20 ABENDZEITUNG SAMSTAG/SONNTAG, 29./30. 10. 2022 WWW.ABENDZEITUNG.DE BAYERN den bietet eine wichtige Grundlage für viele Tier- und Pflanzenarten. Ein Kuhfladen sei als Hotspot für Insekten zudem eine wichtige Nahrungsquelle für Amphibien, Fledermäuse und Vögel. „Hier, das ist Biodiversität – und kein Grünstreifen um einen Acker“, so der 62-Jährige und zeigt auf einen Hektar Wiese. Die Tiere halten weiterhin das Gras kurz und regen dadurch die Pflanzen zum Wachstum an – ein in sich geschlossenes System. „Wir müssen wieder anfangen, miteinander in Kreisläufen zu denken“, sagt Scheitz, die für ihre Initiative bereits ausgezeichnet wurde. Doch gehe dies nur mit dem Verbraucher, der die Produkte kauft. Im Milchhäusl der Grenzebachs etwa, kann die Milch frisch abgefüllt werden. Auch andere Produkte gibt es dort zu kaufen, wie Eier oder Gemüse. Und hat der Besucher noch Zeit, freuen sich die zutraulichen Kühe sicher über einen Besuch. Leonie Fuchs Norbert (r.) und Philipp Grenzebach im Stall mit ihren geliebten Kühen. Fotos: Bernd Wackerbauer Auf 20 Hektar haben die Tiere genug Platz zum Grasen – ein in sich geschlossener Kreislauf sei gut für das Klima, sagt Norbert Grenzebach. Die Kuh – ein Klimakiller? tigt, dass bei einem Klimabauernhof zwischen 30 und 50 Prozent weniger CO2 ausgestoßen wird, als bei einem konventionellen. Schädlich für das Klima seien die Massentierhaltung, die dadurch hohe Methan- und Lachgasproduktion und unnatürliche Nahrungsketten, so Norbert Grenzebach. Er appelliert, zum Ursprung zurückzukehren – zu einer flächengebundenen Weidewirtschaft, auf der nur so viele Kühe leben, wie die Fläche ernähren kann. „Dann ist sie auch nicht klimaschädlich.“ Und zudem sei dies dringend notwendig, denn die Landwirtschaft leide schließlich auch selbst unter dem Klimawandel: längere Trockenperioden und mehr Starkregen belasten. Gemütlichen Schrittes wandert derweil die Herde auf der Straße in Richtung Wiese. Ein Autofahrer stoppt für die Gefleckten und lächelt. Die Tiere suchen sich selbst ihren Weg, die Bauern laufen gemächlich hinterher. Philipp Grenzebach besitzt eiDie neunköpfige Familie ist auch Teil der Initiative „Klimabauer“ der Andechser Molkerei von Barbara Scheitz, bei der rund 100 Bio-Landwirte mitwirken. Die Idee: In der Region soll CO2 vermieden, der Verbrauch von Energie, Wasser und Ressourcen reduziert und so zum Klimaschutz beigetragen werden. Alle fünf Jahre wird Bilanz gezogen und nachgebessert, so Scheitz zur AZ. Beim Thema Kuh spuckt das Internet oft diese Rechnung aus: Für einen Liter Milch wird so viel CO2 verursacht, dass man mit demselben Treibhausgasausstoß knapp 13 Kilometer Autofahren könnte, sagt Philipp Grenzebach. Das Tier hat gar den Ruf als Klimakiller, da bei der Haltung die schädlichen Gase Kohlenstoffdioxid sowie Methan freigesetzt werden. Doch was dabei vernachlässigt werde: Die Bio-Kuh kreiere auch viel Klimapositives, nämlich „Artenvielfalt, einen nährstoffreichen Humusboden, Nahrung“. Auch Scheitz bestäWenn Diana auf die Weide soll, macht sie auf demWeg dorthin gerne einen kleinen Abstecher. Denn rechts vor dem Eingang des Biohofs Grenzebach bei Weßling (Kreis Starnberg) steht ein Apfelbaum, von dem sie am liebsten nascht. Die junge Kuh gehört zur vomAussterben bedrohten Rinderrasse Original Braunvieh. Sie und ihre 42 Artgenossen haben heuer schon mehrere Tausend Kilometer auf dem Buckel, erzählen die Landwirte Norbert (62) und Sohn Philipp Grenzebach (35) der AZ. Darum laufen die Vierbeiner beimAuftrieb inzwischen recht träge zu ihrer 20 Hektar großen Wiese. Doch je länger die Weidesaison, desto besser für’s Klima, sagen die Grenzebachs. Im Sommer sind die Wiederkäuer Tag und Nacht draußen. Am Hof der Familie gehen Klima- und Tierschutz seit über 200 Jahren und bereits in neunter Generation einher, denn eben auf diesen Kreislauf komme es an. nen Schlachtschein, doch alle Tiere ab der Größe der Schwäbisch-Hällischen Landschweine, die auch auf dem Hof leben, müssen in einen EU-zertifizierten Schlachthof, sagt er. Anders ist es bei den Fränkischen Landgänsen, die drüben schnatternd über das Grundstück laufen. „Die werden Weihnachten heuer wohl nicht miterleben“, sagt er. Aber bei den Kühen ist der junge Grenzebach froh, dass er sie nicht selbst schlachten muss. Der vierfache Papa melkt zweimal täglich. „Da hat man eine innige Beziehung, man kennt den Charakter jeder Kuh.“ An Milch gebe jede nur das, was geht. Etwa zehn Jahre wohnen die Tiere am Hof und werden in dieser Zeit auch ausgiebig mit Streicheleinheiten verwöhnt. „Sie brauchen Liebe und Zuneigung.“ Die Kühe zum Schlachter zu geben, das sei dann jedoch immer schmerzhaft. Diana und ihre Kuh-Freunde fressen nur Gras und Streuobst, wie die roten Äpfel am Hofeingang. Die Schweine bekommen Molke, Kleegras und AbfallBrot. Durch diese Fütterungsart werde automatisch weniger Kohlenstoff ausgestoßen, so Norbert Grenzebach, der sich um denWaldrand und die Weidewirtschaft kümmert. Strom wird am Hof mittels Photovoltaik selbst erzeugt. Statt dem Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Stickstoff-Dünger setzt man zudem auf organisches Material, „also Kuhfladen, Mist und Gülle“, sagt sein Sohn. Das sorge wiederum für einen nährstoffreichen Humusboden auf dem Grünland. „Wir haben 14,7 Prozent Humusgehalt an unserem Hauptstandort.“ Zum Vergleich: Ein konventioneller Landwirt in Bayern könne nur etwa zwei bis vier Prozent vorweisen. Pflanzen des Graslandes betreiben mit freigesetztem KuhKohlenstoffdioxid Photosynthese und binden auf der anderen Seite das Treibhausgas fest im Humusboden. Ein weiteres Plus: Der nährstoffreiche BoRinder haben den schlechten Ruf, zur Erderwärmung beizutragen. Doch mit der richtigen Haltung stimmt das so nicht, sagen zwei Landwirte. Ein Besuch Fleck- und Original Braunvieh läuft vom Hof in Richtung Weide ... ... Kuh Diana macht dabei gerne einen Abstecher zum Apfelbaum. Was kann die Landwirtschaft für denUmweltschutz leisten?Biobauernberichten Bei hohen Wolken viel Sonnenschein Zwischen einem Tief und einem Hoch fließt weiterhin warme Luft ein. Der heutige Tag bringt abseits der Nebel- und Hochnebelfelder an den Alpenrändern überall im Ostalpenraum sonnige Verhältnisse und sehr guten Fernsichten. Tageshöchstwerte in 2000 Metern Höhe um 17 Grad. Heute scheint bei einigen hohen Wolken meist die Sonne. Dabei wird es wieder ungewöhnlich warmmit Temperaturen zwischen 18 und 27 Grad. Schwacher Wind um Süd, im Alpenvorland zeitweise aus Nordost. Morgen und auch am Montag gebietsweise über den Vormittag hinaus Nebel, sonst überwiegend heiter. Adria 20-21 Grad Ägäis 20-24 Grad Algarve 18-19 Grad Kanaren 22-23 Grad Riviera 21-22 Grad Östl. Mittelmeer 21-28 Grad WETTERLAGE VORHERSAGE FÜR SÜDBAYERN AUSSICHTEN FÜR MÜNCHEN Es gibt kaum noch Belastung durch Pollenflug. Das Wohlbefinden wird nicht ungünstig beeinflusst, die Stimmung ist meist ausgeglichen. BIOWETTER POLLENFLUG REKORDE IN MÜNCHEN WASSERTEMPERATUREN REISEWETTER SONNE UND MOND BERGWETTER ALPENWANDERWETTER 1-5 6-10 11-15 16-20 21-25 26-30 unter -4 31-35 -4-0 13 15 11 18 15 20 23 18 19 20 21 25 17 18 23 20 20 23 25 23 25 21 24 27 28 28 28 12 23 24 Frankfurt Paris Hamburg London Dublin Oslo Stockholm Moskau Madrid Lissabon Tunis Palma Rom Nizza Dubrovnik Athen Istanbul Wien Berlin Dresden Bordeaux Varna Warschau Budapest St. Petersburg Malaga Palermo Antalya Las Palmas OZON (Grenzwert 180) München Landshut µg/m3 70 70
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