Dahoam is schee

3 Dahoam is schee Nur ein bisschen Frieden? Das Kriegsleid und die Sehnsucht nach einer heilen Welt als Themen in Liedern Moosburg. Sind wir derzeit im Krieg? Völkerrechtlich mag man das differenziert auslegen, gefühlt betrifft uns der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine aber in so vielfältiger Weise, dass sich viele als darin involviert fühlen. Zeit also, Trost oder erhellende Provokation bei der Musik zu suchen. Die bearbeitet das Thema Frieden in vielfältiger Weise – auch durch das Schildern der Gräuel von Kriegen. Wobei ein Antikriegslied noch nicht per se ein Friedenslied ist. Ausgehend von Psalmen und der gregorianischen Antiphon „Da pacem Domine“ hatte Martin Luther wahrscheinlich bereits vor 1529 das „Verleih uns Frieden gnädiglich“ komponiert. Sollte nur Gott, der Herr, Frieden stiften können? Bei den Reichstagen 1521 zu Worms und acht Jahre später zu Speyer hatte sich gezeigt, dass die Reformation durchaus den Reichsfrieden zu gefährden in der Lage war. 1525 etwa gab es Aufstände wie den der Bundschuh-Bewegung, als eine vom fränkischen Ritter Florian Geyer angeführte Mistgabelarmee den kaiserlichen Truppen anfangs Probleme bereitete. Der Bundschuh hatte sich unter anderem auf den 23. Psalm berufen: Sollte Gott jedes Einzelnen Hirte sein, war das von Kaiser und Papst übergestülpte Lehenssystem obsolet. Dass der innere Friede eine Rolle spielte, zeigte auch die Liedzeile „Gib vnserm Fürsten und aller Oberkeit fried vnd gut Regiment, das wir vnter jnen ein gerüglich vnd stilles leben führen mögen in aller Gottseligkeit vnd erbarkeit.“ Freilich konnte man auch Bezüge zu Luthers 1526 erschienenem Türkenkriegs-Pamphlet sehen, wo der Reformator die geistig-moralische Komponente über das rein Militärische gestellt hatte – Patriarch Kyrill lässt grüßen. 1917 hatte Bert Brecht die „Legende vom toten Soldaten“ im vierten Kriegsjahr verfasst. Ein für des Kaisers Selbstherrlichkeit zu früh gefallener Soldat wird quasi recycelt. Der konnte in der Ferne an der Front sogar die Sterne der Heimat sehen, wenn man keinen Helm aufhatte – eine Bedingung also, die im Feld nicht erfüllbar ist. Um diesen toten Soldaten im schwarz-weiß-rot bemalten Leichenhemd scharen sich nun zahlreiche Personen, die in Brechts Augen Mittäter am Kriegsleid sind: Sanitäter, die ihn wieder kampffähig bekommen wollen, Militärmusiker, eine Prostituierte, ein sich wichtigmachender Zivilist weit weg von der Front und ein das Weihrauchfass schwingender Pfarrer. Die Aussage des Bildes ist klar: Vor lauter Entourage sieht man das Leid des Soldaten nicht mehr. Sehen kann man ihn nur von oben, aber da sind nach Überzeugung des Atheisten Brecht nur Sterne. Blumen, Bed-ins und Bombergeräusche Im Jahre 1955 schließlich hatte Pete Seeger nach Anregungen durch ein Kosakenlied und ein baltisches Lied das Kettenlied „Where Have All the Flowers Gone?“ komponiert. Mädchen pflücken Blumen, bringen sie jungen Männern, diese sind jedoch in den Krieg gezogen, am Friedhof schließlich ist Endstation. „When will they ever learn?“, fragt Seeger am Ende jeder Strophe. Im Lichte der Tatsache, dass nach der letzten Strophe wieder mit der ersten begonnen wird, muss die deprimierende Antwort „Nie!“ lauten. Leider wird dies momentan wieder verifiziert. 1969 schließlich hatten John Lennon und Yoko Ono sogenannte Bed-ins veranstaltet. In Hotelzimmerbetten hielten sie Pressekonferenzen ab, auch die erste Aufnahme von „Give Peace a Chance“ stammt wohl aus einem Hotelzimmer in Montreal. Es war die Zeit, als sich Trennungsgerüchte bezüglich der Beatles verdichteten. Dennoch galt der Song zunächst als Koproduktion Lennons mit Paul McCartney. Bis heute ist „Give Peace a Chance“ ein populäres Lied bei Friedensdemos, 1977 erklang der Song sogar in Discos der DDR anlässlich von Jugendprotesten. Ebenfalls 1969 hatte Jimi Hendrix auf dem legendären Woodstock-Festival die amerikanische Hymne mit Kriegsgräueln akustisch untermalt. Der geniale Gitarrist entlockte dem Instrument die Geräusche von Bombern, von Explosionen, von Raketenwerfern und vielem mehr. Konservative Amerikaner waren empört, auch solche, deren Söhne aktuell in Vietnam kämpften. Die Hymne, inhaltlich eigentlich die kitschig gedichtete Vorstellung, dass das Sternenbanner mitten im Gefechtsfeld stolz weht, wenn sich der Pulverdampf verzogen hat, gilt vielen Amerikanern als heiliges Kernsymbol der nicht wirklich Vereinigten Staaten. Im Süden präsentiert man gerne auch die Flagge der Konföderierten, steht zu deren Sklaverei- und Rassismus-Ideologie. Die Band „Lynyrd Skynyrd“ hatte 1977 im Clip zu „Sweet Home Alabama“ diese Flagge auf einem knappen Bikini untergebracht. 1982 schließlich hatte Sängerin Nicole mit „Ein bisschen Frieden“ den „Eurovision Song Contest“ als Erste von bisher zwei Deutschen gewonnen. Der Falklandkrieg und vor allem die Nachrüstungsdebatte in Deutschland standen dem Song wohl Pate. Eine typisch deutsche Mischung aus Naivität und Weltuntergangshysterie wurde der damals 17-Jährigen ebenso vorgeworfen wie eine Abkehr vom „totalen Frieden“, wenn es ein bisschen davon schon tue. Das war die Position der Friedensbewegung, Teile derer allerdings von der Staatssicherheit gesteuert gewesen waren, wie sich nach der Wende herausstellte. Mangelndes Talent wurde der Interpretin ebenso unterstellt wie eine Banalisierung des Themas: „Das wichtigste menschliche Bedürfnis, eben der Frieden, droht zum Mode-Gag zu werden“, urteilte etwa die „Stuttgarter Zeitung“. fi Das Kriegerdenkmal auf dem Plan in Moosburg. Foto: Niko Firnkees Terminkalender Samstag, 29. Oktober: Rock im JUZ mit „The Painsmokers“, „Sick Moment“ und „Khaos“ im Jugendzentrum Moosburg, Einlass ab 19 Uhr (ab 14 Jahren). Montag, 31. Oktober, 17 Uhr: Familie Meir heißt im Halloween-Haus, Gärtnerstraße 5, zum Thema „Fluch der Karibik“ willkommen; ab 17.30 Uhr Halloween Night im Corner House. Freitag, 4. November, 20 Uhr: Schleudergang, Musikkabarett im Alten Wirt in Mauern. Samstag, 5. November, 19 Uhr: Festa del Vino, Narrhalla Moosburg, in der Schäfflerhalle. Donnerstag, 10. November, 20 Uhr: Wolfgang Krebs – „Vergelt’s Gott“, Schäfflerhalle. Samstag, 12. November, 19.30 Uhr: Herbstkonzert der Liedertafel Moosburg, Stadthalle. Dienstag, 15. November, 15.30 bis 18 Uhr: Berufs-Info-Tag in der KastulusRealschule; Samstag/Sonntag, 19./20. November, 10 bis 18 Uhr: Adventsmarkt des Hobbykünstlerkreises, Zehentstadel. Freitag, 25. November, 16 Uhr: Eröffnung der Zuckerstube, am Rathaus. Samstag, 26. November, 17 Uhr: Adventseröffnung am Rathaus mit Sternen-Lichterumzug. Am 2./3./4. und 9./10./11. Dezember: Christkindlmarkt am Zehentstadel. Samstag, 17. Dezember: Moosburger Advent zum Motto „Weihnachten anno dazumal“, Innenstadt. Mittwoch, 4. Januar, Django Asül – „Rückspiegel 2022“, Schäfflerhalle. i Bei den genannten Terminen (Stand Redaktionsschluss) können sich noch Änderungen ergeben. „Dahoam is schee“ Ihr Magazin für Moosburg und Umgebung Verlagsbeilage der Mediengruppe Attenkofer am 28. Oktober 2022 Auflage: 4.600 Exemplare Anzeigenleitung: Margot Schmid, Thomas Gedeck Anzeigen: Anzeigenteam der Moosburger Zeitung Organisation: Moosburger Zeitung Titelbild: Daniel Cunz Redaktion: Daniel Cunz Gestaltung: Grafik Landshut Druck: Cl. Attenkofer’sche Buch- und Kunstdruckerei, Verlag des Straubinger Tagblatts IMPRESSUM

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