranger im Nationalpark Bayerischer Wald und nicht nur im Gelände unterwegs, sondern auch vom Schreibtisch aus im Internet. Auf seinen virtuellen Streifzügen schaut er, dass die Regeln bei Beschreibungen von Touren und Ausflugszielen eingehalten werden und verantwortungslose Einträge in sozialen Medien keine Nachahmer finden. Als bislang bedenklichster Fall ist ihm ein Post untergekommen, der „Lichtmalereien mit glühender Stahlwolle“ zeigte. „Solche Spielereien gelten als offenes Feuer und sind nicht nur im Nationalpark, sondern in sämtlichen Naturschutzgebieten und allgemein im Wald verboten.“ Sensibilität für die Natur erhöhen Die Menschen informieren und für den Schutz der Natur sensibilisieren. Das habe für ihn oberste Priorität, sagt Waldhauser. Mit Strafen droht er dabei nicht gleich. „Wenn wir Inhalte im Netz entdecken, die gegen Nationalparkregeln verstoßen, nehmen wir Kontakt zu den Personen auf und weisen diese höflich auf ihr Fehlverhalten hin“, sagt der Digitalranger. Dabei erklärt er auch die Hintergründe der Regeln. Und dass es wichtig sei, diese zum Schutz zahlreicher, teilweise bedrohter Arten wie dem Auerhuhn einzuhalten. Nach seiner Erfahrung zeigen sich die Angesprochenen überwiegend einsichtig. Die meisten seien sich des Fehlverhaltens nicht bewusst, entschuldigten sich dafür oder fragten interessiert nach. „Oft werden Posts auch entfernt, oder es wird ein entsprechender Hinweis ergänzt“, sagt Waldhauser. Nicht blind einem Track folgen Obwohl in Alpen und Mittelgebirgen die meisten Naturfans die Spielregeln einhalten: Ein relativ kleiner Personenkreis könne „erhebliche Konflikte verursachen“, sagt Manfred Scheuermann. Er ist beim Deutschen Alpenverein (DAV) im Bereich Naturschutz und Kartografie tätig. Als Beispiele nennt Scheuermann das Parken und Biwakieren an dafür nicht freigegeben Orten, Bergsport bei Nacht in sensiblen Bereichen und das Nichtbeachten von Wald-Wild-Schongebieten oder Wildschutzgebieten bei Skioder Schneeschuhtouren. Kritisch steht der Fachmann vom Alpenverein Instagram-Hotspots gegenüber, zu denen viele Menschen strömen. In Extremfällen müssen überlastete Gebiete behördlich gesperrt werden. Ansprechen hilft manchmal, aber nicht immer. So ist zumindest Scheuermanns Erfahrung. „Die Verursacher solcher Besucherströme“, sagt er, „sind teils erreichbar und offen für Optimierungen, andere dagegen blocken ab.“ Dazu kommt ein weiteres Problem: „Manche Leute sind gar nicht informiert, schlecht ausgerüstet und folgen blind einem Track.“ Das habe schon zu tragischen Unfällen geführt, und auch die Natur könne stark darunter leiden. Tipps für die richtige Tourenplanung Wie können Ausflügler sicherstellen, dass sie nur Pfade begehen, auf denen sie keine geschützten Naturgründe stören und sich Am besten aufs Smartphone herunterladen: Unterwegs sollte man immer eine Karte zur Hand haben. Foto: Wolfgang Warmuth/dpa/alpenvereinaktiv.com/DAV Bei der Tourenplanung tut man gut daran, auf Wegbeschreibungen von offiziellen Stellen zu setzen. Foto: Jens Klatt/dpa/DAV

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