2 50 Jahre Landkreis Deggendorf „Paradebeispiel für den Wandel“ Bauminister Bernreiter erläutert, wie sich der Landkreis Deggendorf gemausert hat Mit dem Ziel, leistungsfähigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen, wurde in Bayern von 1971 bis 1980 die Gebietsreform durchgeführt. Vor genau 50 Jahren wurde der Landkreis Deggendorf „gebiets-reformiert“. Was hat sich seitdem verändert? Wir sprachen darüber mit dem bayerischen Bauminister und früheren Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter. Herr Staatsminister, vor 50 Jahren war die Gebietsreform, seitdem gibt es den Landkreis Deggendorf. Was hat sich seitdem im Landkreis aus Ihrer Sicht verändert – politisch, kulturell und gesellschaftlich? Christian Be r n re i t e r : Vor 50 Jahren waren wir wirtschaftlich gesehen in der Grenzregion am Eisernen Vorhang noch ziemlich abgehängt, die Winterarbeitslosigkeit war groß. Der Wandel Bayerns vom Agrarland zum Industriestandort wurde nach und nach vollzogen und ist bei uns besonders stark sichtbar. Einen großen Schub brachte die Anbindung an die Zentren durch die beiden Autobahnen A 3 und A 92, genauso wie die Ansiedlung der Fachhochschule Deggendorf. Heute haben wir im ganzen Landkreis nahezu Vollbeschäftigung. Der Landkreis Deggendorf ist ein Paradebeispiel für den Wandel vom Agrarland zur Aufsteigerund schließlich zur Premiumregion! Das zeichnet sich in allen Bereichen ab. Wir sind weltoffen, bildungsnah, kulturell stark interessiert und in den vergangenen 50 Jahren zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen. Mein Amtsvorgänger, Landrat Dr. Georg Karl, hat mit dem großen Naturschutz-Projekt „Isarmündungsgebiet“ Naturschutzgeschichte für unsere Region geschrieben. Mit Begeisterung habe ich dieses Projekt mit dem dazugehörigen Infozentrum weitergeführt. Haben sich die Menschen im Landkreis – und auch ihre Lebensqualität – verändert? Es ist noch nicht sehr lange her, da wurden dem gesamten ländlichen Raum in Ostbayern wirtschaftlicher Niedergang, Abwanderung und Überalterung vorhergesagt. Durch eine breite gesellschaftliche Debatte und viele Projekte haben wir aber große Verbesserungen erreicht, die Schreckensszenarien sind nicht eingetreten.Im Gegenteil: Heute ist deutlich mehr Aufbruch zu verspüren und Niederbayern ist zu einer Premiumregion aufgestiegen! Das haben während der Corona-Pandemie auch viele Menschen gemerkt, die weggezogen waren. Viele haben ihre Heimat wieder neu entdeckt, und das Potenzial von Homeoffice und digitalem Arbeiten ist größer als gedacht. Deswegen ziehen viele auch wieder aus den dicht bevölkerten und teuren Städten weg, um auf dem Land zu arbeiten und zu leben. „Wir brauchen erneuerbare Energien“ Das ist eine große Chance für eine erfolgreiche Zukunft, die wir nutzen müssen. Mein Plan als bayerischer Verkehrsminister ist deshalb, den ländlichen Raum schneller und besser an Bundesstraßen und Autobahnen anzubinden, aber auch die Zugverbindungen zu verbessern. Es mag in manchen Szene-Vierteln der Metropolen Menschen geben, die finden, Straßen seien nicht mehr wichtig. Aber für die Menschen auf dem Land sind sie es sehr wohl. Wenn das Land ein Wirtschaftsraum der Zukunft sein soll, dann muss es auch ordentlich erschlossen sein. Welche Ereignisse waren die Eckpunkte in der Entwicklung des Landkreises zu der heute erfolgreichen Einheit? Für das Zusammenwachsen des Landkreises war der Neubau der Donaubrücke in Winzer von enormer Bedeutung. So waren einfache Begegnungen und gesellschaftlicher Austausch erst tatsächlich Tag und Nacht und zu jeder Jahreszeit problemlos möglich. Die Anbindung an die Zentren und damit die Möglichkeit, in der Heimat zu wohnen und in den Ballungsräumen zu arbeiten, wurde durch die Anbindung an das überregionale Straßen- und Schienennetz möglich. Entscheidend waren aber vor allem auch die handelnden Persönlichkeiten. Besonders erwähnen darf ich neben etlichen Beteiligten vor allem Dr. Georg Karl, Dieter Görlitz, Michael Geier und Heinrich Praml; aus dem Altlandkreis Vilshofen Markus Stöger, Barthl Kalb, Horst Eckl, Franz Xaver Hau, Bruni Irber und Peter Erl, aber genauso auch die Generation der letzten 20 Jahre mit vielen Bürgermeistern sowie Bernd Sibler als Landtagsabgeordnetem hat viel zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beigetragen. Was waren für Sie die Meilensteine in Ihrer Amtszeit, die ja 20 Jahre, von 2002 bis 2022, währte? Ich habe mich gefreut, dass ich als Bauingenieur in meiner Zeit als Landrat wertvolle Bauprojekte auf den Weg bringen und größtenteils abschließen konnte. Mit den großen Baumaßnahmen, zum Beispiel durch die vielen neuen Schulbauten, wurden für unsere Kinder und Jugendlichen beste Rahmenbedingen für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen. Der Landkreis Deggendorf ist für die kommenden Jahrzehnte gut aufgestellt. Auch das Krankenhauswesen hat mich stark gefordert. Ich musste wirklich schwierige Entscheidungen treffen, wie die Schließung des Plattlinger Krankenhauses, den Verkauf der Klinik in Osterhofen, die Neuaufstellung im Donau-Isar-Klinikum Deggendorf und die Fusion mit Dingolfing-Landau. Aber bei allen Entscheidungen habe ich mich immer zu 100 Prozent auf meine Top-Mitarbeiter und die ganzen Hilfsorganisationen verlassen können. Das galt besonders bei den Katastrophen, die wir zu bewältigen hatten: die Schneekatastrophe 2006 und die Hochwasser 2002 und 2013. Auch bei der schwierigen Situation mit den vielen Flüchtlingen und während der Hochzeit von Corona habe ich immer gemerkt, wie engagiert und zuverlässig alle an einem Strang gezogen haben. Sieht den Landkreis für die kommenden Jahrzehnte gut aufgestellt: Bayerns Bauund Verkehrsminister Christian Bernreiter. Foto: StMB/Atelier Krammer 50 JAHRE LANDKREIS DEGGENDORF Sonderbeilage der Mediengruppe Attenkofer am 6. /7. Oktober 2022 Ausgabe: Donau-Anzeiger / Plattlinger Anzeiger /Osterhofener Anzeiger Deggendorf aktuell Auflage: ca. 37.500 Exemplare Titelbild: Luftbild Ludwig Zahlheimer, Grafik Sabrina Rauscher Redaktion: Andrea Weidemann Anzeigen: Anzeigenteam Donau-Anzeiger / Plattlinger Anzeiger /Osterhofener Anzeiger Anzeigenleitung: Stefan Mühlbauer Gesamt-Anzeigenleitung: Michael Kusch Verlagsleitung: Klaus Andreas Huber Druck: Cl. Attenkofer’sche Buchund Kunstdruckerei, Verlag des Straubinger Tagblatts IMPRESSUM 8A6LniQo
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