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18 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE BAYERN BAYERN kompakt ● ▲ Fall Hanna bei „Aktenzeichen XY“ ASCHAU IM CHIEMGAUNoch immer sucht die Soko „Club“ nach dem Besitzer einer Holz-Armbanduhr, der mit dem Mord an Medizinstudentin Hanna aus Aschau in Verbindung stehen könnte (AZ berichtete). Wie das „Oberbayerische Volksblatt“ berichtet, soll dabei jetzt ein Aufruf in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ helfen. Bereits in der nächsten Folge am 9. November würde der Fall vorgestellt werden, berichtet das Blatt. Ob die Uhr direkt mit dem Täter in Verbindung gebracht wird, dazu will sich die Polizei nicht äußern, heißt es. ● ▲ Der 21 Millionen-Euro-Gewinn MÜNCHENMehr als 21 Millionen Euro haben mehrere LottoSpieler gemeinsam in Oberfranken gewonnen. Die langjährige Spielgemeinschaft wisse bereits von dem Gewinn, möchte aber möglichst anonym bleiben, sagte eine Sprecherin der Staatlichen Lotterie- und Spielbankverwaltung am Freitag. Die Gruppe wählte für den 22. Oktober sechs Richtige und auch die korrekte Superzahl im Spiel Lotto 6aus49. Damit hat die Tippgemeinschaft genau 21 282 001,90 Euro gewonnen. Was die Spielerinnen und Spieler mit ihrem Gewinn machen, wüssten sie noch nicht, hieß es in der Mitteilung der Staatlichen Lotterie- und Spielbankverwaltung. ● ▲ Stall mit 110 Kühen in Flammen SEEON-SEEBRUCKDer Brand eines Stalls hat im Landkreis Traunstein ein Großaufgebot der Feuerwehr auf den Plan gerufen. Zwei Menschen seien verletzt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Freitag. Die 110 Kühe blieben unverletzt. Ein zufällig vorbeifahrender Streifenwagen half mit Nachbarn und Feuerwehren, die Tiere aus dem Stall in Seeon-Seebruck zu retten. Dabei stürzte ein Mann und verletzte sich leicht am Fuß. Ein anderer Mann erlitt eine Rauchgasvergiftung. Die Brandursache war zunächst noch ungeklärt. ● ▲ Bayerns Pilze immer noch belastet MÜNCHENNoch immer können Wildpilze in Bayern radioaktiv belastet sein – 36 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Vor allem Pilze aus Südbayern seien betroffen, insbesondere der beliebte Maronenröhrling sei problematisch, teilten Bund Naturschutz und das Umweltinstitut München am Freitag mit. Beide Organisationen haben Pilze auf Strahlenbelastung untersucht und warnen nun davor, allzu häufig Gerichte aus selbst gesammelten Wildpilzen zu verzehren. Besonders Schwangere und Kinder sollten besonders vorsichtig sein. Die Belastung sei unterschiedlich. „Beispielsweise habenwir in Proben vonMaronenröhrlingen aus dem Großraum München in den letzten Jahren unter 40 bis über 2000 Becquerel pro Kilogramm gemessen.“ Maronenröhrlinge aus Südbayern sind oft belastet, so die Experten. Hanna (†23). „Ich wollte raus aus demModekreislauf“ Die einzige Konstante in der Mode ist ihr Wandel, lautet ein bekanntes Zitat, das der Modebranche Schnelllebigkeit als charakteristische Eigenschaft zuschreibt. Für Modedesigner mit internationalem Profil gelten der Entwurf und die Herstellung von mindestens zwei Kollektionen pro Jahr – je eine Frühjahr/Sommer und Herbst/ Winter – seit Jahrzehnten als professioneller Produktionsstandard. Dass die Verkaufszeit der Winterklamotten in den Läden zwischen Juni und Dezember erfolgt und die der Sommerteile von Dezember bis Mai, ist eine jener branchenspezifischen Eigenheiten, die an den Bedürfnissen durchschnittlicher Endverbraucher völlig vorbeigehen, und zudem ein Zyklus, der die Gefahr birgt, dass viele Stücke für die Mülltonne produziert werden. Überschüssige Ware wird oft weggeworfen – aus Imagegründen Denn nicht alles, was im gehobenen und oberen Preissegment in den Regalen liegen bleibt, landet zwangsläufig in einem Outlet-Store. Aus Imagegründen und zur Wahrung ihrer Exklusivität stampfen viele Luxusmarken überschüssige Ware lieber ein, als an ihnen den Rotstift anzusetzen. Eine enorme Verschwendung von Rohstoffen und Ressourcen, bei der Modedesigner Tom Rebl nicht mehr mitmacht. 14 Jahre lang hat der gebürtige Dingolfinger in Mailand nach den Regeln der internationalen Modeszene gespielt und seinen Namen zu einer coolen Marke geformt. Doch seit Mai dieses Jahres lebt und arbeitet der 46-Jährige in München – mit einem neuen Bewusstsein, und das ist ziemlich grün. Die Corona-Pandemie habe ihn zum Stillstand und zum Umdenken gebracht, sagt er. „Die Art, wie ich mein FashionBusiness führte, schien mir plötzlich nicht mehr zeitgemäß. Der wirtschaftliche Druck war groß, vieles drehte sich nur noch um Stückzahlen und Margen. Ich wollte raus aus dem Modekreislauf und mich nicht mehr den vorgegeben Produktions- und Verkaufszyklen beugen, sondern nach meinem eigenen Zeitplan arbeiten und dadurch neue, andere Wege der Produktion und des Vertriebs beschreiten.“ Seit September betreibt er nun ein Geschäft im Münchner Rathausgebäude, das von der Initiative „Kultur- und Kreativwirtschaft“ der Stadt durch Mietnachlässe gefördert wird. Von hier aus folgt Rebl seiner Vision von einem nachhaltigen Modelabel, und das beginnt für ihn schon bei der Auswahl der Stoffe: „Für meine Kollektionen verwende ich fast nur ‚dead stock fabrics’. Stoffe, die schon für ein anderes Modehaus produziert wurden und einfach übrig geblieben sind. Da ich bevorzugt mit unifarbenen, schwarzen und weißen Stoffen arbeite, ist es vollkommen egal, ob diese aus der aktuellen, letzten oder vorletzten Saison sind.“ Seit seinem Absprung vom Hamsterrad der Modeindustrie nutzt Rebl die Produktionslücken der Fertigungsbetriebe, die durch den Modekreislauf Stoßzeiten haben, um seine Aufträge zu platzieren. Die Näher und Näherinnen haben somit weiterhin Arbeit und er die Möglichkeit kleinere, bedarfsorientierte Mengen an Kleidungsstücken herstellen zu lassen. Auch an die strikte Einteilung von Kollektionen nach Saisons fühlt sich Tom Rebl nicht mehr gebunden. Selbstverständlich müsse ein Wintermantel warmhalten und ein Sommerkleid leicht sein, aber „ein Baumwollhemd ist ein Baumwollhemd – zu jeder Jahreszeit“, so der Designer. „Natürlich gibt es bestimmte Farben und Muster, die das Lebensgefühl, das mit den wechselnden Jahreszeiten einhergeht, eher widerspiegeln als andere, aber diese Überlegung ist für mein Label nicht relevant, da ich meine Farbund Musterpalette eher reduziert halte. Viele meiner Kollektionsteile sind Ganzjahrestücke.“ Rebls nachhaltiger Pragmatismus zieht sich inzwischen durch sein gesamtes Sortiment. So wurden Gliederketten aus farbigem Metall, die ursprünglich als Halterung seiner Mundund-NasenSchutzmasken dienten, zu Brillen- sowie Schlüsselketten umfunktioniert oder zu Halsketten mit dekorativen Anhängern umgestaltet, nachdemdie Maskenpflicht aufgehoben war. Verpackt in Brottüten aus recyceltem Papier Die Etiketten für sein Parfum „Bordelló“ werden aus Stoffresten geschnippelt, von Hand gestempelt und auf die Glasflacons geklebt. Als Verpackung dienen Brottüten aus recyceltem Papier. Statt in Papiertragetaschen bringen Rebls Kunden ihre Einkäufe in einem wiederverwendbaren Jutebeutel nach Hause. Tom Rebl will nicht als Öko-Designer verstanden werden, aber zeigen, dass Style und ökologisches Handeln einander nicht ausschließen müssen. „Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr vielseitig und der Klimawandel eine Herausforderung, die wir nur gemeinsam bewältigen können, trotzdem glaube ich, dass jeder einen Beitrag leisten kann, indem man einfach bei sich selbst anfängt und sich der eigenen Konsumgewohnheiten und Verhaltensweisen, die unserem Planeten schaden, bewusst wird.“ Sven Barthel Tom Rebl Creative Lab & Concept Store, Dienerstr. 20, 80331 München Modedesigner Tom Rebl vereint grünes Denken und coolen Chic – wie er das geschafft hat und was ihn zum Umdenken gebracht hat Aus Mailand zurück in München: Designer Tom Rebl – in einer Eigenkreation – entwirft extravagante Mode für Männer und Frauen. Fotos: Tom Rebl Monochrome Farben, fließende Linien und voluminöse Silhouetten kennzeichnen Tom Rebls Stil wie hier beim Kleid aus Baumwolljersey und der Anzugkombination aus Wollgemisch. Tom Rebl kreiert nachhaltige Modein München 51 neue Meldungen von Missbrauchsopfern Seit der Vorstellung des Gutachtens über sexuellen Missbrauch im katholischen Erzbistum München und Freising haben sich Dutzende weitere mutmaßliche Betroffene gemeldet. Die unabhängigen Ansprechpersonen der Erzdiözese für die Prüfung von Verdachtsfällen zählten bis 20. Oktober 51 neue Meldungen, wie das Bistum mitteilte. „Hierzu zählen jedoch unterschiedliche Vorwürfe, auch Grenzverletzungen oder andere“, sagte ein Bistumssprecher. Das vom Bistum bei einer Münchner Anwaltskanzlei in Auftrag gegebene Gutachten hatte bei seiner Vorstellung im Januar weltweit Aufsehen erregt. Die Studie geht von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern aus – und von einem weit größeren Dunkelfeld. Den ehemaligen Erzbischöfen FriedrichWetter und Joseph Ratzinger, heute Benedikt XVI., wurde in dem Gutachten persönlich Fehlverhalten vorgeworfen – ebenso dem aktuellen Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. Bei der Anlauf- und Beratungsstelle gingen bislang 288 Anrufe ein. „Jedoch handelt es sich nicht nur um Betroffene von sexuellem Missbrauch“, sagte der Bistumssprecher. Viele Anrufe stammten den Angaben zufolge auch aus anderen Diözesen. Am Landgericht Traunstein ist die zivile Feststellungsklage eines Mannes anhängig, der angibt, ebenfalls Opfer des verurteilten Missbrauchstäters Priester H. gewesen zu sein, dessen Fall eine zentrale Rolle in dem Gutachten einnimmt. Weil der emeritierte Papst Benedikt XVI. Erzbischof von München und Freising war, als Priester H. in die Diözese versetzt wurde, richtet sich die Klage auch gegen ihn. Ein Kreuz hängt an der Wand in Räumen des Erzbistums. dpa

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