24 Gegen Ende der Ferien stellt sich bei Eltern und Kinder eine gewisse Zermürbung ein. Klar, wer einatmet, muss auch ausatmen. Und wer einschläft, muss auch ausschlafen. Soviel hat die allgemeine Zustimmung zu den zahlreichen so lautenden Memes gezeigt. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo die Kinder wieder rechtzeitig und sinnbringend aus dem Bett purzeln müssen. Finden zumindest wir Eltern. Eine gute Möglichkeit dafür ist der Einkauf neuer Schulsachen. Ja, es ist ein kostenintensives Hobby, gefühlt jeden zweiten verfügbaren Artikel des Schreibwarenladens zu kaufen. Und ja, alles ist hier vielleicht ein paar Euro teurer, als im Supermarkt. Aber das Gefühl, jeden Füller probeschreiben zu können, kann durch den eingeschweißten Chinamüll aus dem Discounter nicht erzeugt werden. Seien wir doch mal ehrlich: Wir können uns an unseren Zirkel, an den Lieblingsstift und den Taschenrechner aus der Schulzeit alle noch erinnern. Für die Jugendlichen: Früher waren Rechner-Apps aus Plastik und hatten eine eigene Batterie, dafür aber keinen Speicher. Doch wir hatten sie liebevoll via wasserfestem Stift personalisiert, mit „Sepperl was here“ und einem Aufkleber von Pierre Littbarski. Ja, wir hatten einen Bezug zum Schulzeug, den wir unseren Kindern auch gern wünschen würden. Doch die heutige Generation freut sich nur auf das Schul-Tablet. Schade. Mit dem kann man nämlich keinen perfekten Kreis aufs Heft malen. Man kann damit auch das Schlamperl-Mapperl nicht beschriften. Und wenn man einen Littbarski-Aufkleber aufs Display packt, gibt es Ärger mit dem Digitalbeauftragten der Schule. Vielleicht sollte eine sinnbringende Förderstunde in den Stundenplan integriert werden, in der man mit dem Zirkel wieder Flugzeug spielt, mit dem Bleistift silbergraue Löcher in den Radiergummi – Entschuldigung: Ratzefummel – bohrt oder mit dem Lineal alte Kaugummis in die Vorderreihe katapultiert. Weil das mit dem Tablet eben nicht gelingt und es dennoch ihren Schulalltag lebenswert machen würde. VON DER SCHÖNHEIT EINES NEUEN ZIRKELS Hintergrund: © Jenifoto - stock.adobe.com Eine Familienkolumne von Andreas Reichelt.
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