3 gesund 2022 Digitaler Code statt rosa Zettel Das E-Rezept soll künftig mit dem Smartphone in den Apotheken eingelöst werden können Seit September können nun die ersten Patienten E-Rezepte in den Apotheken einlösen, etwa per Smartphone-App. Aber wie funktioniert das? Und was ist mit Menschen ohne Smartphone? Die wichtigsten Fragen und Antworten. Jeder kennt sie: Die rosa Zettel, für die Kassenpatienten in der Apotheke Antibiotika, Blutdrucksenker und andere verschreibungspflichtige Medikamente bekommen. Doch mit den sogenannten Muster-16-Rezepten dürfte bald Schluss sein – und langfristig wohl auch mit der Zettelwirtschaft. Denn seit September können die ersten Patienten in allen Apotheken auch E-Rezepte einlösen. Bis zum Frühjahr 2023 soll die Einführung des E-Rezepts laut Plan bundesweit abgeschlossen sein. Es gibt aber auch gute Nachrichten für alle Menschen, die kein Smartphone besitzen: Sie bekommen natürlich weiterhin Rezepte auch in die Hand. Was ist das E-Rezept? E-Rezept steht für elektronisches Rezept. Dahinter verbirgt sich ein digitaler Rezeptcode, über den Kassenpatienten in Apotheken ihr verschreibungspflichtiges Medikament bekommen. Der Rezeptcode wird von der Arztpraxis in die E-Rezept-App der Gematik, der nationalen Agentur für digitale Medizin, übermittelt und kann dann in der Apotheke auf dem eigenen Smartphone vorgezeigt werden. In der Apotheke wird mit Hilfe des Codes das E-Rezept vom Server geholt und die Kunden mit den verordneten Medikamenten versorgt. Wer die E-Rezept-App nutzt, kann vorab per Smartphone anfragen, ob die Wunsch-Apotheke das Medikament vorrätig hat. Und sich so etwa Zeit durch wegfallende Wege ersparen. Bietet die Apotheke einen Botendienst an, kann das Medikament auch ohne Apothekenbesuch über die App bestellt werden. Bei Online-Apotheken muss zudem kein Originalrezept mehr verschickt werden. Das E-Rezept kann digital an die Versandapotheke übermittelt werden. Die App ist kostenlos verfügbar Wie kann ich die E-Rezept-App auf dem Smartphone nutzen? Um Rezepte per Smartphone empfangen und einlösen zu können, benötigen gesetzlich Versicherte die App „Das E-Rezept“ der Gematik. Die gibt es kostenlos in den App-Stores von Google, Apple und Huawei. Um die App nutzen zu können, muss das Smartphone mindestens iOS 14 oder Android 7 als Betriebssystem haben und NFC-fähig sein. Die meisten neueren Geräte haben diese Funktion für Nahfeldkommunikation. Bei Android-Geräten kann man sie etwa über die Einstellungen ein- und ausschalten. „Wichtig ist aber über das Handy hinaus, dass Sie eine NFC-fähige Gesundheitskarte haben“, sagt Sabine Wolter von der Verbraucherzentrale NRW. Die meisten Krankenkassen hätten diese neuen elektronischen Gesundheitskarten schon vielfach verschickt. Erkennen kann man sie an einer sechsstelligen CAN-Nummer im oberen rechten Eck der Gesundheitskarte. Wer noch keine Gesundheitskarte mit NFC-Funktion hat, kann sie bei seiner Krankenkasse bestellen. Außerdem notwendig, um die App zu nutzen: eine PIN. Sie bekommt man ebenfalls bei der Krankenkasse. Versicherte müssen sich dafür aber ausweisen, etwa in einer Geschäftsstelle ihrer Krankenkasse. Wer schließlich Karte und PIN griffbereit hat, wird in der App durch den Anmeldeprozess geführt. Rezepte stehen offline zur Verfügung Übrigens: Internetempfang brauchen Sie in der Apotheke nicht, um das E-Rezept per Smartphone einlösen zu können. Einmal heruntergeladen stehen die E-Rezepte in der App auch offline zur Verfügung. Was passiert, wenn man kein Smartphone oder keine elektronische Gesundheitskarte mit PIN hat? „Dann bekomme ich vom Arzt einen Ausdruck über dieses E-Rezept“, sagt Sabine Wolter. Der Ausdruck enthält alle wichtigen Informationen zur Verordnung und einen Rezeptcode. Er ist auch ohne händische Unterschrift gültig und wird in der Apotheke gescannt. Wer kein oder kein geeignetes Smartphone hat oder auf die App verzichten möchten, muss sich keine Sorgen machen: An die Medikamente kommt man auch weiterhin. Ab 2023 sollen E-Rezepte laut Gematik zudem über die Gesundheitskarte in der Apotheke eingelöst werden können – ganz ohne Smartphone und Zettelwirtschaft. Für Medikamente, die nicht rezeptpflichtig sind, stellen Ärzte weiter das grüne Papierrezept aus. Auch Rezepte für Betäubungsmittel werden derzeit noch nicht als E-Rezept ausgestellt. Bekommen auch Privatversicherte das E-Rezept? Für Privatversicherte wird es vorerst weiterhin das blaue Rezept geben, so Anke Rüdinger von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Die Einführung des E-Rezepts ist aber auch hier angedacht. Müssen Patienten mit E-RezeptApp für jedes neue Rezept zum Arzt? Nicht in allen Fällen. „Wenn Sie schon ein Vorrezept hatten und Sie brauchen ein Folgerezept im gleichen Quartal, können Sie dieses über die E-Rezept App auch übertragen bekommen“, sagt Sabine Wolter. Bieten Mediziner Videosprechstunden an, kann das E-Rezept ebenfalls in die App übermittelt werden. Kann ich mit der E-Rezept-App auch Medikamente für Angehörige abholen? Auch mit der App kann man Rezepte für Familienangehörige, Kinder oder etwa Nachbarn einlösen. Dafür sind die Gesundheitskarte und die PIN der Person notwendig. Die entsprechenden Daten fügt man in der App hinzu. Bekommen Angehörige ein ausgedrucktes E-Rezept, kann der Rezeptcode in der eigenen App eingescannt und in der Apotheke vorgezeigt werden. (dpa-tmn) Die offizielle App kann bereits auf das Smartphone heruntergeladen werden. Foto: dpa-Bildfunk
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